Brauchen wir bald eine neue Bundeshymne: "Land der Berge, Land der Betonierer / Land der Supermärkte, Land der Parkplätze"? Fakt ist, wir betonieren uns zu. Österreich hat in den vergangenen 25 Jahren die unglaubliche Menge von 130.000 Hektar Äcker und Wiesen durch Verbauung unwiederbringlich zerstört.
Die zubetonierte Fläche entspreche der gesamten Ackerfläche des Burgenlands, warnte die Österreichische Hagelversicherung vor dem Weltbodentag (5. Dezember).
Die Aussichten sind mehr als trüb: Sollte dieser Trend zum Zubetonieren ungebremst anhalten, werde es "in 200 Jahren keine Äcker und Wiesen mehr für die Lebensmittelproduktion in Österreich" geben, heißt es weiter.
Dabei eignen sich nur 16 Prozent der Fläche Österreichs überhaupt zur Lebensmittelproduktion, das sind um 50 Prozent weniger als in Deutschland mit 32 Prozent. "Uns muss daher bewusst sein: Jede geopolitische Krise und jede Störung der Lieferketten bedroht unmittelbar unsere Ernährungssicherheit", so die Hagelversicherung.
"Großzügige Baugenehmigungen für Supermärkte mit großflächigen Parkplätzen" führten zudem zur "Verschandelung der Landschaft, besonders an den Ortsrändern". Gleichzeitig habe die unkontrollierte Raumordnung "zur Verödung vieler Ortskerne und zum Sterben der traditionellen Gewerbebetriebe wie Fleischer, Bäcker oder Wirtshäuser" beigetragen.
„Jeder Quadratmeter fruchtbarer Boden, der verbaut wird, kostet uns wertvolle Ernte.“Melanie EbnerExpertin für Bodenschutz
Zum Weltbodentag legt die Umweltschutzorganisation Greenpeace eine spannende Berechnung vor: Alle fünf Minuten werden in Österreich rund 160 Quadratkilometer fruchtbare Ackerflächen und Obstgärten verbaut – Flächen, die 250 Kilogramm Lebensmittel liefern könnten.
Ganz konkret könnten auf jeder verlorener Ackerfläche 18 Kilo Kartoffeln, 6 Kilo Sojabohnen, 42 Kilo Getreide (für 50 Brotlaibe), 53 Kilo Äpfel, 9 Kilo Zwiebeln, 116 Kilo Mais sowie kleine Mengen Kichererbsen angebaut werden.
"Jeder Quadratmeter fruchtbarer Boden, der verbaut wird, kostet uns wertvolle Ernte", so Melanie Ebner, Expertin für Bodenschutz und Landwirtschaft bei Greenpeace. "Wenn wir unsere fruchtbaren Böden zerstören, gefährden wir die heimische Ernährungssicherheit – und die Zukunft der Landwirtschaft in Österreich."
"Böden, die für die heimische Produktion von Lebensmitteln dringend benötigt werden, verschwinden zunehmend unter Beton und Asphalt. Bodenschutz müsse daher "fest im nächsten Regierungsprogramm verankert" werden, fordert Ebner.