Gesundheit

Wie extreme Hitze die Schwangerschaft gefährdet

Eine deutsche Studie zeigt, dass anhaltende Hitze das Risiko für späte Frühgeburten steigen lässt. Warum das so ist und was Schwangere tun können.

Sabine Primes
Schwangere zwischen der 34. und 38. Schwangerschaftswoche sollten bei anhaltend hohen Temperaturen möglichst die Sonne meiden.
Schwangere zwischen der 34. und 38. Schwangerschaftswoche sollten bei anhaltend hohen Temperaturen möglichst die Sonne meiden.
Getty Images/iStockphoto

Mit steigenden Temperaturen nimmt auch die Zahl der späten Frühgeburten zu: Eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat gezeigt, dass Temperaturen über 35 Grad Celsius das Risiko einer Frühgeburt um bis zu 45 Prozent steigern können. Ab 30 Grad Celsius steigt das Risiko bereits um 20 Prozent.

Im medizinischen Sinne handelt es sich immer dann um eine Frühgeburt, wenn das Baby vor vollendeter 37. Schwangerschaftswoche geboren wird.
Von einer späten Frühgeburt spricht man zwischen der 34. bis 37. Schwangerschaftswoche.

Aus mehr als 42.000 Patientenakten analysierte ein Team um die Professorinnen Petra Arck und Anke Diemert aus der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin des UKE anonymisierte Daten von Schwangeren, die in den vergangenen 20 Jahren im UKE entbunden haben. Die Wissenschaftler verglichen dabei die errechneten sowie tatsächlichen Geburtstermine mit den Klimatabellen des Hamburger Wetterdienstes. Dabei konzentrierten sie sich auf die jährlichen Perioden zwischen März und September, in denen außergewöhnlich hohe Temperaturen herrschten.

Um bis zu 45 Prozent höheres Risiko

Demzufolge führt Hitzestress von 30 Grad Celsius zu einer Erhöhung des Frühgeburtsrisikos um 20 Prozent, Temperaturen über 35 Grad können das Risiko sogar um 45 Prozent steigern. "Auffällig war, dass die werdenden Mütter ein bis zwei heiße Tage offensichtlich überbrücken konnten. Folgte aber ein dritter, vierter, fünfter Tag ohne Abkühlung, setzten vermehrt vorzeitige Wehen ein. Und zwar besonders dann, wenn eine hohe Luftfeuchtigkeit das gefühlte Wärmeempfinden noch erhöhte", erläutert Studienleiterin Petra Arck, gleichzeitig Forschungsdekanin der Medizinischen Fakultät des UKE. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler in der Zeitschrift eBioMedicine veröffentlicht.

Aktuell sichtet das Forschungsteam die Klima-Prognosen der kommenden zehn Jahre. 2033 könnte aufgrund steigender Temperaturen annähernd jedes sechste Kind, rund 15 Prozent, zu früh geboren werden – doppelt so viele wie heute. 

Früher Geburt folgen gesundheitliche Probleme

"Eine Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche geht mit einem erhöhten Risiko für gesundheitliche Probleme im späteren Leben einher – hier zählt jeder Tag", erklärt Anke Diemert, die in der Klinik für Geburtshilfe schwangere Frauen betreut und den Studiengang Hebammenwissenschaft im UKE. So müssen unter anderem die Lungen, das Verdauungs- und Immunsystem noch reifen. Konzentrationsstörungen, schlechtere Schulleistungen, ein höheres Risiko für Infektionen, Allergien, Asthma und Übergewicht können Studien zufolge Konsequenzen einer Frühgeburt sein.

Hitze bedeutet Stress

Herrschen draußen tage- oder wochenlang extrem hohe Temperaturen, ist die Situation für die werdende Mutter extrem belastend: Weil der Bauch auf die Hauptvene drückt, kommt am Herzen nicht mehr so viel Blut an. Durch die Dauerhitze weiten sich die Blutgefäße und verstärken diesen Effekt. Eine solche hitzebedingte Gefäßerweiterung beobachten die Wissenschaftler auch in der Gebärmutter, was die Versorgung des heranwachsenden Babys mit Sauerstoff und Nährstoffen beeinträchtigt. In schwülen Nächten erhöht zudem fehlender Schlaf den Stress. Parallel sinken die Schwangerschaftshormone, der Cortisolspiegel steigt – und auch das Risiko einer Frühgeburt.

Was tun bei Hitze?

"Frauen, die sich zwischen der 34. und 38. Schwangerschaftswoche befinden, sollten bei anhaltend hohen Temperaturen möglichst die Sonne meiden, sich in klimatisierten Räumen aufhalten sowie viel Flüssigkeit zu sich nehmen", lautet die Empfehlung von Arck.

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    Viel trinken ist die Devise! Um einen Kreislaufkollaps zu vermeiden, am besten Wasser oder verdünnte, ungezuckerte Fruchtsäfte (kein Sirup!). Gut eignet sich Apfelsaft gespritzt. Der füllt die Elektrolyte wieder auf, die wir beim Schwitzen verlieren. Wichtig: Die Flüssigkeit regelmäßig portionsweise in kleinen Schlucken trinken und nicht alles auf einmal.
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