Wien

"Wia oft ma vagebn soi": Lektor predigt auf Wienerisch

Andreas Berghöfer überträgt Bibeltexte frei ins Wienerische. Dabei darf auch der Humor nicht fehlen, sagt er. Denn: "Jesus hat sicher gerne gelacht".

Yvonne Mresch
Andreas Berghöfer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichten aus der Bibel den Wienern in ihrem Dialekt näherzubringen.
Andreas Berghöfer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichten aus der Bibel den Wienern in ihrem Dialekt näherzubringen.
Denise Auer

"Do woa amoi a Hochzeit in an klanen Derfl in Galiläa, des hod Kanaa ghassn. Und die Muada vom Jesus is beim Fest gsessn und da Jesus söba und seine Freund woan a einglodn. Do is auf amoi, wias olle grod im schensten Feiern woan der Wein ausglodn. Sche peinlich, ka Wein, ka Stimmung, eh kloa. Des hängt da noch in so an Derfl, endlos." Es sind Texte wie diese, die Andreas Berghöfer frei aus der Bibel überträgt und mit seinen eigenen Gedanken ausschmückt.

"Wienerisch ist meine Ausdruckssprache"

Berghöfer ist Hilfspfarrer in der Evangelischen Johanneskirche in Liesing. In Zeiten der vielen Austritte aus der Kirche entstand diese Idee, um Menschen den Glauben wieder näher zu bringen. "Es geht darum, die Botschaft, das Evangelium, in einer Art und Weise zu vermitteln, die gerne gehört wird", erklärt er seine Intention. "Ich bin gebürtiger Wiener und Wienerisch ist meine Ausdruckssprache, in der ich Emotionalität viel besser rüber bringen kann als in der Schriftsprache."

Ihm sei besonders wichtig, dass Jung und Alt die Geschichten wieder mit der emotionalen Komponente, "mit dem Bauch" hören. "Lange Zeit war Religion eigentlich nur Kopfsache. Dadurch trocknet es aus und interessiert nur eine Hand voll Personen. Die ganz normalen Leute brauchen was für das Herz, den Bauch und das Leben", sagt er. Dabei darf auch der Humor nicht zu kurz kommen: "Es muss nicht immer so ernst sein. Ich bin der Überzeugung, Jesus hat oft gelacht. Er war bei ungezählten Festessen eingeladen, da ist es sicher auch lustig zugegangen." 

"Ich erzähle, was zwischen den Zeilen steht"

Natürlich sind nicht alle Geschichten humorvoll – denn auch die Passionsgeschichte hat Berghöfer komplett übertragen. Dafür verbringt er viel Zeit am Schreibtisch: "Ich lese mich sehr genau und langsam in Geschichten hinein und male mir dann aus, wie es gewesen sein könnte. Ich sehe die Szene wie einen Film vor mir, schmücke sie aus und erzähle was ich glaube, das zwischen den Zeilen steht. Das ist natürlich Interpretation, aber ich versuche die Kernaussage zu behalten."

Seine Texte trägt Berghöfer ab und an bei der Messe, aber noch häufiger in kleineren Runden vor. Er hält Lesungen oder nimmt Videos für Youtube auf. Für die Zukunft hat er noch weitere Pläne: "Ich würde gern häufiger wo eingeladen werden, etwa auch in Pflegeheimen, Gefängnissen oder Schulen. Ich erzähle lieber 'face to face' als vor einer größeren Gruppe." Die Reaktionen sind positiv, auch andere Pfarren haben bereits Interesse an der Idee bekundet.

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    SPAR/ Peakmedia Dominik Zwerger
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