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"Wetten, dass..?" gehört abgeschafft – für immer!

Es ist ja nicht so, als ob ich mich nicht auf die Show mit dem Gottschalk gefreut hätte. Aber ich glaube, irgendwann reicht es dann auch.

David Slomo
Dieses Busserl war wirklich unangenehm. Da muss sich sogar Michelle wegdrehen...
Dieses Busserl war wirklich unangenehm. Da muss sich sogar Michelle wegdrehen...
picturedesk.com

Samstagabend zu Hause auf der Couch und einfach lineares Fernsehen schauen. Das gab es bei mir schon lange nicht mehr. Aber wenn Thomas Gottschalk einlädt, dann hat man gefälligst einzuschalten. Kein Netflix, kein Prime, kein Youtube. Einfach ORF aufdrehen und berieseln lassen. Eigentlich echt simpel.

Und ja, ich habe mich gefreut, als der blond gelockte Engel, der mittlerweile schon 72 Jahre auf dem Buckel hat, die Showbühne betrat und sich vom Publikum hat feiern lassen. "Eine Legende", flüsterte ich mir selbst zu und musste darauf achten, dass ich kein Freudentränchen verdrücke. 

Michelles Fingerabdrücke auf Bäuchen

Wenige Sekunden später musste ich dann darauf achten, dass ich kein Schleudertrauma bekomme, weil ich so viel mit dem Kopf schüttle. Ohne jegliche Notwendigkeit sprach Gottschalk schamlos die Affäre von Kollegin Michelle Hunziker an. Dabei machte sie ihm gerade noch ein Kompliment, wie toll er nicht aussehen würde. Was übrigens hart gelogen war, denn der rote Leoparden-Anzug sah wirklich nicht gut aus. Ich meine: Ja, dass ist Gottschalk-Style. Und irgendwie lieben wir es alle dann schon. Aber es sieht trotzdem nicht gut aus. So ehrlich kann man doch sein.

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    Am 26. September
1987 moderierte <strong>Thomas Gottschalk</strong> erstmalig als Nachfolger von Frank Elstner die
beliebte ZDF-Samstagabend-Show.&nbsp;
    Am 26. September 1987 moderierte Thomas Gottschalk erstmalig als Nachfolger von Frank Elstner die beliebte ZDF-Samstagabend-Show.
    Schmitt / dpa / picturedesk.com

    Wie auch immer. Ebenso sprachlos wie Michelle, war ich auch. Da wusste die Moderatorin noch nicht, dass ihr Thomas damit nur den Startschuss für unangenehme Sprüche und Aktionen setzte. Auch ihr gegenüber. So fand er es witzig zu erwähnen, dass ihr Fingerabdruck auf Eros Ramazzottis Bauch verewigt ist. 

    Nicht alle wollen Bussis von Gottschalk

    Naja, immerhin kann Thomas ja mit seinen Gästen gut umgehen, oder? Also er weiß doch bestimmt, wer überhaupt kommt und was sie so gerade machen, oder? Diese Hoffnung verflog direkt bei den ersten Promi-Gästen. Gottschalk hatte keine Ahnung vom "Schlossgespenst Hui Buh", den Christoph Maria Herbst und Michael Bully Herbig bewerben wollten. Weder worum es im Film geht, noch wann er in die Kinos kommt.

    Ist ihm aber auch egal, immerhin konnte er es kaum erwarten die Damen um sich herum zu betätscheln und abzuschmusen. Ja, Herr Gottschalk, ich habe verstanden, dass dir die derzeitige Woke-Gesellschaft zu viel ist. Trotzdem ist es echt uncool, eine Dame, die zum ersten Mal im Fernsehen ist, zu einem Bussi zu zwingen. Also besser gesagt, sich die Erlaubnis zum Bussi zu erzwingen. Wow, das war unangenehm! 

    Vorbereitung? Braucht er nicht...

    Und nur, weil man selbst keine Lust auf neumodisches Zeugs hat, kann man ja akzeptieren, dass sich die Welt um einen herum weiterdreht. Ja, die Leute da draußen kennen Tate McRae tatsächlich. Und ja, Lena und Lisa haben nunmal 18,5 Millionen Fans auf Instagram. Jungen Künstlern ihre Erfolge abzusprechen, einfach nur weil sie jung sind – ganz schwierig.

    Dass er sich im Vorfeld offenbar nicht einmal ein bisschen auf die Show vorbereitet hat, will ich gar nicht erwähnen. Alle, die zugeschaut haben, haben gesehen, dass sich der Typ im Leo-Anzug kein bisschen Gedanken über Übergänge oder Ablauf der Sendung gemacht hat. Die Regie im Ohr und die Schilder am Boden werdens schon irgendwie richten.

    Vielleicht einfach nicht machen

    Ganz ehrlich: Da muss es doch tatsächlich niemanden mehr wundern, wenn das Fernsehen gegen das Internet untergeht. Da ist jedes TikTok von Lisa und Lena deutlich durchgetakteter und geplanter als die Kult-Show vom Gottschalk. Also zehn Millionen Menschen vorm Fernseher sind schon eine gute Quote. Oder wie die Influencer-Zwillinge sagen würden: Ein mittelmäßiges Video.

    Vielleicht sollte man "Wetten, dass..?" mit Thomas Gottschalk echt so in Erinnerung behalten, wie es vor Jahren war. Wir brauchen uns die Nostalgie ja nicht erzwingen, so wie ein 72-Jähriger Bussis von Wett-Kandidatinnen. Setzen wir die Show ab und schauen uns die Wiederholungen auf Youtube an. Ist vielleicht besser.

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      Der Bagger wiegt mehrere Tonnen.
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      Philipp von Ditfurth / dpa / picturedesk.com
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