Politik

Der Turnschuh-Minister ist Lockdown-Hardliner

Wolfgang Mückstein folgt Rudolf Anschober im Gesundheitsressort nach. Heute.at-Chef Clemens Oistric diskutierte vor Kurzem mit dem neuen Minister.

Clemens Oistric
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Ein Abend im März: Mückstein (Neo-Minister, ganz links), Oistric (<em>"Heute"</em>-Journalist, ganz rechts)
Ein Abend im März: Mückstein (Neo-Minister, ganz links), Oistric ("Heute"-Journalist, ganz rechts)
Screenshot Puls24

Jeans, aufgeknöpftes weißes Hemd, Turnschuhe – so traf ich Wolfgang Mückstein vor wenigen Wochen beim Fernsehsender Puls 24. In der Sendung "Pro und Contra" wurde der Oster-Lockdown diskutiert. Zentrale Frage: "Sind wir auf dem richtigen Weg?" Den Weg ins TV-Studio hat der Neo-Minister (und Mitglied der Grünen Ärztinnen und Ärzte) jedenfalls mit dem Privat-Auto angetreten. Wir kommen nahezu zeitgleich; Mückstein parkt sich hinter mir ein, dann geht's gemeinsam zum Corona-Test. Den lässt der Mediziner ohne Murren über sich ergehen; gibt Name, Geburtsdatum, Sozialversicherungsnummer und E-Mail-Adresse bereitwillig an. 

Mückstein hält sich an Maskenpflicht

Im Puls-24-Foyer werden wir fürs Scheinwerferlicht notdürftig aufgehübscht – coronabedingt findet man mit etwas Puder das Auslangen. Die Visage des uneitlen Arztes ist bei dem Procedere freundlich. Wir führen einen kurzen Smalltalk, er lässt mich bei der Schminke vor – und nimmt seine FFP2-Maske nur ab, wenn er einen Schluck Wasser trinkt.

Wolfgang Mückstein im aufgeknöpften weißen Hemd
Wolfgang Mückstein im aufgeknöpften weißen Hemd
Screenshot Puls 24

Im Studio plaudert der Allgemeinmediziner dann aus der Praxis. Unaufgeregt und mit tiefer Stimme. Die Haare (Seiten kürzer, gegelter Scheitel nach links) sind beim "Turnschuh-Minister" (im Gegensatz zu Joschka Fischer trägt er Adidas, nicht Nike) akkurat gestylt, das Outfit ist leger. Weitaus härter dann die Corona-Ansagen. Für Mückstein wurde (angesichts überfüllter Intensivstationen) der Ost-Lockdown in der Karwoche nicht rechtzeitig genug verhängt. "Die Maßnahmen kommen zu spät", sagt er. Er beklagt: "Die Landeshauptleute haben so lange gebremst, bis die Experten und Rudolf Anschober nicht mehr anders konnten."

"Testen will gelernt sein"

Das Pandemie-Management in Österreich beäugte er zusehends kritisch: "Ich nehme eine gewisse Paralyse wahr", sagt er. Und: "Es machen die Bundesländer unterschiedliche Dinge und keiner kennt sich aus." Dass die Corona-Zahlen in Österreich in den letzten Wochen nur wegen des vermehrten Testens stiegen, "sei eine Ausrede", so Mückstein. Er betrachtet es auch nicht als Allheimittel: "Ich stelle grundsätzlich die Qualität in Frage. Nicht jeder Test ist gleich gut gemacht und auch Testen will gelernt sein", so der Allgemeinmediziner.

"... dann können sie dort jetzt noch die Sau schlachten und feiern."

Entscheidend für ihn: "Transparente Kommunikation ist das Wesentliche – und nachvollziehbare Entscheidungsprozesse." Die regionalen Öffnungsschritte, auf die etwa Bundeskanzler Sebastian Kurz (VP) vehement setzt, sieht er kritisch: "Wenn wir schon wissen, dass in 14 Tagen, drei Wochen die neue Variante auch in Vorarlberg angekommen ist, und sie dort dann die doppelte Inzidenz haben, dann können sie dort jetzt noch die Sau schlachten und feiern und werden in drei Wochen die Rechnung dafür kriegen", ärgerte sich Mückstein. Auch mit den Landespolitikern ging er bei Puls24 hart ins Gericht: "Wenn Doskozil sagt, die Thermen können aufsperren, weil dort finden keine Ansteckungen statt und Mikl-Leitner sagt: 'Aber bitte die Geschäfte können jedenfalls offen bleiben' und jeder sagt 'Mein Bereich ist der, wo sich sicher niemand ansteckt', dann verliert man die Leute, weil sie sich denken: 'Warten wir, was sie morgen sagen, vielleicht derf man das dann eh wieder..."

"Idee von Zero Covid famos"

Auch, wenn sich Mückstein bei "Pro und Contra" als Lockdown-Hardliner gibt (das wird noch spannend mit Kanzler Kurz) – dem Modell "Zero Covid" (härteste Maßnahmen, um Infektionszahlen nahe null zu drücken) – gibt er keine Chance in Österreich: "Ich glaube tatsächlich, dass es nicht funktioniert, weil wir die Leute da nicht hinbekommen. Die Idee ist an sich famos – man macht das drei, vier, fünf Wochen und dann ist die Inzidenz so niedrig, dass wir lange Zeit haben, wo wir keine Einschränkungen haben." Was er fordert: "Klare Regeln, an die sich die Menschen dann halten können und Grenzwerte, die man dann auch einhält." 

Jetzt wartet Corona-Notfall Österreich

Nach der Debatte mit Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS), Publizistin Gudula Walterskirchen, Mathematiker Norbert Mauser und mir, dem "Heute"-Journalisten, bleibt Mückstein noch ein paar Minuten im Puls-4-Foyer. Er nimmt ein Glas Wasser, isst ein Brötchen und verabschiedet sich dann als Zweiter (nach Wiederkehr). Am nächsten Morgen würde er zeitig in seiner Ordination gebraucht werden, sagt er noch. Nun wartet auf ihn der Pandemie-Notfall Österreich. Therapie Impf-Turbo erwünscht.

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