Politik
Werner Kogler tobt über "perverse Putin-Propaganda"
Fast ein Jahr Krieg forderte schon Zehntausende Tote. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) teilt nun gegen Putin-Versteher und Kreml-Propaganda aus.
Seit fast genau einem Jahr herrscht wieder Krieg in Europa. Am 24. Februar jährt sich der Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine zum ersten Mal. Die Mehrheit der Österreicher würde sich ein Ende des Kampfhandlungen in der Ukraine und Friedensgespräche wünschen.
Das Wunschdenken scheitert aber noch an der Realität: Solange beide Seiten überzeugt sind, auf dem Schlachtfeld weitere Geländegewinne erreichen zu können, werden sich weder der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski noch Russen-Despot Wladimir Putin an einen Tisch setzen wollen.
Das geht sogar so weit, dass die Ukraine nun das Treffen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Wien boykottiert, weil Österreich russischen Delegierten die Einreise dazu erlaubt. Das hatte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) Anfang des Monats entschieden.
„"Ursächlich für den mörderischen Krieg ist Russland, alles andere ist perverse Putin-Propaganda" – Werner Kogler“
Dazu nahm nun auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) in einem Interview mit der "Krone" Stellung – und teilte gleichzeitig massiv in Richtung Moskau aus.
Harte Kante gegenüber Moskau
"Die internationalen Organisationen mit Sitz in Wien entscheiden jeweils selbstständig", kommentierte der 61-Jährige. Der Vizekanzler aus dem grünen Herzen Österreichs nimmt sich in seiner Kritik an Wladimir Putin kein Blatt vor dem Mund:
"Insgesamt ist schon klar, dass alles mit völkerrechtswidrigem Angriff Russlands beginnt. Echten Frieden kann es nur geben, wenn Putin sich zurückzieht. Ursächlich für den mörderischen Krieg ist Russland, alles andere ist perverse Putin-Propaganda", donnert der Steirer.
Doch trotz seiner klaren Haltung, signalisiert Kogler die Bereitschaft, auf diplomatischem Wege an die Krise heranzutreten: "Trotzdem muss man versuchen, jeden Tag die Gesprächskanäle zu Präsident Putin offenzuhalten."
Darum will Ukraine (so) keine Verhandlungen
Das von einigen im Westen propagierte Sentiment, die Ukraine müsse schnellstens Friedensverhandlungen mit Russland aufnehmen, stößt dort auf völliges Unverständnis. Eine Vertriebene aus der besetzten Region Cherson im Süden schildert im Ö1-"Morgenjournal", was sie und viele andere Ukrainer von dieser Idee halten.
"Die Idee von Verhandeln beispielsweise existiert in unserem Kopf gar nicht. Verhandeln ist ein grünes Licht für Verbrechen", erklärt Alisa Khokhulya. Die bisherigen Opfer ihrer Landsleute wären dann umsonst gewesen. Verhandlungen, die mit dem Abtreten besetzter Regionen an Putin enden, hießen für sie persönlich, dass ihre Heimat russisch bleibt: "Und keiner hat uns gefragt, ob wir das wollen, oder nicht. Wir wollen das gar nicht."
Aus Kiew heißt es seit Monaten, man sei für Verhandlungen jederzeit offen, allerdings nur unter folgender Bedingung: Sämtliche russische Truppen müssten sich vor den Gesprächen aus dem international anerkannten Hoheitsgebiet der Ukraine zurückziehen.