Österreich

Wenn du diese Verhütungs-Spirale hast, droht Gefahr

Bei Kupfer- und Gold-Spiralen der Firma Eurogine können Seitenarme brechen. Rund 1.000 Opfer haben sich bereits beim Verbraucherschutzverein gemeldet.

Christine Ziechert
Bei vielen Frauen brach ein Seitenarm der Eurogine-Spirale ab. 
Bei vielen Frauen brach ein Seitenarm der Eurogine-Spirale ab. 
privat

Von 2014 bis 2017 produzierte das spanische Unternehmen Eurogine Kupfer- und Gold-Spiralen, bei denen Seitenarme abbrechen können. 28.502 dieser Spiralen wurden in Österreich verkauft, laut einem Innsbrucker Gynäkologen sind 68 Prozent davon fehlerhaft.

Teilweise wurden die abgebrochenen Teile von selbst ausgeschieden, teilweise mussten sie aber auch operativ entfernt werden. Die Frauen litten unter Schmerzen, auch ungewollte Schwangerschaften waren die Folge – "Heute" berichtete bereits mehrfahr darüber. Rund 1.000 Geschädigte aus Österreich sowie 400 aus Deutschland und der Schweiz haben sich beim Verbraucherschutzverein (VSV) gemeldet, doch insgesamt könnten 19.000 betroffen sein, berichtet die "Kleine Zeitung".

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    Sabine Hertel

    Frauen wurden von allen Seiten im Stich gelassen

    Laut VSV hätte der Hersteller bereits im Februar 2018 von dem Materialfehler gewusst, aber erst im Oktober 2019 eine Info dazu herausgegeben. Während die Betroffenen in Spanien im Oktober 2019 und in Deutschland im Dezember 2019 informiert wurden, veröffentlichte das in Österreich zuständige Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) erst im September 2020 eine Sicherheitsinformation.

    Die Betroffenen in Österreich seien "von allen Seiten in Stich gelassen worden", erklärte die designierte VSV-Obfrau Daniela Holzinger-Vogtenhuber bei einem Pressegespräch in Wien. Zudem sind zwischen Bekanntwerden des Materialfehlers und der Warnung in Österreich zweieinhalb Jahre vergangen: "In dieser Zeit ist es zu Brüchen gekommen, in dieser Zeit ist es zu schweren inneren Verletzungen bei betroffenen Frauen gekommen und in dieser Zeit wurden auch noch die betreffenden, mangelhaften Spiralen bei Frauen gesetzt", so Holzinger-Vogtenhuber.

    "Es hätte eine Warnung geben müssen" - Daniela Holzinger-Vogtenhuber, designierte VSV-Obfrau

    Holzinger-Vogtenhuber kritisierte zudem, dass das BASG die Information über die mangelhaften Spiralen nur auf dessen Homepage veröffentlicht hatte. Die Betroffenen selbst sowie Ärzte seien nicht eingebunden worden: "Da hätte es eine Warnung geben müssen", so Holzinger-Vogtenhuber und kündigte erneut eine Amtshaftungsklage gegen die Republik an.

    Dass viele Betroffene den Bruch der Spirale für einen Einzelfall hielten, bestätigt auch Rechtsanwältin Margit Sagel, die einige Geschädigte bei der Geltendmachung von Schadenersatz vertritt: "Das war kein Pech. Das war ein weit umfassender Materialfehler, der verhindert hätte werden können bei rechtzeitiger Information. Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass die Angelegenheit nicht unter den Tisch gekehrt wird", meint die Juristin.

    Eurogine muss für Produkt haften

    Für jene Frauen, die über eine eigene Rechtsschutzversicherung verfügen, reicht der VSV individuelle Klagen ein. Bereits im heurigen Frühjahr entschied das Gericht in der Steiermark, dass die Firma für das schadhafte Produkt haften muss. Die Experten vermuten jedoch eine hohe Dunkelziffer an betroffenen Frauen – die sich eine Klage aufgrund einer fehlenden Rechtsschutzversicherung nicht leisten können. Für diesen Fall wurde nun mit der Frauenorganisation "Soroptimist Austria" ein Crowdfunding eingerichtet.