Österreich

"Wehret den Anfängen": Pfarrer verreißt Sonntagsöffnung

Dass am vierten Adventsonntag alle Geschäfte für den Weihnachtseinkauf öffnen dürfen, stößt dem nö. Kaplan Franz Sieder sauer auf. 

Jochen Dobnik
Teilen
Pfarrer Franz Sieder wettert gegen die "neoliberale Wirtschaft", die "alles schlucken und zu Geld machen" möchte: "Sie hat keine Ehrfurcht und keinen Respekt vor dem heiligen Boden des Sonntags."
Pfarrer Franz Sieder wettert gegen die "neoliberale Wirtschaft", die "alles schlucken und zu Geld machen" möchte: "Sie hat keine Ehrfurcht und keinen Respekt vor dem heiligen Boden des Sonntags."
Diözese St. Pölten

Am 19. Dezember 2021 dürften – ausnahmsweise – alle Geschäfte Österreichs für den Weihnachtseinkauf öffnen. Was den Handel freut, stößt dem katholischen Kaplan Franz Sieder sauer auf. In einer Aussendung kritisiert er die Sonntagsöffnung am vierten Adventsonntag. "Sie sind Tage der Besinnung und sollen nicht aus reiner Profitgier auf dem Altar des Kapitals geopfert werden. Wehret den Anfängen!"

"Sonntag ist Tag der Ruhe"

Der Sonntag sei gleichsam heiliger Boden und der sollte von den Geschäftemachern und Maklern nicht betreten werden, wettert Sieder, der derzeit als Krankenhausseelsorger in Amstetten (NÖ) arbeitet. "Der Sonntag ist der Tag der Ruhe und es soll auch der vierte Adventsonntag ein Tag der Ruhe bleiben. Auch aus ökologischer Verantwortung sollen wir die Konsumsucht der Menschen eher einbremsen."

"In der Bibel heißt es: 'Am siebenten Tag sollst du ruhen.' Dieses Ruhen und Nichtarbeiten am Sonntag hat es durch 2.000 Jahre gegeben."

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) hatte auf die Einigung am Dienstag mit freudigen Worten reagiert: "Angesichts der gegenwärtigen Situation ist die Möglichkeit zur Öffnung der Geschäfte am sogenannten Goldenen Sonntag eine gute Maßnahme, um einen Teil des umsatzstarken Weihnachtsgeschäfts nachzuholen. Gerade in der Vorweihnachtszeit besteht ein besonderes Einkaufbedürfnis der Bevölkerung."

"Keine Ehrfurcht und Respekt vor heiligen Boden des Sonntags"

Dass man um des Menschen willen am Sonntag öffnen möchte, sei eine Lüge, so der Arbeiterpriester, der warnt: "Wehrt den Anfängen. Die kapitalistische Wirtschaft fährt über alles drüber – über den Menschen, über die Natur und auch über den Sonntag."

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock