Wien

"Daumen hoch" auf WhatsApp bringt Schüler vor Gericht

Rechtsanwälte besuchen in Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion Wiener Schulklassen. Sie klären die Schüler über das Thema "Hass im Netz" auf.

Nicole Oirer
Ein falscher Tastendruck auf WhatsApp brachte einem Wiener massive Probleme ein.
Ein falscher Tastendruck auf WhatsApp brachte einem Wiener massive Probleme ein.
Reuters

Lukas (Name von der Redaktion geändert) kam über Freunde in eine große WhatsApp-Gruppe. Dort war er nicht wirklich aktiv, stellte die Gruppe stumm, weil das Handy dauerhaft piepte. Einmal schickte er eine kurze Nachricht, einen Daumen hoch. Wenige Wochen später bekam Lukas eine Ladung vor Gericht. 

Rechtsanwälte halten Vorträge in Schulen

In der Gruppe wurden zum Teil nationalsozialistische Inhalte geteilt. Lukas wurde wegen seiner blinden "Daumen hoch"-Reaktion wegen Verstoßes gegen das Verbotsgesetz vor Gericht geladen. Zwar konnte er glaubhaft machen, davon nichts gewusst zu haben und das Verfahren wurde eingestellt. So wie ihm geht es aber vielen, erklärt Rechtsanwältin Kerstin König.

Sie ist in Zusammenarbeit mit den Wiener Rechtsanwälten und der Wiener Bildungsdirektion regelmäßig in Schulen, hält Vorträge für die siebte bis neunte Schulstufe. Denn genau in dieser Altersgruppe geht es um einen wichtigen Schritt: sie erreicht gerade die Strafmündigkeit von 14 Jahren.

"Gerade im Alter von 14 Jahren, wenn die Strafmündigkeit beginnt, empfinden es viele immer noch als Spaß, wo anderen bereits Schaden zugefügt wird", erzählt König. Es sei auch wichtig, den Jugendlichen klar zu machen, welche Folgen eine Vorstrafe für ihr weiteres Leben, zum Beispiel beim Finden einer Lehrstelle, haben kann.

Fokus auf dem digitalen Raum

Im Sommersemster 2022 nahmen rund 10.000 Jugendliche an der Aktion teil. Insgesamt gibt es rund 60.000 potenzielle Schüler in dieser Altersgruppe, erklärt Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer. "Heuer liegt der Fokus auf dem digitalen Raum und stärkt junge Menschen dadurch in ihrer Medienkompetenz", so der Bildungsdirektor. Denn gerade Cybermobbing oder Hass im Netz sind Themen, die Jugendliche immer wieder betreffen. 

Insgesamt haben im letzten Jahr schon 107 Schulen mit 394 Klassen an der Aktion teilgenommen. Eine davon ist auch die Mittelschule am Enkplatz in Wien-Simmering. Schulleiter Gerd Bauer sieht das Projekt sehr positiv. "Man merkt einfach den Unterschied, wenn da externe Leute in die Schule kommen und das erklären. In einer Schule wie meiner mit rund 30 Nationen und 440 Schülern freue ich mich über kompetente Hilfe von außen."

Schulleiter Gerd Bauer, Rechtsanwältin Kerstin König, RAK Wien-Präsident Michael Enzinger, Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer und Simmerings Bezirksvorsteher Thomas Steinhart (v.l.n.r)
Schulleiter Gerd Bauer, Rechtsanwältin Kerstin König, RAK Wien-Präsident Michael Enzinger, Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer und Simmerings Bezirksvorsteher Thomas Steinhart (v.l.n.r)
Denise Auer

130 Rechtsanwälte halten Vorträge in Schulen

Auch Wiens Rechtsanwaltskammer-Präsident Michael Enzinger freut sich über das Projekt in Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion. Etwa 130 seiner Kollegen haben sich gemeldet, um Vorträge in Klassen zu halten. "Auch wenn es unser Geschäft ist, Mandanten vor Gericht zu vertreten, steht die Pflicht im Vordergrund, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen."

Anmelden für das Projekt kann man sich über ein Online-Tool bei der Rechtsanwaltskammer Wien. Am vereinbarten Tag kommt dann ein Rechtsanwalt in die Klasse und erklärt den Kindern für eine Schulstunde lang alle wichtigen Grundlagen und beantwortet Fragen.

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