Coronavirus

Wegen Corona feiert Jugend jetzt Partys im Zug

Junge Erwachsene haben wegen des Lockdowns kaum mehr Möglichkeiten, um mit ihren Freunden Party zu machen. Einige weichen deshalb in Züge aus.

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Aufgrund der harten Corona-Regeln ist gemeinsames Feiern derzeit nicht erlaubt.
Aufgrund der harten Corona-Regeln ist gemeinsames Feiern derzeit nicht erlaubt.
Getty Images/iStockphoto

Partystimmung mitten im Lockdown: Über ein Dutzend Schweizer Jugendliche stehen im Eingangsbereich einer S-Bahn, kreischen und feiern mit roten Bechern in der Hand. Mehrere Videos, die solche Treffen von jungen Erwachsenen in Zügen und Straßenbahnen dokumentieren, kursieren derzeit in den sozialen Medien.

Bundesbahnen warnen vor Konsequenzen

Die Szenen, die sich in den Zug- oder Tramwaggons abspielen, ähneln sich meistens: Es herrscht ausgelassene Stimmung, es sind mehr als die bei privaten Veranstaltungen erlaubten Personen - in der Schweiz sind es fünf, in Österreich zehn - unterwegs, es wird mutmaßlich Alkohol konsumiert und viele tragen keine Maske. "Wieso in die Hosen machen wegen einer Grippe" und "Wer hat Angst vor den Bullen? Wir nicht!", steht in den Kommentaren unter einem Video.

Ein ähnlicher Vorfall ist auch der Gewerkschaft des Verkehrspersonals bekannt: "Wir haben Kenntnis erhalten, dass sich vergangenen Samstag Personen am Bahnhof Zürich trafen, sehr wahrscheinlich um Party zu feiern. Diese haben sich mit dem öffentlichen Verkehr nach Zürich begeben", sagt SEV-Gewerkschaftssekretär Jürg Hurni. Weil die Züge im Regionalverkehr grundsätzlich unbegleitet verkehrten, sei unbekannt, was zuvor in den Waggons vorgefallen sei.

Die Schweizer Bundesbahnen wollen sich auf Anfrage des Nachrichtenportals 20min nicht dazu äußern, ob solche Zug-Partys seit Beginn des zweiten Lockdowns häufiger auftreten. SBB-Sprecher Martin Meier macht einzig klar, dass Treffen in Zügen verboten sind, wenn keine Maske getragen werde. "Bei Verstößen gegen die Maskenpflicht kann unser Personal die Sicherheitsdienste beiziehen, was zu entsprechenden Ordnungsbussen und Verzeigungen führen kann."

"Lieber weniger Freunde treffen, dafür die guten"

Der Betreiber der Instagram-Seite "Szene_isch_Zueri", wo die Party-Videos publiziert wurden, hat Verständnis für die feiernden Jugendlichen: "Man kann im Moment nicht viel mit seinen Kollegen unternehmen, außer an die frische Luft zu gehen." Vielen fehlten deshalb die sozialen Kontakte, sagt der 20-Jährige, der anonym bleiben will. Er selber versucht trotz des Lockdowns den Kontakt mit seinen Freunden Corona-konform zu pflegen: "Wir machen zum Beispiel draußen Sport oder machen Takeaway und essen an einem coolen Aussichtspunkt."

Bei Pro Juventute kennt man die Probleme, vor die der Lockdown junge Erwachsene stellt: "In unseren Beratungen stellen wir fest, dass Jugendliche vor allem unter den Einschränkungen im Sozialleben stark leiden", sagt Sprecher Bernhard Bürki. Viele fürchteten, durch die eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten ihre Freunde zu verlieren. Im Vergleich zum Vorjahr hätten die Beratungen zum Thema "Einsamkeit" und "Freunde verlieren" um 37 respektive 93 Prozent zugenommen.

Das digitale Beziehungsnetz könne den physischen Kontakt nicht vollständig kompensieren, so Bürki: "Wenn gemeinschaftliche Erlebnisse fehlen, fehlt auch eine Basis für den digitalen Austausch.» Der Rat der Jugendorganisation: "Wir empfehlen, dass man lieber weniger Freunde trifft, dafür die guten."