Coronavirus
"70-km-Reise zum Corona-Test vor Friseurbesuch"
Der Pensionistenverband kritisiert die Details der Lockerungsmaßnahmen, allen voran die Testpflicht für Friseur, Massage und Co.
Ab 8. Februar wird der Lockdown in Österreich in einigen Bereichen gelockert. So dürfen Handel und Schulen, aber auch körpernahe Dienstleister wieder öffnen. Für den Friseur- oder Massagebesuch ist aber künftig neben der FFP2-Maskenpflicht auch ein negatives Testergebnis notwendig. Und dieses darf nicht älter als 48 Stunden sein.
Der Pensionistenverband kritisiert die Maßnahme als wenig praxistauglich. Dies sollte für ältere Menschen einfacher gestaltet werden. "Die von der Bundesregierung angekündigten Lockerungen bringen viele ältere Menschen zum Verzweifeln", heißt es in einer Aussendung.
Teilweise 70 km bis zur nächsten Teststation
"Um zur dringend notwendigen Fußpflege, zur Massage oder zum längst überfälligen Frisörbesuch zu kommen, bedarf es nämlich eines negativen Testergebnisses, das nicht älter als 48 Stunden sein darf. Aber: Um zu einem Test zu kommen, müssen in vielen Landesteilen Österreichs enorme Strecken zurückgelegt werden", lautet die Kritik.
Vor allem im ländlichen Bereich sind die Teststationen schwer zu erreichen, wie Beispiele aus Ober- und Niederösterreich zeigen. "Vom Ort Unterlaussa (Bezirk Steyr-Land) müssen die Menschen nach Steyr (ca. 70 km) bzw. nach Garsten (ca. 66 km) oder ins benachbarte Niederösterreich nach Waidhofen an der Ybbs (ca. 44 km) testen fahren. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es dafür keine Möglichkeiten. Für Menschen ohne Auto ist das ein unmögliches Unterfangen", erklärt der Pensionistenverbands-Generalsekretär Andreas Wohlmuth.
Dazu kommt, dass die Teststraßen nicht täglich geöffnet haben. Auch eventuelle Wartezeiten in der Schlange bei den Teststraßen sind einzukalkulieren.
"Für die ältere Generation nicht zumutbar"
"Das ist der älteren Generation nicht zumutbar! Für einen 15-minütigen Herrenhaarschnitt beim Friseur im Ort muss man einen halben Tag für eine Fahrt kreuz und quer durchs Land für ein Testergebnis in Kauf nehmen. Diese undurchdachte Vorgehensweise beweist, wie realitätsfern die Bundesregierung agiert", kritisiert Wohlmuth.
Tests werden zwar auch in Apotheken und bei einigen Hausärzten bzw. in anderen dezentralen Labor-Instituten angeboten, kosten aber zwischen 20 und 40 Euro. "Viele, vor allem ältere Personen können sich das nicht leisten!", so der Pensionistenverbands-Generalsekretär.
Er fordert, dass die Regelung noch geändert wird, bevor sie in Kraft tritt. So sollen etwa auch kostenlose Tests in allen Apotheken, bei allen niedergelassenen Ärzten und dezentralen Labor-Instituten möglich sein oder ein Gratis-Wohnzimmer-Test bei älteren Menschen anerkannt werden.