Österreich
Was neues Buch über Didi Mateschitz verrät, überrascht
Der Titel hält nicht das, was er verspricht: In "Dietrich Mateschitz: Flügel für Menschen und Ideen" geht es nur am Rande um den Red-Bull-Gründer.
Bevor Interessierte zum neuen Buch "Dietrich Mateschitz: Flügel für Menschen und Ideen" greifen (Erscheinungsdatum: 17.10.), sollten sie einen Blick auf den Untertitel werfen: "Mit Red Bull auf den Spuren von Viktor Frankl". Denn, der Titel suggeriert zwar einen Rückblick auf Mateschitz' Leben, doch das Buch behandelt im besten Fall die Auswirkungen der Lehren des berühmten Neurologen und Psychiaters auf Red Bull und dessen Gründer.
Der Erscheinungstermin am 17. Oktober ist dabei nicht zufällig gewählt: Am 22. Oktober 2022 starb Mateschitz im Alter von 78 Jahren – und damit auch das Herz von Red Bull. Doch der Mythos rund um Mateschitz und sein Imperium wirkt auf viele nach wie vor faszinierend.
Mateschitz wollte ursprüngliches Buch nicht
Diese Tatsache nutzt Autor und Jurist Volker Viechtbauer weidlich aus. Viechtbauer, jahrelang Leiter für Recht und Personal bei Red Bull, hatte sein Werk nach mehrmonatiger Arbeit bereits im Frühjahr 2020 beendet. Anschließend legte er es Mateschitz vor: "Er hatte angefangen, das Manuskript zu lesen und war, so schien es mir, zufrieden", erzählt der Jurist im Vorwort des Buches.
Wenige Wochen später gab es einen Rückzieher. Mateschitz stutzte Viechtbauer die Flügel, das Buch dürfe so nicht erscheinen: "Sinngemäß meinte er, Red Bull sei nicht auf eine einzige Formel oder Quelle – in diesem Fall Viktor Frankl – zurückzuführen", erklärt Viechtbauer. Das Manuskript musste also überarbeitet werden.
Red Bull und die Lehre Viktor Frankls
Herausgekommen ist großteils eine Rückschau auf Viktor Frankls Erkenntnisse und Einfluss, dem auch Mateschitz erlegen war – in Kombination mit der Geschichte von Red Bull. So lauten die Kapitel etwa "Wie die Lehre Viktor Frankls den Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz beeinflusste", "Viktor Frankls Logotherapie: Der Wille zum Sinn" oder "Dietrich Mateschitz: Gestaltungswille und Unternehmertum".
Doch auch, wenn Frankl im Fokus des Buches steht, blitzt ab und zu die Persönlichkeit Mateschitz' durch. So berichtet Viechtbauer etwa, dass Mateschitz sehr nachtragend war und Fehler selbst nach Jahren nicht vergessen hatte: "Natürlich kam es in meiner Red-Bull-Zeit auch vor, dass ich ihn enttäuschte. Die ein- oder zweimal waren nie rasch vergeben und vergessen, sondern wie Wunden, die nur schwer heilen und deren Narben auch noch nach Jahren sichtbar sind."
„"Er duzte enge Mitarbeiter, während sie ihn auch noch nach Jahrzehnten mit Sie anredeten. Wenn er jemanden dann trotzdem einmal siezte, wusste jener sofort, dass er mit etwas nicht einverstanden war" - Volker Viechtbauer“
Auch im Umgang mit engen Mitarbeitern war Mateschitz eigen: "Er duzte sie, während sie ihn auch noch nach Jahrzehnten mit Sie anredeten. Wenn er jemanden dann trotzdem einmal siezte, wusste jener sofort, dass er mit etwas nicht einverstanden war", erinnert sich Viechtbauer, der Mateschitz‘ Führungsstil als "kooperativ-autoritär" bezeichnet.
Dass über Mateschitz wenig verraten wird, wird dem Verkaufserfolg aber keinen Abbruch tun: Bereits jetzt, kurz vor dem Erscheinungstermin, ist "Dietrich Mateschitz: Flügel für Menschen und Ideen" (Verlag Benevento, 27 Euro) etwa bei Thalia in der Sparte Sachbücher auf Platz 3 der Bestseller. Der Name Mateschitz verleiht eben Flügel.