Coronavirus
Was jetzt alles droht – das geheime GECKO-Protokoll
Noch höhere Corona-Zahlen, Reinfektionen und sinkender Impfschutz: Bei GECKO ging es heiß her. Der Rettungschef warf hin – "Heute" hat die Details.
Zum zehnten Mal tagte die GECKO-Kommission am Freitag im Kanzleramt. Und es ging heiß her. Erst stellte sich der neue Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) vor. Er bat "Heute"-Infos zufolge um Vorschuss-Vertrauen und kündigte "einen neuen Stil" sowie "eine kooperative Zusammenarbeit" an. Der Vorarlberger gestand Probleme bei der Kommunikation ein.
GECKO-Sondersitzung am Dienstag
Kommuniziert wurde bei dem Treffen auch der GECKO-Abgang von Bundesrettungs-Kommandant Gerry Foitik. Laut eines internen Protokolls – es liegt "Heute" vor – begründete Foitik seinen Rücktritt "nicht nur mit Unverständnis für die Zusammenarbeit mit der Bundesregierung", sondern verwies auch auf die hohen Belastung des Roten Kreuzes durch die Ukraine-Krise. Zumindest den zweiten Teil der Erklärung lieferte er einige Stunden später auch öffentlich im ZiB-2-Interview.
Der Rückzug von Gerry Foitik brachte im GECKO-Meeting einen Stein ins Rollen. Auch mehrere andere Mitglieder wollten über die Funktions- und Arbeitsweise der Kommission debattieren. Aufgrund des engen zeitlichen Korsetts wurde dies vertagt: Bereits kommenden Dienstag (22.3.) findet aber eine Sondersitzung statt.
"Heute" kennt die hitzigsten Punkte des gestrigen Treffens:
Trotz täglicher Rekord-Infektionszahlen sei die Spitze des Eisbergs noch nicht erreicht. Experten rechnen in der nächsten Woche mit einem weiteren Anstieg – "Heute" berichtete. Die zunehmende Dominanz des neuen Omikron-Typs BA.2 (wächst 80 Prozent schneller, sorgte aber bisher nicht für mehr Spitalsfälle) treibe das Infektionsgeschehen weiter an. Die Reproduktionszahl (wie viele Menschen steckt ein Infizierter an) ist nochmals zwischen 30 und 40 Prozent höher. Ein Abflachen der Infektionszahlen soll laut Prognostikern jedoch mit 23. März einsetzen. Auch die Normal- und Intensivbetten werden sich dann weiter füllen – hier gibt es einen "Nachzieh-Effekt".
Nun auch mehr Reinfektionen
Daten aus Großbritannien zeigen laut GECKO, dass bei Omikron die Rate der Wiederinfektion höher als bei früheren Varianten ist. Heißt: Eine Genesung von Delta bietet keinen guten Schutz gegen Omikron. Immer wieder kommt es sogar zu einer Reinfektion mit dem neuen Omikron-Typ BA.2 – nach einer Infektion mit Omikron BA.1.
Die Regierung hatte GECKO – vor dem Hintergrund vieler Ausfälle in der kritischen Infrastruktur, speziell in den Spitälern – mit Fragen zu einer möglichen Verkürzung der Quarantäne befasst. Einzelne Mitglieder vertraten den Standpunkt, dass das Infektionsgeschehen durch pauschale Verkürzungen weiter befeuert werden könnte, da sich Österreich derzeit noch immer in einer ansteigenden Phase der Infektionszahlen befindet.
Demgegenüber würde eine vorübergehend wieder verpflichtende Homeoffice-Regelung sowie Maskenpflicht die Quarantäne in gewissen Bereichen sofort erleichtern. Dies kündigte Gesundheitsminister Johannes Rauch dann noch am Freitag an.
(Weitere) Lockerungen im Kontaktpersonenmanagement seien nicht möglich, solange Covid-19 eine meldepflichtige Erkrankung sei.
Nur noch zehn Corona-Tests (5 PCR, 5 Antigen) stehen den Österreichern ab April kostenlos zur Verfügung. Da die rechtlichen Voraussetzungen und Finanzierung für die Testungen in den Apotheken ab 1. April noch ausständig sind, wollten die Länder Antworten – bekamen sie aber nicht. "Noch offen", beschied man. Auf Nachfrage, wann die Verordnung vorliegen werde, wurde man auf kommende Woche vertröstet. Detailfragen können daher in der Sitzung nicht beantwortet werden, so die Rückmeldung.
GECKO wurde auch mit Recherchen beauftragt, welche Maßnahmen schon jetzt ergriffen werden sollen, um im Herbst nicht wieder vor einem Corona-Desaster zu stehen. GECKO kam zum Ergebnis, "dass zum aktuellen Zeitpunkt keine spezifischen Maßnahmen beschrieben werden, die jetzt ergriffen werden sollen, um eine etwaige nächste Welle durch eine Variante bzw. im Herbst oder Winter 2022/23 einzudämmen oder bestenfalls zu verhindern". Es wird nun abgeklärt, ob dennoch eine Arbeitsgruppe eingerichtet wird.
Eine aktuelle AGES-Studie zeige, dass unter 60-Jährige nach zwei Impfdosen bis zu sechs Monate über einen passablen Schutz verfügen (zumindest betreffend schwere Verläufe), möglicherweise auch darüber hinaus. Bei 3-fach Geimpften lässt die Impfwirkung besonders bei den über 60-Jährigen nach drei Monaten auch wieder nach, von einem um fast 80 Prozent reduziertem Risiko auf nur mehr knapp 30 Prozent niedrigeres Risiko nach drei Monaten.