"Kälte-Guru" Daniel Fetz

Was du übers Eisbaden wissen musst – Tipps vom Experten

"Kälte-Guru" Daniel Fetz organisiert Einführungen ins Eisbaden in ganz Österreich. Seine Tipps für deinen Einstieg.

Jochen Dobnik
Was du übers Eisbaden wissen musst – Tipps vom Experten
Der oberösterreichische Wakeboard-Doppelweltmeister, Atemfitness-Trainer und "Kälte-Guru" Daniel Fetz organisiert Einführungen in Kaltwasserschwimmen im In- und Ausland.
fetzysworld

Draußen herrscht Eiseskälte, der Jackenkragen wird enger zugezogen – und dann soll man freiwillig im See baden gehen? Eine Vorstellung, die die meisten Menschen passenderweise erschaudern lässt. Die andere, schwimmende Hälfte schwärmt dagegen von Stressabbau, Entzündungshemmung, Stärkung des Immunsystems und Steigerung des Selbstwertgefühls – allesamt Vorteile des Schwimmens im kalten Nass.

Auch Daniel Fetz gehört zu den Fans von Eisbaden. Der oberösterreichische Wakeboard-Doppelweltmeister und "Kälte-Guru" organisiert Einführungen in Kaltwasserschwimmen im In- und Ausland. Im "Heute"-Interview gibt er Tipps für Anfängerinnen und Anfänger, die den Sprung ins kalte Nass wagen möchten.

Schwimmen in kaltem Wasser soll zahlreiche Vorteile haben. Stimmt das wirklich?

Ich hab schon mehrere Tausend Leute ins Wasser begleitet und die unglaublichsten Schilderungen erfahren: Auto-Immunerkrankungen sind besser geworden, und und und. Aber das ist bei jedem anders. Die Hard Facts, die wissenschaftlich bewiesen sind, natürlich erstens, es verbessert das Herz-Kreislauf-System, die Blutgefäße machen auf und zu, es putzt einen so richtig durch.

Es fördert den Stoffwechsel, senkt auch die Entzündungswerte (IL6). Darüber hinaus ist Eisbaden ganz gut fürs Immunsystem, das wissen wir ja schon seit Kneipp. Es wird mehr Braunfett produziert, welches das weiße Fett verheizt, es purzeln also die Kilos. Das Glückshormon Dopamin wird ab 30 Sekunden ausgeschüttet, es ist gut für die Haut, fürs Anti-Aging, fürs Lymphsystem. Und ganz wichtig: Man trainiert sein autonomes Nervensystem. Man lernt sich in einer stressigen Situation besser zu entspannen.

Gibts auch Leute, die lieber an Land bleiben sollten?

Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem sehr hohen Blutdruck – alles über 160, 180 – sollten das Schwimmen in kaltem Wasser generell vermeiden. Genau kann man sagen, es ist eher für gesunde Leute, die noch gesünder werden wollen, mehr Klarheit gewinnen wollen.

Welchen Rat würdest du Anfängern geben, die Eisbaden wagen möchten?

Ganz wichtig: Es geht nicht um die Dauer. Weniger ist mehr, ein kurzer Reiz genügt. Man spricht da von zwischen zwei bis maximal vier Minuten. Ab zehn Minuten spricht man von einer lebensbedrohlichen Situation. Und ein kleiner Tipp: am besten ist es, mit der Saison zu gehen, also jetzt im Herbst anzufangen, sich langsam an die Temperaturen zu gewöhnen und wenn's dann wirklich schweinekalt wird und Eis liegt, macht's sicher Sinn, die Hände oder Füße warmzuhalten, vielleicht in ein Paar Neoprensocken zu investieren.

Das Schöne am Eisbaden ist, man baut relativ schnell auf. Wenn man 3-4 Mal Eisbaden geht, immer bis zu fünf Tage dazwischen, dann kommt man relativ schnell auf die vier Minuten.

Wann sollte man unbedingt aus dem Wasser steigen, um Gefahren zu vermeiden?

Finnische Weisheit: Wenn's warm wird (lacht). Es gibt eine grobe Faustregel: so viel Grad, wie das Wasser hat, so viele Minuten bleibe ich drin. Aber man sollte besser auf die Uhr achten, denn wenn die Glückshormone einkicken, wird's tückisch. Noch einmal: Es geht nicht um die Dauer, es ist kein Wettkampf. Frei nach Paracelsus, die Dosis macht auch hier das Gift. Es geht nur um den kurzen Reiz.

Empfiehlst du eine Mütze oder einen anderen Schutz?

Wenn's extrem kalt ist, man verliert tatsächlich sehr viel Wärme über den Kopf, Mütze aufsetzen. Hände schützen, am Anfang heraußen zum Gebet gefaltet oder unter den Achseln. Man hat ganz viele Scherzrezeptoren an den Händen und Füßen, die kann man am Anfang schützen. Wenn die Füße mal kalt sind, braucht's echt lange, bis diese wieder warm sind.

Wie sehen deine Kurse genau aus?

Die Tagesworkshops gehen von 10 bis 16 Uhr, die ersten beiden Stunden sind Theorie zur Atmung, dann gibt's eine zweistündige Atem-Session, wo wir verschiedene Atemtechniken auch mal ausprobieren. Nach einer kurzen Pause gibt's dann noch eine kurze Theorie zum Eisbaden, bevor wir dann eine Stunde Eisbaden gehen. Es gibt aber auch 3-Tages-Retreats, wo wir uns in den Bergen zurückziehen, das kann alles online gebucht werden.

Warum braucht es einen solchen Kurs? Kann man nicht einfach alleine loslegen?

Natürlich kann man auch alleine loslegen. In der Gruppe, das sagen aber immer wieder die Leute, ist es angenehmer – ein Tribe, ein Team.

Die nächsten Workshops: 17. November, 1., 21. und 28. Dezember jeweils in Steyregg (OÖ), 22. Dezember in der Area47 im Tiroler Ötztal. Das nächste 3-Tages-Retreat findet von 17. bis 19. Jänner im Almresort Vorderstoder (OÖ) statt.

1/4
Gehe zur Galerie
    "Das ist ein bisschen wie kurz sterben und dann ist man plötzlich voller Energie", schildert die Mimin ihr Gefühl.
    "Das ist ein bisschen wie kurz sterben und dann ist man plötzlich voller Energie", schildert die Mimin ihr Gefühl.
    Linda Koprowski

    Auf den Punkt gebracht

    • Eisbaden bietet zahlreiche gesundheitliche Vorteile wie Stressabbau, Entzündungshemmung und Stärkung des Immunsystems, erklärt der Wakeboard-Doppelweltmeister und "Kälte-Guru" Daniel Fetz
    • Für Anfänger empfiehlt er, sich langsam an die Kälte zu gewöhnen, die Dauer des Aufenthalts im Wasser zu begrenzen und auf den eigenen Körper zu hören, um Gefahren zu vermeiden
    dob
    Akt.
    An der Unterhaltung teilnehmen