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Was das Coronavirus für eine Geburt bedeutet
Die Covid-19-Pandemie schreitet voran und damit wächst auch die Angst unter werdenden Eltern. Was sich bei einer Geburt jetzt ändert und worauf geachtet werden muss.
Die Verunsicherung bei Schwangeren ist derzeit groß: Während die Covid-19-Pandemie in einem rasanten Tempo voranschreitet, steht das medizinische Wissen diesbezüglich noch ganz am Anfang. Gewisse Einschränkungen und Falschmeldungen können bei werdenden Müttern noch zusätzlich für Ängste sorgen.
"Aus heutiger Sicht sind Schwangere nicht mehr gefährdet, als sie es auch ohne Schwangerschaft wären", so Peter Wolf Husslein, Leiter der klinischen Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin am Wiener AKH. Auch eine automatische Übertragung des Erregers auf das Ungeborene sei derzeit ausgeschlossen.
Um dennoch das Risiko einer Ansteckung zu vermeiden, sollten Schwangere weiterhin die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Maßnahmen einhalten.
Maßnahmen auf der Geburtenstation
Auswirkungen auf eine Geburt an sich habe das Coronavirus jedoch nicht. Auch die Art der Geburt, ob nun spontan oder Kaiserschnitt, sei nicht von einer Infektion abhängig. Maßnahmen gebe es aber: "Bei uns im AKH werden alle getestet, die stationär aufgenommen werden." Außerdem dürfen Kindesväter weiterhin bei der Geburt dabei sein, allerdings nicht im Wochenbett. Eine Vorgabe des Gesundheitsministeriums, betont der Gynäkologe.
Als sehr vernünftig sieht Husslein auch den Wunsch der meisten Wöchnerinnen, so schnell wie möglich wieder nach Hause zu gehen. Die Aufenthaltsdauer im Spital wird vom AKH selbst allerdings nicht verkürzt.
Covid-19-positive Patientinnen
"Derzeit sind das SMZ Süd und das Wilhelminenspital für Covid-19-Positive vorgesehen. Sollte eine Verlegung jedoch nicht mehr möglich, weil der Geburtsvorgang schon zu fortgeschritten ist, gibt es bei uns ein spezielles Geburtszimmer und genaue Richtlinien, wie das Personal sich zu schützen hat", erklärt Husslein.
Testungen der Mitarbeiter
Ein Problem sieht der Mediziner darin, dass nicht alle Mitarbeiter getestet werden können. "Das sollten wir anhand von Italien und Spanien gelernt haben. Aber dafür reicht die Testkapazität leider nicht aus." Bisher kommt es auch hier nur aufgrund von Symptomen zu einem Test.
Mit Mundschutz stillen
"Stillen wird weiterhin empfohlen, allerdings müssen Verdachtsfälle und Covid-19-Positive zum Schutz des Kindes dabei einen Mundschutz tragen", so Marianne Mayer, Leiterin der Landesgeschäftsstelle Wien des Österreichischen Hebammengremium. Gesunde Frauen sollten sich hingegen lediglich an die ganz normalen Hygienevorschriften halten.
Änderungen - wenn auch nur Kleine - gibt es übrigens auch bei der Wochenbett-Betreuung durch eine Hebamme: Dringend notwendige Visiten, bei Stillschwierigkeiten, für die Vitamin-K-Gabe oder den Fersenstich, werden bei gesunden Frauen weiterhin wie gewohnt durchgeführt. Alle Sprechstunden in der Schwangerschaft müssen vorerst verschoben werden. Außerdem stehen Hebammen bei Fragen auch telefonisch oder via Videokonferenz zur Verfügung. Letzteres gilt auch für Mütter, die positiv auf das Virus getestet wurden. Sie können nur besucht werden "wenn die Visite behördlich abgesegnet wird und entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen werden", erklärt Mayer.
Da Geburtsvorbereitungskurse derzeit nicht gestattet sind, werden diese jetzt vermehrt im Internet von Hebammen angeboten. "Schwangere sollten sich dort Informationen holen und nicht auf YouTube-Videos zurückgreifen." Um Angst und Unsicherheiten durch Fake News nicht weiter zu schüren, verweist die Hebamme außerdem an offizielle Stellen, wie die WHO oder das Sozialministerium.
(Christine Scharfetter)