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Warum träumen wir gerade so komische Sachen?

Suchanfragen für verwirrende Träume sind um 200 Prozent gestiegen, Träume von Ex-Partnern sogar noch mehr. Warum ist das gerade so?

Heute Redaktion
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Intensiv, verwirrend, zeitweise peinlich und teilweise offensichtlich an Passagen der Vergangenheit angelehnt, die man gerne in der geistigen Isolation behalten hätte - unsere Träume sind gerade extrem extrem. Viele von uns träumen mehr denn je, andere verwirrender denn je. Bei wieder anderen taucht der Ex-Freund zu häufig auf und stört die Nacht- und Seelenruhe. Doch womit hat das zu tun?

Man möchte an seiner stabilen Verstandsfähigkeit zweifeln, wenn man sich, durch das schrille Weckerläuten erschreckt, aus einem Traum aufwachend vorsieht, in dem man noch vor dem Bruchteil einer Sekunde tief umschlungen in den Armen des seit Monaten Verflossenen lag. Es scheint so zu sein, dass die Aktivität unseres Unbewussten seit der Lockdown-Situation deutlich gestiegen ist.

Ein Schlafforscher nähert sich im Gespräch mit Noizz Lösungsansätzen an und versucht zu erklären, warum das so ist.

Trend bei Suchanfragen ist deutlich

Die Google-Suchanfragen zu verrückten Träumen (sowohl auf deutsch als auch auf englisch) sprechen eine klare Sprache: Dieser "Trend" beschäftigt viele von uns. Die Suchanfrage "Warum träume ich gerade so komische Sachen?" ist seit dem Vorjahr um 200 Prozent gestiegen. Neben der Liebe sind es oft Action-geladene Verfolgungsjagden, wiederkehrende Albträume, die fast viermal so häufig gesucht werden, familiäre Tragödien und alles, was unser Unbewusstes aus der Schatzkiste des Verdrängten hervorzaubern kann. Nichts jedoch scheint so gestiegen zu sein wie die Suchanfragen nach Träumen von dem Ex-Partner - nämlich um nicht zu verleugenbare 2.450 Prozent.

Gesunkene Schlafqualität

Krisen beeinflussen die Schlafqualität, so Dr. Michael Schredl, wissenschaftlicher Leiter des Schlaflabors des Zentralinstituts für seelische Gesundheit in Mannheim. Viele neue Ängste hat die Corona-Krise heraufbeschworen und Menschen begegnen ihnen mit unterschiedlichen Bewältigungsstrategien. Niemand weiß, wie die Zukunft aussehen wird. Der Boden der Stabilität ist unausweichlich aufgebrochen. Tagsüber regieren die Ablenkungsversuche, nachts verarbeitet der Kopf. Das kann Stress bedeuten, das wiederum führt zu häufigeren Wachphasen, so der Forscher weiter. Durch diesen "leichteren" Schlaf können wir uns in Folge besser an Träume erinnern - vor allem an Stressträume. Wir träumen also nicht mehr, sondern können uns wegen der veränderten Schlafqualität und des (wenn auch unbewussten) erhöhten Stresslevels besser daran erinnern.



Stressverarbeitung und Nostalgie


Apropos Stress: "Träume spiegeln aktuelle Gefühle wieder, mit dem Ex-Partner sind wahrscheinlich Stress-Gefühle assoziiert", sagt Schredl. Stress ist also ein Haupt-Traumthema und wird gerade möglichst bunt illustriert. Traumcoach Marilyn Devonish erklärte gegenüber der News-Seite "Unilad", dass das Auftauchen von Expartnern im Traum metaphorisch für die Vergänglichkeit stehen könnte, die der Lebensabschnitt mit dem Partner und vor der Krise hatte. Die Ex-Beziehung kann somit das Symbol für die Zeit vor Corona sein.

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