Klimaschutz
Sind Schnecken ein klimafreundliches "Future Food"?
Früher wurden Schnecken als Fastenspeise oder günstiges Gulasch serviert. Heute liegen Schnecken in der gehobenen Gastronomie voll im Trend.
Ausgrabungen bezeugen, dass bereits die Römer Schnecken gegessen und als Nahrungsmittel in ganz Europa verbreitet haben. Weil sie für die Kirche weder Fisch noch Fleisch waren, wurden sie von Christen vor allem in der Fastenzeit verspeist. Im 18. Jahrhundert machte sich Wien als "Schneckenhauptstadt" einen Namen.
From Farm to Table
Dass Schnecken Tradition haben, weiß auch der Wiener Andreas Gugumuck. Er züchtet seit 2008 auf dem Hof seiner Familie in Rothneusiedl im Süden von Wien erfolgreich Weinbergschnecken. Früher wurde auf dem Hausacker der Gugumucks am Stadtrand in Favoriten Suppengrün angebaut. Heute fressen dort die Schnecken das Wurzelgemüse.
2014 machte Andreas aus dem Hof der Gugumucks eine Schneckenmanufaktur mit Gartenbar und Hofladen. Hier kann man Schnecken sogar als Sieben-Gänge-Menü genießen. Schnecken sind gute Geschmacksträger und sehr vielseitig anwendbar. Die Klassische Weinbergschnecke schmeckt nach Kalb mit erdig-nussiger Note.
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Schnecke hat viermal mehr Eiweiß als Rindfleisch
Schnecken sind aber nicht nur überraschend schmackhaft, sondern auch sehr proteinreich und verfügen über viele hochwertige Aminosäuren.
"Heute For Future TV" ist donnerstags auf allen Kanälen der R9-Gruppe (W24, KurierTV, NÖN N1, etc.) um 16:30 Uhr sowie samstags um 9:30 Uhr (Wh.) und auf YouTube/@heuteat zu sehen. Es moderieren Amra Durić, Lydia Matzka-Saboi und Dominik Kaltenböck.
Unschlagbar ressourcenschonend
Auf der rund 2.000 Quadratmeter großen Farm ernten Andreas Gugumuck und sein Team 300.000 Schnecken im Jahr. Das Wiener Becken ist sehr kalkhaltig und bietet somit den idealen Nährboden für den Hausbau der Weinbergschnecken. Für eine artgerechte Schneckenhaltung wird mit Holzbrettern der Waldrand nachgebaut; dreimal täglich benetzt ein feiner Sprühnebel das Feld. Der Boden muss nicht bearbeitet werden; man braucht auch keine Hochtechnologie für die Schneckenzucht. Im Vergleich zu anderen Futtertieren benötigen diese kleinen Kaltblüter deutlich weniger Land, Wasser und Futtermittel.
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Nach spätestens vier tropischen Nächten mit Tiefsttemperaturen von mindestens 20 Grad fallen Weinbergschnecken in eine natürliche Trockenstarre. In diesem Tiefschlaf werden sie mit kochendem Wasser abgebrüht. Danach werden die Kriechtiere aus ihren Häusern rausgezogen und ausgenommen. Die Schnecken müssten bei der Abtötung nicht leiden, so Gugumuck. Bevor die Schnecken als Delikatesse auf dem Teller landen, werden sie noch drei Stunden lang gekocht. Mahlzeit!