Österreich

Warum jetzt sogar Gabalier für Wut-Bauer Geld sammelt

Dem höchstgelegenen Bergbauernhof der Steiermark drohte das Aus. Doch aufgrund ungewohnter Bündnisse dürfte sein Überleben gesichert sein.

Leo Stempfl
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Das Engagement von Christian Bachler brachte diesen sogar schon in ORF-Talkshows
Das Engagement von Christian Bachler brachte diesen sogar schon in ORF-Talkshows
Hubert Mican

Es kommt nicht oft vor, dass Andreas Gabalier gemeinsame Sache mit Persönlichkeiten wie Florian Klenk macht. Aber wenn, dann zeigt sich schnell, was alles geht. Der Startschuss für die Spendenaktion fiel am Sonntag gegen halb 10 Uhr Vormittags. Keine fünf Stunden später war das Ziel von 150.000 Euro erreicht, gegen 17.30 Uhr waren es schon 200.000. Doch wozu überhaupt?

Auf 1.450 Metern Höhe befindet sich der Hof von Christian Bachler, 38 Jahre alt. Mit seiner Bio-Alm im Bezirk Murau ist er die höchstgelegene des Landes Steiermark. Auf Facebook unterhält er zigtausende Fans mit seinem Alltag, Stargästen wie der österreichischen Landgans Daisy, seinem Yak Yakob und Hund Nessi. Doch er engagiert sich auch offen politisch: Gegen die Fleischindustrie, die Milch-Mafia sowie die moderne Land- und Viehwirtschaft.

Know your enemies

So kam es auch, dass Bachler seinen Unmut über Aussagen von Florian Klenk zum Alm-Urteil kund tat. Um den Chef der "linken-Bobo-Stadtzeitung" bäuerliche Probleme näher zu bringen, lud er diesen auf ein Praktikum ein. Klenk nahm dieses Angebot an, wurde "geläutert" und ein guter Freund des Wut-Bauers. Doch nicht jeder geht so gut mit Kritik um.

"Wenn du öffentlich aufmuckst gegen die Agrarpolitik, gegen Funktionäre, dann spürst du das", sagt der Bauer in der "Kleinen Zeitung". Im Selbststudium brachte er sich alles notwendige bei und baute seinen Stall aus. Doch Umstände wie die niedrigen Milchpreise, Änderungen bei der Almflächenförderung und verzögerte AMA-Kontrolltermine – wodurch Förderungen verspätet kamen – brachten den Bauern immer tiefer in die roten Zahlen.

Die Bank bot einen Kredit mit zwölf Prozent Zinsen an, Bachler verkaufte mehrere Almen sowie Anteile an einer Agrargemeinschaft, trotzdem waren noch 150.000 Euro offen. Die Bank drohte deswegen, den Hof zu versteigern.

Ein Land, das hilft

Christian Bachler startete einen "money pool" auf PayPal, hier kann jeder – anonym oder mit Klarnamen – Geld in den Topf einzahlen. Falter-Chefredakteur Klenk schrieb Sonntagmorgen einen Twitter-Thread über die Situation des Bauers. Medien berichteten darüber. Am Ende wendet sich sogar Andreas Gabalier auf Facebook an seine Fans. "Retten wir gemeinsam eine kleine steile 'heile' Welt", schreibt er.

Die Spendenwelle reißt den kompletten Sonntag über nicht ab. Von ein- bis dreistelligen Beträgen ist alles dabei, die Plattform erlaubt auch das Anhängen von Grußbotschaften. "Weil unsere Kinder sich immer über Ihre Tiervideos und Bilder sehr freuen, danke", schreibt ein Vater, der 50 Euro spendet. "Volle Solidarität von einer linksradikalen Vegetarierin aus Wien" liest sich unter einer 70-Euro-Spende.

Bereits kurz vor 13 Uhr war das Ziel von 150.000 Euro erreicht, die Umschuldung dadurch ermöglicht. Mit weiteren 120.000 Euro wäre der Landwirt komplett schuldenfrei, aber das würde er auch alleine schaffen, sagt er. Nichtsdestotrotz trudeln laufend weiter Spenden im "money pool" ein. Mit jedem aktualisieren wird es ein Tausender mehr. Wenn das so weiter geht, könne er sogar seine Almen behalten, lässt er über Klenk ausrichten.

"Wir sind motiviert bis in die Haarspitzen. Wenn wir jetzt diesen Berg überwinden können, dann werden wir weiter kämpfen, wie bisher", kündigt der Wut-Bauer in einer Videobotschaft an. Das heißt konkret: Gegen landwirtschaftliche Erzeuge als seelenlose Rohstoffe, von denen Konzerne profitieren. Für nachhaltigere und ökologische Landwirtschaft, von der Bauern wieder ohne Abhängigkeit von Förderungen leben können. Und für Konsumenten, "die ein geiles Produkt kriegen".