Coronavirus
Warum immer mehr Geimpfte doch Corona bekommen
Immer wieder treten Corona-Infektionsfälle bei Geimpften auf. Pharmakologe Markus Zeitlinger erklärt, welche Faktoren dafür ausschlaggebend sind.
Am Dienstag sorgte die Corona-Infektion von Niederösterreichs SP-Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig für Aufsehen. Die 56-Jährige hat sich trotz zweifacher Impfung und regelmäßigen Tests angesteckt, "Heute" berichtete. Am Vortag klagte sie über Kopfschmerzen und grippeähnliche Symptome, der Test fiel positiv aus.
Von 1000 Geimpften haben vier Personen einen Impfdurchbruch
Corona-Infektionsfälle bei Geimpften sorgten zuletzt für heftige Impfdebatten. 5.834.562 Menschen (65,32 Prozent der Gesamtbevölkerung) haben in Österreich mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten, davon gelten 5.547.389 Menschen Menschen (62,10 Prozent) als vollimmunisiert. Und 200.460 Menschen erhielten bereits eine dritte Dosis.
Laut Daten der AGES haben von 1000 vollständig Geimpften rund vier Personen einen Impfdurchbruch. Seit Anfang Februar wurden in Österreich 21.779 Durchbrüche dokumentiert. Innerhalb der vergangenen vier Kalenderwochen traten unter den 30.270 symptomatischen laborbestätigten Infektionsfällen 10.189 Fälle auf, die vollständig geimpft waren. Das entspricht 33,7 Prozent.
"Panik bei Impfdurchbrüchen rausnehmen"
Auch wenn die Impfdurchbrüche für Debatten sorgen und der Anteil in den letzten Wochen merklich gestiegen ist, beruhigen Virologen. Das sei zu erwarten gewesen. "Man muss die Panik bei den Impfdurchbrüchen rausnehmen. Die meisten Geimpften haben keinen", erklärte Monika Redlberger-Fritz, Virologin an der MedUni Wien unlängst gegenüber "orf.at". Und jene, die trotzdem erkranken, haben nur leichte Symptome wie Husten, Schnupfen und leichtes Fieber.
Auch Pharmakologe Markus Zeitlinger von der MedUni Wien erklärt gegenüber "Heute", dass die Impfung zu 70-90 Prozent wirkt. "Dass es Durchbrüche geben wird, war im Vorhinein klar. Keine Impfung schützt zu 100 Prozent. Die symptomatischen Fälle trotz Impfung sind jetzt keine Überraschung", so der Experte.
Vier Faktoren
Laut Zeitlinger sind für den Anstieg der Impfdurchbrüche vier Faktoren ausschlaggebend. Einerseits sind viel mehr Leute geimpft, als noch vor wenigen Monaten. Mit dem Anstieg der Impfungen steigt auch die Zahl der Impfdurchbrüche.
Zweitens ist klar, dass die Immunität nach einer bestimmten Zeit abnimmt. "Das ist relativ ähnlich zu anderen Impfungen. Alte und junge Menschen sind gleichermaßen davon betroffen", betont Zeitlinger. Der Unterschied ist nur, dass Ältere tendenziell weniger Antikörper bilden. Deshalb ist die Altersgruppe 65+ aktuell auch eher von Impfdurchbrüchen betroffen. Zudem liegt bei ihnen die zweite Impfung schon länger zurück.
Ein dritter Faktor ist die Delta-Variante, wobei sie laut Zeitlinger eine geringere Rolle spielt als erwartet. Und als vierter Punkt ist für den Medizinier das kalte Wetter ausschlaggebend: "Wir halten uns wieder länger mit Personen in einem Raum auf. Hier ist die Viruslast deutlich höher als im Freien."
Dritte Impfung als Schlüssel
Positiv ist aber laut Zeitlinger anzumerken, dass es bei den Impfdurchbrüchen nur ganz wenige Todesfälle gibt. Auch auf den Intensivstationen ist die Zahl der Geimpften viel geringer.
Vor allem die dritte Dosis gibt den Medizinern Hoffnung. Wie Zeitlinger erklärt, sei der Wert der Antikörper danach sehr viel höher als nach der zweiten Impfung. Er ist überzeugt davon, dass der Schutz dadurch auch länger anhält und die Ansteckungsgefahr somit deutlich sinkt.