Treffen in Pjöngjang
Waffen gegen Brot – Putin zu Besuch in Nordkorea
Wladimir Putin besucht nach 24 Jahren erstmals wieder Nordkorea. Geplant ist eine engere Zusammenarbeit der beiden Staaten.
Das erste Mal seit 24 Jahren ist der russische Präsident nach Nordkorea gereist, um dort Machthaber Kim Jong-un zu treffen. Es war ein Gegenbesuch, nachdem Kim letztes Jahr nach Russland gereist war.
Es ist Wladimir Putins zweiter Besuch als Staatschef in Nordkorea: Kurz nachdem er im Jahr 2000 russischer Präsident geworden war, traf er Kim Jong-uns Vater, Kim Jong-il, in Pjöngjang. Das abgeschottete Land empfängt selten diplomatischen Besuch.
Kulisse: Nordkoreanisch orchestriert
Kim hatte Putin am frühen Morgen höchstpersönlich vom Flughafen abgeholt. Die beiden schüttelten sich die Hand, dann gabs eine innige Umarmung. Anschließend stiegen beide in eine Limousine und fuhren zusammen in das Hotel, in dem Putin logierte.
Der offizielle Start des Treffens wurde an einer Zeremonie auf dem Kim-Il-sung-Platz eingeläutet. Bilder nordkoreanischer Staatsmedien zeigten den Platz, auf dem häufig Militärparaden abgehalten werden, mit russischen und nordkoreanischen Flaggen geschmückt. Riesige Kim- und Putin-Porträts blickten auf das Geschehen herab.
Das Ganze war nordkoreanisch perfekt orchestriert: Tausende Bewohner der nordkoreanischen Hauptstadt, darunter viele Kinder, jubelten Putin und Kim zu den Klängen eines Militärorchesters mit Blumen und Luftballons zu. Später sind lange Verhandlungen geplant, erst zu zweit, dann im größeren Rahmen. Neben mehreren gemeinsamen Mahlzeiten sind auch eine Kranzniederlegung und ein gemeinsamer Konzertbesuch angekündigt.
Geschenke: Was schlägt den gepanzerten "Aurus"?
Kleine und große Geschenke erhalten die Freundschaft, das wissen auch Moskau und Pjöngjang. Im Februar hatte Putin sich für Kims Besuch vom September bedankt und ließ zur Unterstreichung der Freundschaft eine gepanzerte Luxuslimousine der russischen Marke Aurus nach Nordkorea bringen – ganz zur Freude des Diktators aus Pjöngjang: Man könne dem Wagen "voll und ganz vertrauen", ließ er nach einer öffentlichen Probefahrt verlauten.
Auch jetzt dürften die beiden Geschenke austauschen. Welche, ist noch nicht bekannt. Wichtiger sind ohnehin die Geschäfte nach dem Motto: Waffen gegen Brot und Butter. Putin kündigte dazu ein neues "Grundlagendokument" zwischen beiden Ländern an: Dieses werde "die Basis für unsere langfristigen Beziehungen legen", so Putin, der Kim gleich wieder nach Russland einlud.
Absicht: Waffen gegen Brot
Überspitzt gesagt: Putin braucht weitere Munition für seinen Krieg gegen die Ukraine, Kim Nahrung für sein hungerndes, sanktioniertes Land.
"Derzeit ist der Kreml stark von seinem dysfunktionalen Verbündeten im Fernen Osten abhängig", kommentiert die Londoner "Times" den Besuch am Mittwoch. "Der Krieg in der Ukraine, der nun schon das dritte Jahr andauert, erfordert Unmengen an Munition. Nordkoreanische Raketen und Artilleriegeschosse sind zwar alles andere als von bester Qualität, aber sie sind in großen Mengen verfügbar, während die russische Produktion mit dem Bedarf kaum Schritt halten kann."
Dank seiner langjährigen Erfahrung als international geächteter Paria könne Pjöngjang seinem Partner auch helfen, westliche Sanktionen zu umgehen, einschließlich solcher, die Finanztransaktionen betreffen. "Und was bekommt es dafür zurück? Zum einen Lebensmittel, um die miserable Leistung seines Agrarsektors auszugleichen, und Technologie, vor allem im Weltall- und Rüstungsbereich."
Reaktionen: "Eklatanter Verstoß"
Im Westen wirft man Pjöngjang vor, Sanktionen zu umgehen und Russland in dessen Militäroffensive in der Ukraine mit Waffenlieferungen zu unterstützen – was Nordkorea als "absurd" zurückweist.
Mit Blick auf den Besuch sagte die Sprecherin des Weißen Hauses: Die Lieferung von Waffen aus Nordkorea hätte dazu beigetragen, dass Russland in der Lage sei, seinen brutalen Krieg in der Ukraine zu führen. Kein Land der Welt dürfe Russlands Aggression unterstützen. Nordkorea verstoße auf eklatante Weise gegen die UNO-Charta und versuche, das internationale System zu untergraben.
"Ungeachtet des Geredes von ewiger Freundschaft und Solidarität angesichts des bösartigen Westens beruht das sich vertiefende Bündnis zwischen diesen beiden Tyrannen auf einem gemeinsamen Überlebenswillen", kommentierte die Londoner "Times". Dieser Sommer könnte Putins letzte Chance sein, Territorium in der Ukraine zu erobern und sich für Verhandlungen günstig zu positionieren. "Seine Artillerie muss gefüttert werden. Das gilt auch für das unterdrückte Volk von Nordkorea. Waffen für Butter. Das ist ein Geschäft, von dem beide Seiten profitieren können."
Auf den Punkt gebracht
- Putin hat Nordkorea erstmals seit 24 Jahren besucht und Machthaber Kim Jong-un in Pjöngjang getroffen
- Die beiden planen eine engere Zusammenarbeit, wobei Nordkorea Waffen gegen Lebensmittel und Technologie tauscht
- Der Westen kritisiert Nordkorea für die Unterstützung Russlands im Ukraine-Krieg und die Umgehung von Sanktionen