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"Waffe an Kopf": Unteroffizier eskalierte im Ausland

Ein Stabswachtmeister des Bundesheeres wird des Amtsmissbrauchs beschuldigt. Er soll im Auslandseinsatz Gefreite bedroht und beschimpft haben.

Clemens Pilz
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Am Landesgericht Wien: Soldaten beklagen die angebliche Schikane eines Vorgesetzten.
Am Landesgericht Wien: Soldaten beklagen die angebliche Schikane eines Vorgesetzten.
"Heute"

Er ist nicht nur körperlich von stattlicher Erscheinung, sondern auch in Worten gewaltig – zumindest, wenn es nach Soldaten geht, die unter dem heute 31-Jährigen in Sarajevo (Bosnien) gedient haben. Sie beschuldigen den Stabswachtmeister unter anderem, im September 2020 Gefreite bei der Ausbildung am Maschinengewehr bedroht zu haben, weswegen der Berufssoldat sich am Mittwoch am Landesgericht Wien wegen Amtsmissbrauchs verantworten musste. Außerdem ist die Rede von rassistischen und nationalsozialistisch konnotierten Äußerungen.

Der Angeklagte sei als stellvertretender Zugskommandant bei der Ausbildung von Soldaten eigentlich für die Supervision zuständig gewesen. Er habe laut Zeugen aber wiederholt die Instruktoren zur Seite treten lassen und selbst das Ruder in die Hand genommen. Dabei sei es im Zuge einer Maschinengewehr-Schulung zur Eskalation gekommen: Die Anklage wirft dem 31-Jährigen vor, er habe seinen Untergebenen angedroht, eine Waffe mit scharfer Munition zu laden und ihnen an den Kopf zu halten, damit sie "den Druck" spüren würden. 

"Ich schlage euch die Schädel ein"

Ein Zeuge erklärte die näheren Umstände: Einige der Teilnehmer hätten zum ersten Mal ein Maschinengewehr in der Hand gehabt, weshalb es zu Fehlern gekommen sei – was den Stabswachtmeister zur Weißglut getrieben habe. Es sei nicht der einzige Vorfall gewesen, bei dem die cholerische Natur des Unteroffiziers zum Vorschein gekommen sei. So habe er seinen Untergebenen angedroht, "Ich schlage euch die Schädel ein", und sie bei einem Sportwettkampf mit dem Ausruf "Arbeit macht frei" angespornt. Einen Soldaten mit dunkler Hautfarbe habe er wissen lassen, er wäre früher "auf die Plantage gekommen" und nach dem Repetieren einer Exerzierwaffe habe er gerufen "Bringt's mir den Schwarzen".

Gespräch beim Psychologen brachte Stein ins Rollen

Zur Anklage kam es, nachdem eine Gruppe von Soldaten einem Heerespsychologen über verbale Entgleisungen berichtet hatte. Zu Beginn des Prozesses räumte der Staatsanwalt ein, es handle sich hier "nicht um ein Kapitalverbrechen". Er bot der Verteidigung einen Vergleich an, mit dem der Angeklagte ohne Vorstrafe davonkäme. Der Unteroffizier lehnte das aber ab und beharrte, er habe die ihm vorgeworfenen Äußerungen nie getätigt.

Er vermute hinter den Anschuldigungen eine Racheaktion der Soldaten, weil er diese mit einem anstrengenden "Gedenkmarsch" um die Militärinstallation in Bosnien bestraft habe. Darauf deute auch hin, dass die Zeugen erst fünf Monate nach den angeblichen Verfehlungen zum Heerespsychologen gegangen seien. Zudem habe er bei Ausbildungen nie die aktive Rolle übernommen, sondern lediglich mit den verantwortlichen Gruppenkommandanten kommuniziert. Auch die nationalsozialistisch konnotierte Aussage "Arbeit macht frei" habe er nie getätigt, da er die Hintergründe kenne und seine Karriere nicht aufs Spiel setzen würde.

Der Prozess wurde in den März vertagt.

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