Klimaschutz

"Lüg uns was anderes an"– Marcus Wadsak wüst beschimpft

Marcus Wadsak meldet einen neuen weltweiten Monatsrekord – und wird dafür von Klimaleugnern unflätig attackiert.  

Roman Palman
Marcus Wadsak ist Leiter der ORF-Wetter-Redaktion und Präsentator von "ZIB Magazin Klima" in ORF 1.
Marcus Wadsak ist Leiter der ORF-Wetter-Redaktion und Präsentator von "ZIB Magazin Klima" in ORF 1.
Thomas Ramstorfer / First Look / picturedesk.com

Die Erde wird stetig wärmer und die globalen Temperaturen steigen seit Jahrzehnten wiederholt in neuen Rekordhöhen. Der Juni 2023 dürfte dabei der im weltweiten Schnitt wärmste Juni der vergangenen 40 Jahre gewesen sein. "Noch nie in der der modernen Menschheit war ein Juni so warm wie heuer", schreibt ORF-Klimatologe Marcus Wadsak Dienstagnachmittag auf Twitter.

Und: am Montag, dem 3. Juli, wurde mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 17,01 Grad Celsius auch der heißeste Tag seit Beginn der Aufzeichnungen 1979 gemessen. Damit wurde laut Wissenschaftler der University of Maine auch der bisherige Rekord von 16,92 Grad vom August 2016 und Juli 2022 gesprengt. Ihre Analyse stützt sich dabei auf Daten der Nationalen Zentren zur Umweltvorhersage (NCEP) der USA.

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    <strong>17,18 Grad Celsius</strong>: der 4. Juli 2023 war der <strong>weltweit heißeste Tag</strong> seit mehr als 40 Jahren.
    17,18 Grad Celsius: der 4. Juli 2023 war der weltweit heißeste Tag seit mehr als 40 Jahren.
    Univeristy of Maine / Climate Reanalyzer

    Wadsak richtet in seinem Beitrag auch mahnende Worte an das Lager der Klimaleugner: "Wir waren dabei. Und manche verstehen die Zeichen noch immer nicht. Was braucht ihr eigentlich noch?"

    Mehr brauchte ER nicht. Sofort folgte eine Flut an Wut-Kontern in Richtung Wadsak. Eine Auswahl:

    ▶ "Und jeden Tag saukalt und Regen bis heute, Lüg uns was anderes an Klimasektierer"
    ▶ "Der Juni war doch nur verregnet und mäßig warm. Was erzählen sie denn da?"
    ▶ "Oida eiskoit wars!"
    ▶ "Sie sind ja nicht ganz dicht. Der Juni war einer der kältesten der letzten Jahre."

    Ihnen gemein sind zwei Dinge: ein fehlendes Grundverständnis des Unterschieds zwischen dem Wetter in Österreich und dem globalen Durchschnitt und eine scheuklappenartige Erinnerung an das selbst erlebte Wetter, ohne dieses jedoch selbst in einen landesweiten Kontext zu setzen. 

    Was die Daten sagen

    Am Ende stehen dann Pauschalaussagen und Lügen-Vorwürfe, die sich bei einem Blick auf die Daten der GeoSphere Austria (GSA bzw. ZAMG) eigentlich selbst entkräften.

    Deren Messtationen – sie haben mit Marcus Wadsak nichts zu tun – zeigen nämlich, dass der Juni 2023 am Ende in Österreich sogar um genau 1,0 Grad Celsius wärmer (!) als im klimatischen Mittel 1991-2020 gewesen ist.

    BILDSTRECKE: SO HEISS WAR DER JUNI WIRKLICH

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      Der Juni 2023 in Österreich war um 1 °C wärmer als das Klimamittel 1991-2020.
      Der Juni 2023 in Österreich war um 1 °C wärmer als das Klimamittel 1991-2020.
      GSA

      Aber: Es gab 2023 einen enormen Unterschied zwischen Ost und West. Während Vorarlberg und Tirol deutlich stärker erwärmt waren, blieb der Osten Österreichs, tatsächlich ein halbes Grad kühler als der 30-jährige Schnitt.

      Die eigene Wahrnehmung des Wetters hängt also auch stark vom Wohnort ab. Sie ist dadurch nicht falsch, doch der Blick über den Tellerrand ist in einer Diskussion über österreichische Durchschnittswerte aber durchaus angebracht.

      Auch mit hineinspielen könnte, dass der Juni 2022 temperaturmäßig im ganzen Land noch einmal deutlich extremer war als heuer(siehe Grafiken in der Bildstrecke oben)

      Neue Normalität täuscht

      Übrigens: Wer sich noch an Mobiltelefone so groß wie Ziegelsteine zurückerinnern kann, sieht noch einen stärkeren Unterschied zur neuen Normalität. Im Klimamittel der Generation X (1961-1990) ist die Abweichung noch einmal dramatischer.

      Verglichen mit den Junis dieser längst vergangenen 30 Jahre war der Juni 2023 sogar um 2,8 Grad wärmer – weil die Temperaturen damals durchschnittlich einfach niedriger waren als heute.

      30 Grad waren Seltenheit

      Diese Entwicklung lässt sich auch über Generationen der heutigen Großeltern und Urgroßeltern zurückverfolgen. Sonnenanbeter, die von 30 Grad und mehr nicht genug bekommen können, wären im Wien der Zwischenkriegsjahre nicht glücklich geworden. Damals waren nämlich solche Hitzetage noch deutlich seltener.

      Die Sommer 1919 und 1928 waren, gemessen in Wien-Hohe Warte durch die GSA, damals mit jeweils 10 Tagen jenseits der 30-Grad-Marke absolute Extremfälle. 1924, 1925 und 1926 hatten dafür keinen einzigen Hitzetag zu bieten.

      Für junge Wiener, die zwischen 2000 und 2019 durchschnittlich 23,5 Hitzetage aushalten mussten, heute kaum noch vorstellbar

      Ein Klimawandelleugner, auch verkürzt zu Klimaleugner, ist eine "Person, die den Klimawandel leugnet" – Duden

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        privat, iStock