ÖSV-Adler in Überform
Vor Showdown–Deutsche hadern mit "Null-Chancen-Tournee"
Die ÖSV-Adler befinden sich in Überform. Im deutschen Lager herrscht Frust und Ratlosigkeit. Sven Hannawald äußert harte Kritik.
Stefan Kraft Jan Hörl und Daniel Tschofenig befinden sich momentan in einer eigenen Liga, springen mit Leichtigkeit von einem Tournee-Sieg zum nächsten. Der letzte Schritt zum ersten ÖSV-Triumph bei der Vierschanzentournee seit zehn Jahren soll in Bischofshofen gemacht werden.
Bei unserem Nachbarn Deutschland ist die Gefühlslage allerdings eine gänzlich andere. Nach den hochgesteckten Zielen und großen Erwartungen herrscht im DSV-Team Frust und Ratlosigkeit. Nach der enttäuschenden Leistung in Innsbruck ist die Tournee für Pius Paschke und Co. gelaufen. Sven Hannawald, vor 23 Jahren der letzte deutsche Vierschanzentournee-Sieger, äußert harte Kritik.
Herzschlagfinale in Bischofshofen
In Innsbruck gab es für die ÖSV-Adler den nächsten Dreifachsieg. Kraft triumphierte am Bergisel vor Kollegen Hörl und Tschofenig, versprach der Mannschaft im Interview eine Runde Eierlikör zu spendieren, aß noch vor Ort sein Lieblingsgericht: Lasagne. Trainer Andi Widhölzl rutschte mit seinem Team am Bergisel jubelnd den Auslauf hinunter - ein Sinnbild für den österreichischen Erfolg.
Das ÖSV-Trio liegt im Gesamtklassement keinen Meter auseinander. Der Showdown in Bischofshofen verspricht ein Herzschlagfinal. "Der Abstand ist abartig, das wird richtig, richtig spannend", sagte Tschofenig grinsend.
Bei den Deutschen herrscht indes Ratlosigkeit. Gesamtsieg wie auch Podest sind meilenweit entfernt, der Abstand zu den dominierenden Österreichern ist riesig - für das DSV-Team geht es bei der "Null-Chancen-Tournee" nur noch um Schadensbegrenzung.
Deutsches Team ratlos
"Die Tournee ist durch, das muss man akzeptieren und respektieren", sagte Deutschlands Cheftrainer Stefan Horngacher achselzuckend nach der nächsten ÖSV-Show am Bergisel. Mitfavorit Paschke war als Achter erneut chancenlos, sagte im Ziel: "Es hat wieder ein bisserl was gefehlt."
Ein großes Bisschen: Als Gesamtsechster liegt Paschke vor dem Finale am Montag in Bischofshofen 22 Meter hinter Kraft. "Die genießen es im Moment. Sie haben einen extremen Flow - so wie ich vor ein paar Wochen", sagte der fünfmalige Saisonsieger Paschke: "Dadurch wirkt es, als wären sie viel besser - so viel ist es aber nicht." Derzeit ein kühne Einschätzung.
Hannawald mit harter Kritik
Sven Hannawald war 2001/02 der letzte Deutsche, der bei der prestigeträchtigen Tournee triumphieren konnte. Seitdem wartet das DSV-Team auf einen Sieger. Hannawald selbst verliert allmählich die Geduld.
Vom Material und Training seien die deutschen Springer auf höchstem Niveau, sagte der ARD-Experte, von der Mentalität her nicht. "Zu Saisonbeginn herrscht eine gewisse Leichtigkeit. Vor der Tournee wird es fester, fühlt sich schwerer an. Diesen Trend bekommen sie nicht geregelt und gedreht", diagnostiziert Hannawald: "Die Österreicher lassen die Tournee auf sich zukommen, machen überall Fotos, geben Interviews."
Auf den Punkt gebracht
- Die ÖSV-Adler befinden sich in herausragender Form und dominieren die Tournee, während im deutschen Lager Frust und Ratlosigkeit herrschen.
- Sven Hannawald kritisiert die mentale Einstellung der deutschen Springer, die trotz hoher Erwartungen und guter Vorbereitung nicht mit den Österreichern mithalten können.