Österreich

Vom Bauern direkt in den großen "Apfel-Pool"

In Südtirol gibt es 20.000 Bauern. Was sie stark macht? Zusammenhalt. Sie vermarkten ihre Produkte gemeinsam. Zum Beispiel Äpfel oder Wein.

Heute Redaktion
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Südtirol ist die Apfelhochburg Europas. Und hier in Naturns bei Meran müssen die Früchte zuerst Schwimmen lernen, bevor sie unter die Konsumenten gebracht werden. In der Halle der Obstgenossenschaft TEXEL in Naturns werden jährlich Millionen Äpfel produziert.

Die Früchte durchlaufen den Sortierprozess dabei auf Wasserbahnen. „Damit die Äpfel keine Dellen bekommen", wie TEXEL-Geschäftsführer Christoph Tappeiner bei einem Besuch von Agrarlandesrat Max Hiegelsberger erklärt. In der Kühlhalle (27 Meter hoch, 48 Meter lang, 43 Meter breit) lagern Millionen von Äpfeln bei 2 bis 3 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit im Dunkeln. So sind sie bis zu 12 Monate haltbar, bevor rund die Hälfte in Italien bleibt und die Hälfte in 51 Länder exportiert wird. Südtirol liefert ein Zehntel der europäischen Apfelproduktion! Nach Österreich exportiert man aber eher wenig, da bei uns vor allem Äpfel aus der Steiermark verkauft werden.

Die autonome Provinz Südtirol (520.000 Einwohner) im Norden Italiens hat einen starken Agrar- und Tourismussektor. Pro Jahr gibt es 29 Mio. Übernachtungen. Wandern, Landschaft, Kulinarik ziehen die Touristen an. Hauptmärkte: Deutschland, Italien, Schweiz, Österreich. 20.000 Bauernhöfe liefern die Produkte. Wichtigste Säulen: Die Apfel-, Wein- und Milchproduktion.

Die Äpfel kommen dabei von 1.800 Bauern. TEXEL ist eine von 6 großen Genossenschaften. Was die Delegation aus OÖ besonders beeindruckt: Die reibungslose Zusammenarbeit zwischen Genossenschaften, Handel und Bauern in Südtirol.

Diese Zusammenarbeit zwischen Erzeuger und Verkäufer funktioniert auch bei "Pur Südtirol" perfekt. Im altehrwürdigen Kurhaus von Meran ist einer der hippen Shops von Ulrich Wallnöfer. Mit einem Geschäftspartner gründete er "Pur", um Lebensmittel und Handwerk von Südtiroler Bauern und Handwerkern zu verkaufen.

"Mit Nicht-Verfügbarkeit punkten"

2.000 Produkte gibt es bei den mittlerweile fünf Standorten im Angebot, von insgesamt 248 regionalen Lieferanten (davon 160 Bauern). Wallnöfer: "Die Nicht-Verfügbarkeit von Produkten sehen wir als Chance". Hintergrund: Gibt es saisonal bedingt ein Produkt nicht, könne man mit den Kunden ins Gespräch kommen, das Konzept erklären. Das sei kein Nachteil, im Gegenteil. Der Erfolg gibt dem Konzept recht. In St. Moritz wurde die erste Filiale außerhalb Italiens eröffnet.

Auch bei der Weinkellerei Meran Burggräfler werden die Trauben von 380 Mitgliedern seit 2010 gemeinsam vermarktet. Die besten Trauben auf 260 ha Rebfläche in Meran, im Meraner Land und im Vinschgau kommen so ins Glas. Auch hier liegt der Erfolg darin, dass die Bauern sich zusammenschließen.

Für Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger ist es genau das, was Oberösterreich von Südtirol lernen kann. "Man sieht, wie sich ein kleinstrukturiertes Gebiet gemeinsam vermarktet".

(rep)