Österreich
Volksschüler in Wien sprechen kaum Deutsch
Ein Buch von Pädagogin Susanne Wiesinger sorgt derzeit für Wirbel. Die Lehrerin, die als Ombudsfrau für Kulturfragen im Ministerium tätig war, wurde von dieser Funktion freigestellt.
Susanne Wiesinger ist nicht mehr Ombudsfrau für Kulturfragen im Bildungsministerium, "Heute.at" berichtete. Der Grund für diese Maßnahme ist ihr verfasstes Buch "Machtkampf im Ministerium".
"Bildungspolitische Katastrophe"
Mit ihrem Buch "Machtkampf im Klassenzimmer" sorgte sie bereits 2018 für Aufsehen. Darin kritisierte die Pädagogin kulturelle Parallelgesellschaften in der Schule. Ihr neues Buch "Machtkampf im Ministerium" wirbelt erneut Staub auf. Darin setzt sie sich kritisch mit dem Bildungsministerium auseinander.
Ihr ernüchterndes Fazit: "In unseren Klassenzimmern spielt sich tagtäglich eine bildungspolitische Katastrophe ab. Kinder sind zu oft der Kollateralschaden einer blinden ideologischen Politik. Die Parteilinie ist oft wichtiger als wirkliche Hilfe für die Schüler."
Wie "Addendum" berichtet, zeigt Wiesinger in ihrem neuen Buch vermehrte Probleme in Österreichs Schulen auf. So sprechen Zuwandererkinder der zweiten und dritten Generation oft nicht genug Deutsch für einen Schulabschluss.
Frauen- und Minderheitenrechte würden aufgrund falsch verstandener Toleranz oder Parteilinien ignoriert. Auch Antisemitismus seitens muslimischer Schüler nehme zu. Konsequenzen blieben aus, die Lehrer würden mit dem Problem allein gelassen.
Der Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Umgangssprache in öffentlichen Schulen nahm in den letzten Jahren deutlich zu. Wie die Schulstatistik 2018/19 zeigt, stieg der Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Umgangssprache um 39 Prozent, in der AHS-Unterstufe um 40 Prozent und in der AHS-Oberstufe um 59 Prozent.
"Mehr Maulwurf als Ombudsfrau"
In den Wiener Volksschulen ist die Lage besonders alarmierend: 59 Prozent aller Kinder sprechen im Alltag kein Deutsch mehr. Österreichweit sind es 31 Prozent der Schüler, die eine andere Sprache als Deutsch im Umgang verwenden.
In ihrer Zeit als Leiterin der Ombudsstelle hat Susanne Wiesinger rund 160 Gespräche mit hunderten Lehrern geführt. Der Bericht der Ombudsstelle und die darin enthaltenen Empfehlungen an die Politik sind fertig. Ob und wie dieser Bericht präsentiert werden soll, ist allerdings noch unklar.
Bildungsminister Heinz Faßmann zeigte sich über das Enthüllungsbuch "verwundert" und "irritiert". Die ÖVP sieht in ihrem Verhalten einen "klaren Vertrauensbruch", Wiesinger sei "mehr Maulwurf als Ombudsfrau" gewesen, hieß es zudem.