Wirtschaft
Viele bezweifeln, im Job bis zur Pension durchzuhalten
Besonders in körperlich anstrengenden Berufen haben viele österreichische Arbeitnehmer Zweifel, bis zur Pensionierung durchzuhalten.
Rund die Hälfte aller österreichischen Arbeitnehmer zwischen 36 und 55 Jahren glaubt nicht daran, bis zur Pension durchzuhalten – Frauen noch weniger als Männer. Dieses pessimistische Bild zeichnet der aktuelle Arbeitsklima Index, der im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich erhoben wird. Demnach herrschen unter einigen Berufsgruppen besonders düstere Aussicht.
Arbeitsbelastungen auf Dauer zu hoch
Knapp drei Viertel der Beschäftigten in der Altenpflege und sechs von zehn Pflegekräften in der medizinischen Betreuung halten es für nicht wahrscheinlich, dass sie ihren Job auch noch mit 60 bzw. 65 Jahren ausüben können.
Noch geringere Zuversicht (knapp zwei Drittel) herrscht bei Reinigungskräften, Bauarbeitern, Angestellten im Baunebengewerbe sowie Fabriksarbeitern.
All diesen Berufsgruppen ist laut AK OÖ gemeinsam, dass die Arbeitsbelastungen auf Dauer zu hoch sind: Ältere spüren ähnlichen Zeitdruck und Arbeitsdruck wie Jüngere, kommen seltener in den Genuss einer Gleitzeitregelung, müssen immer noch Schichtarbeit und Nachtdienste leisten.
Steigert Gleitzeit Zuversicht?
Deutlich benachteiligt sind Ältere auch bei der beruflichen Weiterbildung: Während ein Drittel der Unter-55-Jährigen in den vergangenen zwölf Monaten zumindest eine Weiterbildungsmaßnahme in Anspruch nehmen konnte, war es bei den 55- bis 64-Jährigen nur ein Fünftel.
All das hat Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit – nämlich schon ab 45 Jahren. Arbeitnehmer ab diesem Alter, die nicht durch Zeitdruck oder ständigen Arbeitsdruck belastet sind, glauben zu rund 55 Prozent, dass sie es bis zur Pension schaffen.
Bei jenen, die hingegen Zeit- oder Arbeitsdruck verspüren, sind es um 14 Prozentpunkte weniger. Sieben von zehn Menschen mit einer Gleitzeitvereinbarung glauben, bis 65 arbeiten zu können. Bei Beschäftigten, die Schichtarbeit oder Nachtdienste leisten müssen, sind es hingegen nur vier von zehn.
Diese Ergebnisse des Arbeitsklima Index zeigen laut AK OÖ, dass das Konzept vom altersgerechten Arbeiten in Österreich noch nicht sehr weit verbreitet ist.
AK fordert altersgerechte Job-Modelle
Aber gerade die größer werdende Gruppe der Beschäftigten zwischen 55 und 64 Jahren steht vor der Herausforderung, die eigene Gesundheit und Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Bei den Beschäftigten über 56 zweifeln übrigens "nur" noch 44 Prozent, ob sie durchhalten – allerdings nicht aus einem erfreulichen Grund: Sie haben nicht mehr so viele Jahre vor sich und können sich daher eher vorstellen, die verbleibende Zeit im Job noch durchzudrucken.
"Unternehmen müssen daher verstärkt darauf achten, dass die Arbeitsplätze so gestaltet sind, dass ältere Beschäftigte gesund bis zur Pension durchhalten können", sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer und nennt gleich einige Ansatzpunkte: "Ältere brauchen flexible Arbeitszeitmodelle, weniger Schicht- und Nachtarbeit, mehr Gestaltungsspielräume, weniger Zeitdruck und weniger körperliche Belastungen."
Der Österreichische Arbeitsklima Index misst und beschreibt seit 23 Jahren vierteljährlich die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen aus Sicht der Beschäftigten. Zu diesem Zweck werden jährlich rund 4.000 Arbeitnehmer persönlich befragt.
Alle Infos zum Arbeitsklima Index, der von SORA und IFES im Auftrag der AK Oberösterreich erhoben wird, findest du unter ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima