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"Viel Müll" – Expertin rechnet mit Gesundheitssystem ab
Die Pandemie habe viel Fehler im österreichischen Gesundheitssystem offengelegt, meint die Gesundheitsexpertin Maria-Magdalena Hofermacher-Holzacker.
Die österreichische Gesundheitsökonomin Maria-Magdalena Hofermacher-Holzacker hat mit einem Appell für Aufsehen gesorgt. Im "Ö1-Mittagsjournal" spricht die Expertin von einigen Lehren, die man aus der Pandemie gezogen hätte, aber auch von strukturellen Versäumnissen, die unbedingt behoben werden müssen.
Licht- und Schattenseiten
Die Pandemie hätte gezeigt, dass das österreichische Gesundheitssystem in Zukunft besser auf Krisen vorbereitet sein muss. Einige Aspekte haben demnach langsamer als notwendig funktioniert. Die Krise hätte jedoch auch einige Erfolge mit sich gebracht. So hätten sich, Hofermacher-Holzacker zufolge, der E-Impfpass und die telefonische Krankmeldung bewährt. Nach zwei Jahren Pandemie sei das Gesundheitspersonal aber nun merkbar erschöpft. Mit Blick auf drohende weitere Corona-Wellen appelliert Hofermacher-Holzacker jedenfalls, dass das Gesundheitssystem in Österreich reformiert werden muss.
Dabei geht die Expertin mit den föderalen Strukturen im Gesundheitsbereich hart ins Gericht und verweist auf fehlende Abstimmungen zwischen Bundesländern und Gesundheitsministerium. Der Gesundheitsbereich dürfe "keine Spielwiese für Machtpolitik sein", meinte Hofermacher-Holzacker. Die Bundesländer müssten dabei die Rolle spielen, die ihnen zukommt.
Das Gesundheitsressort, das seit Pandemie-Beginn dreimal seinen Hausherren wechseln musste, wirkt wie ein "fensterloses, abgewohntes Arbeitshaus, wo immer wieder von diversen Stellen Forderungen herangetragen werden würden", meint die Expertin. "Es kommen alle Akteure und Akteurinnen vorbei und fordern, fordern und fordern, bringen zwar manchmal Gaben, aber auch viel Müll vorbei. Dabei stapelt und stapelt es sich, aber es bewegt sich nichts", so Hofermacher-Holzacker.
Um nun einer drohenden weiteren Corona-Welle entgegenzuwirken, müssten die starren Strukturen im Gesundheitsministerium aufgebrochen werden. Zusätzlich dazu, ist ein Schulterschluss zwischen Bund, Ländern und sozialen Krankenkassen wichtig, den Hofermacher-Holzacker fordert. Das alles muss auf zentralstaatlicher Ebene über die Bühne gehen.
Mehr Geld, um Gesundheitsjob zu attraktiveren gefordert
Darüber hinaus muss auch mehr Geld in das Gesundheitssystem fließen. Zuletzt wäre das Geld von Aufbau- und Resilienzplänen hauptsächlich an Branchen geflossen, wo die Männer-Beschäftigung sehr hoch sei. Gesundheit, Bildung und Gastgewerbe blieben dabei oft außen vor. Der Gesundheitsbereich brauche jedoch ebenfalls Geld, um die Attraktivierung einiger Jobs voranzutreiben, um bereits vorherrschenden Personalengpässen entgegenzuwirken.
Letztlich forderte Hofermacher-Holzacker auch einen U-Ausschuss, der Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten klären soll. Aus diesem soll eine Debatte über den Staatsaufbau und dem Föderalismus als Ganzes entstehen. "Der Föderalismus muss dem Gesamtziel zuarbeiten und darüber müssen wir debattieren", sagte die Expertin abschließend.