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Videos zu brutal - Firmen stoppen YouTube-Werbung
McDonald's, L'Oréal und weitere wichtige Werbekunden ziehen in Großbritannien ihre YouTube-Spots zurück. Wegen extremistischer Videos.
McDonald's, L'Oréal und weitere wichtige Werbekunden ziehen in Großbritannien ihre YouTube-Spots zurück. Wegen extremistischer Videos.
Videos und Websites mit anstößigen Inhalten bei Google – zu dem auch YouTube gehört – sind schon lange ein Problem. Nun aber stellen sie das Werbemodell des Internet-Giganten in Frage: Weil ihre Werbung vor Videos und auf Websites mit extremistischen Inhalten läuft, haben große Kunden in Großbritannen ihre Werbung auf Google gestoppt. L'Oréal, McDonald's, Audi oder Marks & Spencer ziehen ihre Spots zurück, weil sie vor Terror-Videos und auf antisemitischen Websites platziert waren.
Von Google kam in der Nacht auf Dienstag eine Entschuldigung und eine prompte Reaktion: "Wir wissen, dass Werbekunden ihre Anzeigen nicht neben Inhalten wünschen, die nicht zu ihren Werten passen, deswegen werden wir von heute an härter gegen hasserfüllte, verletzende und herabwürdigende Inhalte vorgehen", schreibt Google-Topmanager Philipp Schindler. Google macht einen Großteil seines Milliarden-Umsatzes mit Werbung im Internet.
Marken finanzieren per Werbung Extremisten
"Marken, die in ihr Image investieren, legen Wert auf ein adäquates Umfeld bei der Platzierung und wollen nicht mit fragwürdigen Inhalten in Verbindung gebracht werden", sagt Frank Bodin, Chef der Werbeagentur Havas Schweiz. Zudem: Firmen wollen nicht durch ihre Werbung zum Geldgeber von rechtsextremen oder anderen anstößigen Gruppen werden. Havas stoppte die Google-Werbung seiner Kunden in Großbritannien.
Neu will Google die Möglichkeit ausbauen, Werbung automatisch von potenziell anstößigen Videos fernzuhalten. Außerdem soll generell besser wählbar werden, wo die Werbung geschaltet wird. "Es ist zu früh, um zu sagen, ob das in der Praxis funktioniert", sagt Christian Schickler von der Agentur für Online-Werbung Level27. Google muss dafür die Inhalte der auf YouTube hochgeladenen Videos kennen.
Die Erkennungs-Software dafür wird ständig weiterentwickelt und verbessert sich durch maschinelles Lernen auch selbstständig. Eine Veränderung wird es auf jeden Fall ab sofort geben, denn Google fasst seine Definition von diskriminierenden Inhalten enger: Verboten werden sollen auch Websites, die gegen den Unterricht von Mädchen und Frauen aufrufen. Bislang war dies zulässig.
Deutschland bereitet Gesetz vor
Politiker klagen seit Jahren, dass Google und andere Internet-Konzerne zu wenige strafbare Inhalte löschen. Und es dauere zu lange, bis Hinweise auf extremistische Websites geprüft werden. Eindeutig strafbare Inhalte müssten innerhalb von 24 Stunden nach Eingang der Beschwerde gelöscht werden, sieht etwa ein deutscher Gesetzesentwurf vor.
Unabhängig von der Diskussion über anstößige Inhalte will Youtube das Werbeangebot auch anderweitig ändern: Ab April sollen alle längeren Werbevideos bei YouTube weggeklickt werden können, wie Christian Wild von der Online Marketing AG sagt. Allerdings wird neu Kurzwerbung von sechs Sekunden eingeführt, die nicht übersprungen werden kann.