Was macht Weltmeister?
Verstappen-Gipfel mit Red-Bull-Boss in Dubai
Bei Red Bull herrschte in Australien ein wackeliger Frieden nach der Affäre rund um Teamchef Christian Horner. Was macht Max Verstappen?
Der Große Preis in Melbourne war ein Rennen zum Vergessen für den Niederländer. Schon unmittelbar nach dem Start klagte der dreifache Weltmeister über Bremsprobleme, schied in Runde vier aus. Allerdings behält der 26-Jährige seine Führung in der Fahrer-Weltmeisterschaft.
Horner greift nach der Macht
Das alles bestimmende Thema beim österreichischen Formel-1-Rennstall bleibt aber Teamchef Horner. Der aber nach der internen Untersuchung wegen schwerer Anschuldigungen einer engen Mitarbeiterin von den nun nach der Macht strebenden thailändischen Mehrheitseigentümern des Dosen-Imperiums gestützt wird. Nach dem Großen Preis von Saudi-Arabien gab es ein Treffen der beiden Bullen-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff und Franz Watzlawick mit Chalerm Yoovidhya, dem Familienoberhaupt des Thai-Clans, aus diesem Treffen ging Horner gestärkt heraus. Der 50-Jährige suchte spätestens seit dem Ableben von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz die Nähe zu den Yoovidhyas, wird nun gestützt.
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Mehr noch: Spekulationen machten die Runde, der längstdienendste Teamchef der Formel 1 könnte eine Art "Super-Geschäftsführer" im Bullen-Universum, damit zum Vorgesetzten von Mintzlaff und Watzlawick werden. Außerdem erzählte man sich im Fahrerlager von Melbourne, dass die Red Bull GmbH. aus Fuschl abwandern, bald in Dubai beheimatet sein könnte.
Verstappen stützt Marko
Alles Entwicklungen, die Verstappen nicht zu gefallen scheinen. Schon als Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko in Dschidda kurzzeitig vor der Suspendierung stand, weil dem 80-jährigen Grazer vorgeworfen wurde, ein "Maulwurf" zu sein, Interna verraten zu haben, stärkte Verstappen seinem Förderer und Mentor demonstrativ den Rücken. "Dann haben wir ein Problem", sagte der 26-Jährige damals, als er auf eine Marko-Ablöse angesprochen wurde. Nach einem Gespräch mit Mintzlaff war die Suspendierung vom Tisch.
Die Bullen versuchten seither, sich so geeint wie möglich zu zeigen, auch wenn die Machtbestrebungen Horners vielen nicht passen, sogar sein langjähriger Freund Adrian Newey, das Red-Bull-Superhirn, vom 50-Jährigen abwandte. Horner sitzt scheinbar fester denn je im Sattel. Das könnte nur ein mögliches Zivilgerichtsverfahren ändern, sollte die von Red Bull suspendierte Mitarbeiterin dieses anstreben. Beschwerden gegen das Untersuchungsergebnis und gegen Horner beim Motorsport-Weltverband FIA brachte die einstige persönliche Assistentin des Red-Bull-Geschäftsführers bereits ein.
Verstappen-Gipfel
Der Rennstall droht jedenfalls, auseinanderzubröckeln. Allen voran Verstappen könnte abspringen. Einem Bericht von "Auto, Motor und Sport" zufolge traf sich dessen Manager Raymond Vermeulen nach dem Grand Prix von Australien mit den Thailändern in Dubai. In dem Gespräch, so heißt es, habe der Verstappen-Vertrauensmann wohl kaum versucht, Yoovidhya davon zu überzeugen, Horner doch fallen zu lassen. Daran seien schon andere gescheitert. Der Berater habe hingegen klar gemacht, dass Verstappen geht, wenn Horner bleibt. Und das wohl am Jahresende, sonst würde der Formel-1-Star die geänderten Machtverhältnisse ja hinnehmen.
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Ein Schreckensszenario, das schon länger über dem Red-Bull-Team schwebt. Eigentlich läuft der Vertrag des dreifachen Formel-1-Weltmeisters bis 2028, beinhaltet aber diverse Klauseln. So könnte Verstappen gehen, wenn sein Förderer Marko den Rennstall verlässt. Ein Verstappen-Abschied ist auch möglich, wenn sich die Machtverhältnisse im Team ändern. Horner richtete seinem Star-Fahrer zuletzt aus: "Niemand ist größer als das Team." Ob das auch für Horner selbst gilt? Der Brite sagte ebenso, dass er niemanden zwingen werde, im Team zu bleiben. Andererseits scheint es wohl sehr wahrscheinlich zu sein, dass der Teamchef bei Verstappen sehr wohl auf dessen Kontrakt pochen werde.
Fahrer-Karrussell
Trotzdem sieht sich der dominierende Rennstall der Formel 1 bereits nach Alternativen um. Durch den bevorstehenden Wechsel von Siebenfach-Weltmeister Lewis Hamilton von Mercedes zu Ferrari ist bei den "Silberpfeilen" ein Platz frei, den könnte Verstappen einnehmen. Auch Aston Martin zeigt Interesse am Niederländer, würde am liebsten gleich Star-Designer Adrian Newey mitverpflichten. Der steht auch bei Ferrari ganz hoch im Kurs. Aston Martin wird künftig Honda-Partner.
Und Red Bull? Die sollen sich bereits um Altmeister Fernando Alonso bemühen, ursprünglich galt der Spanier als einer der aussichtsreichsten Kandidaten auf das Hamilton-Cockpit bei Mercedes, nun greift der 42-Jährige plötzlich nach dem Bullen-Sitz. Auch dank Horner, der mit diesem Transfer-Hammer bereits seine gesteigerte Macht im Bullen-Imperium klarmachen könnte.
Das einzige Problem dabei: Bisher mussten große finanzielle Investments stets von der Red-Bull-Zentrale, früher also Mateschitz und Marko, abgesegnet werden. Dieser Passus könnte nun bei den Vertragsverhandlungen mit dem Spanier greifen...