Fall Horner
Harte Kritik von Frauen-Aktivistin an Red Bull
Der Fall rund um Red-Bull-Teamchef Christian Horner schwebt weiter über der Formel 1. Eine Frauenrechtlerin erhöhte nun den Druck.
Eine enge Mitarbeiterin des langjährigen Formel-1-Teamchefs warf Horner, der mit Ex-Spice-Girl Geri Halliwell verheiratet ist, "grenzüberschreitendes Verhalten" vor. Die Frau wandte sich an die Red-Bull-Zentrale, die eine Untersuchung einleitete, einen externen Anwalt mit der Aufarbeitung des Falles beauftragte. Dieser sprach Horner von den Vorwürfen frei.
Allerdings wurden am Tag nach der Bekanntgabe des "Freispruchs" pikante Leaks veröffentlicht. Darin sind Chatverläufe zwischen dem Formel-1-Boss und seiner ehemaligen engen Mitarbeiterin zu sehen, die zumindest Zweifel am Freispruch aufkommen ließen. Die Echtheit dieser Chat-Screenshots hatte Horner selbst nie bestritten, trotzdem stets seine Unschuld beteuert.
Der 50-Jährige ist auch nach wie vor im Amt, wird von den thailändischen Red-Bull-Mehrheitseiegentümern, der Familie Yoovidhya, gestützt. Nach dem Beinahe-Knall in Dschidda, als plötzlich Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko vor der Suspendierung stand, diese aber in einem Gespräch mit Oliver MIntzlaff, dem Geschäftsführer des Energydrink-Giganten, abgewendet wurde, ist zuletzt Ruhe reingekommen. Auch Jos Verstappen, der Vater des Dreifach-Weltmeisters Max, der zuletzt nicht mit der Horner-Kritik sparte, hielt sich zurück. Der Rennstall versucht, Einigkeit zu demonstrieren.
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Harte Kritik an Red Bull
Trotzdem ist in der Formel 1 noch keine Ruhe eingekehrt. Die Frau beeinspruchte die Entscheidung des Untersuchungsberichts, legte auch bei der FIA-Compliance-Abteilung eine Beschwerde gegen Horner ein. Und erhält nun öffentlich Unterstützung aus Großbritannien. Denn Alesha De Freitas, die Leiterin der Policy-Abteilung der Fawcett Society, die sich für Frauenrechte am Arbeitsplatz, zu Hause und im öffentlichen Leben einsetzt, ging in der "Daily Mail" hart mit dem österreichischen Energydrink-Riesen ins Gericht.
"Es ist leider nicht ungewöhnlich. Frauen haben einfach kein Vertrauen, dass ihre Beschwerden sauber untersucht werden. Und man muss sich die Frage stellen, ob dies hier der Fall ist", meinte De Freitas. "Was dieser Frau passiert ist, verstärkt die Botschaft, dass man ein großes Risiko eingeht, wenn man als Einzelperson seine Meinung äußert", spielte die Frauenrechtlerin auf die Tatsache an, dass die Frau von Red Bull nun suspendiert wurde.
Kritik an fehlender Transparenz
"Der besorgniserregendste Aspekt daran ist, dass der nicht namentlich bekannte Anwalt die Untersuchung im Namen des Unternehmens durchgeführt hat und das Ergebnis nicht öffentlich ist. Ich sage nicht, dass der gesamte Bericht veröffentlicht werden sollte, aber zumindest die Gründe für die Abweisung der Beschwerde", prangerte De Freitas mangelnde Transparenz durch den Energydrink-Riesen an. "Bei sexueller Belästigung geht es nicht um Sex, sondern um Macht. Und Frauen sind die Opfer. In der Formel 1 gibt es sehr mächtige Männer an der Spitze, die unantastbar wirken, und das birgt das Potenzial für Belästigungen", fügte De Freitas an.
"Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Angelegenheit ordnungsgemäß behandelt wurde", betonte die Frauenrechtlerin weiter, "außer, dass ein nicht namentlich genannter Anwalt ihn freigesprochen hat und keine Fakten veröffentlicht wurden. Die wichtigste Person in dem Fall ist die Frau selbst. Und Red Bull hat die Fürsorgepflicht, ihr zu erklären, wie es untersucht wurde", meinte De Freitas.
Gleichzeitig nahm die Frauenrechtlerin auch die Formel 1 selbst in die Pflicht. Die Rennserie müsse ihr Engagement im Kampf gegen sexuelle Belästigung ernst nehmen. "Aber das habe ich noch nicht gesehen", kritisierte De Freitas. "Ich habe großes Mitgefühl mit dieser Frau, weil man oft die Vorstellung hat, dass es gut wird, wenn man das Richtige tut. Sie hat die Beschwerde erhoben, ist dem Prozess gefolgt und hat nicht die Würde einer angemessenen Antwort erhalten", so De Freitas.