Ägypten

Vermisste nach Boots-Tragödie – "Es zählt jede Minute"

Die "Sea Story" ist nahe Ägypten gesunken. An Bord: 31 Touristen und 14 Crewmitglieder. Drei Leichen wurden geborgen, 13 Personen werden vermisst.
20 Minuten
26.11.2024, 11:44

Herr Epelbaum, das Schiff ist vor rund 30 Stunden gesunken. Wie stehen die Chancen, dass die Personen, die noch vermisst werden, noch leben?

Das hängt davon ab, ob sich die Passagiere zum Unglückszeitpunkt in den Kabinen befanden oder nicht. Wenn ja, schätze ich die Überlebenschancen als minimal ein, weil sie in den Kabinen gefangen sind. Eine minimale Chance haben sie jedoch: Wenn sie eine Luftblase innerhalb des Schiffs finden, kann sich die Überlebensdauer erhöhen. In dieser Situation kommt es darauf an, wie tief das Wrack gesunken ist und wie schnell die Rettungstaucher sind.

Sollten die vermissten Passagiere im Wasser treiben, schätze ich ihre Überlebenschancen höher ein.

Welche Faktoren beeinflussen die Überlebenschancen?

Wenn Menschen über längere Zeit im Wasser treiben, gibt es verschiedene körperliche Faktoren, die für die Vermissten zum Problem werden könnten. Die größte Gefahr ist, dass sie auskühlen. Je nach Fettanteil des Körpers hat man etwas mehr oder weniger Zeit, bis es zu einer Unterkühlung kommt. Den Berichten zufolge ist das Boot schnell und in den frühen Morgenstunden gesunken. Da blieb den Passagieren vermutlich keine Zeit, einen Taucheranzug anzuziehen, sie tragen wohl lediglich ihr Pyjama.

Dazu kommt das Problem der Dehydrierung – die Vermissten sind ohne Trinkwasser der Sonne und dem Salzwasser ausgesetzt. Drittens könnte bei den Menschen ein Erschöpfungszustand einsetzen, da sie im Wasser ständig paddeln müssen, um sich an der Oberfläche zu halten.

„Die Vermissten tragen wohl lediglich ihr Pyjama.“
Philippe Epelbaum

Aber auch Umweltfaktoren könnten ihre Überlebenschancen beeinträchtigen. Im Roten Meer leben Wildtiere wie Haie. Die könnten eine Gefahr darstellen. Ob die Überlebenden gefunden werden, hängt auch von der Oberflächenströmung ab. Bei einer Suchaktion werden Felder definiert, in denen gesucht wird. Wenn die Strömung groß ist, kann es sein, dass die Personen im Wasser aus den Suchrastern weggetrieben und somit nur erschwert gefunden werden können. Auch stürmisches Wetter kann zu einer Erschwerung der Lokalisierung führen.

Aufgrund von all diesen Faktoren ist eines klar: Jetzt zählt jede Minute.

Gibt es auch Umstände, die die Überlebenschancen steigern könnten?

Das Rote Meer ist im Vergleich zu anderen Gewässern doch relativ warm. Zudem muss man sagen, dass solche Schiffsunternehmen viel Erfahrung im Zusammenhang mit Suchaktionen haben. Und es kann sein, dass Personen schwimmende Gegenstände in Reichweite haben, an denen sie sich festhalten können – da spielt auch Glück eine Rolle. Es besteht also noch Hoffnung: Es gibt schon Menschen, die länger und in kälterem Gewässer überlebt haben.

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