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Verkehrsexperte: "Das Auto zerstört die Stadt"

Heute Redaktion
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Verkehrsexperte Hermann Knoflacher: "Das Auto zerstört die Stadt."
Verkehrsexperte Hermann Knoflacher: "Das Auto zerstört die Stadt."
Bild: picturedesk.com

Verkehrsexperte Hermann Knoflacher erklärt offen, dass sich für ihn "Autofahrer grundlegend vom Menschen unterscheiden". Wie er das meint? "Heute" fragte nach.

Ein Interview mit dem Wiener Verkehrsexperten Hermann Knoflacher (77) im aktuellen "Spiegel" sorgt für Diskussionen. Der emeritierte Professor der Technischen Uni Wien erklärte der deutschen Zeitschrift: "Wir haben die Autofahrer genervt. Wir haben Straßen verengt und systematisch Stau erzeugt." Dazu twitterte ÖVP-Wien-Klubobmann Manfred Juraczka: "Erschreckend ehrlich!!!! Das Geständnis des Wiener Verkehrsplaners Hermann K.". Die Antworten seien "skandalös und ein offenes Bekenntnis zu den Autofahrer-Schikanen, die wir als ÖVP Wien bereits seit Jahren kritisieren", kritisiert Juraczka die Aussagen des Mobilitätsexperten.

Knoflacher: "Haben mit der Fußgängerzone 120.000 Autos rausgeschmissen"

"Heute" fragte beim Experten nach – der die Verkehrssituation unserer Stadt entscheidend mitgeprägt hat. Immerhin war er an der ersten Fußgängerzone in der Kärntner Straße beteiligt. "Das war damals ein massiver Eingriff, der Anlass war eigentlich der U-Bahn-Bau", erklärte der Experte – der derzeit Fahrgastbeirats-Vorsitzender bei den Wiener Linien ist. "Über die Fußgängerzone hat sich vorher keiner drübergetraut. Wir haben da 120.000 Autos rausgeschmissen", so Knoflacher. Heute kann man sich eine Kärntner Straße mit Stau kaum mehr vorstellen. Außerdem wurde mit seiner Mitwirkung der Verkehr am Ring in nur eine Richtung geleitet. Ein Grundproblem sei, "dass man lernt wie man das Auto gut leben lässt – und nicht, wie man Menschen gut leben lässt", erklärt Knoflacher im "Heute"-Gespräch.

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Der Experte beschäftigte sich in den 1970er Jahren als Teil eines Teams mit den Themen Parkraum, Verkehrssicherheit, Verkehr an der Oberfläche und Radverkehr. "Das Auto zerstört die Stadt – und damit die Wirtschaft", so Knoflacher. Die Autos "verbrauchen ein Vielfaches an Fläche – für den gleichen Zweck", erklärt Knoflacher den Unterschied zu Bims und Co. Und: "Autofahrer kaufen eher in den Supermärkten und Einkaufszentren ein." Damit "gibt es verlassene Innenstädte".

"Autofahrer unterscheiden sich grundlegend von Menschen"

Grundsätzlich findet Knoflacher, dass sich "Autofahrer grundlegend von Menschen unterscheiden – mehr als Menschen von Insekten." Denn: "Insekten zerstören nicht den Lebensraum ihrer Nachkommen."

"Menschen werden im Stammhirn vom Auto kontrolliert. Die Leute haben gegenüber dem Auto Emotionen", so Knoflachers These. Und: "Das Auto liegt tiefer als die Kinderliebe. Kinder können sich im öffentlichen Raum nicht mehr bewegen", ist Knoflacher überzeugt. Maßnahmen wie die Gehsteigvorziehung seien natürlich "notwendig, damit Fußgänger gesehen werden". Dass die Verengung von Straßen "systematisch Stau" erzeugt habe, sei richtig. Wichtig ist, "eine Reduktion der Parkplätze im öffentlichen Raum, um auch anderen Verkehrsteilnehmern Platz einzuräumen" – also Fußgängern und Straßenbahnen. Es gehe "nicht darum, Autofahrer zu ärgern, sondern darum, Alternativen aufzuzeigen und damit der Stadt und der Wirtschaft zu helfen", so Knoflacher.

Für Wiens Zukunft: "Man könnte das Auto massiv zurückdrängen"

Was sich Knoflacher für die Zukunft von Wien wünscht? "Jeder Parkplatz, den man einspart, ist positiv." Und: "Man könnte das Auto massiv zurückdrängen." Für den Experten ist denkbar, dass Autos nur für jene zugelassen werden "die es brauchen. Also Behinderte, Handels-, Liefer- und Wirtschaftsverkehr." Ein Anfang wäre für ihn ein "Parkpickerl für ganz Wien".