Smartphone-Debatte

"Handyverbot schließt Nutzung im Unterricht nicht aus"

Die Debatte Rund ums Handy-Verbot an Schulen ist auch in Niederösterreich angekommen. "Heute" sprach mit einer Expertin zu dem Thema.
Sarah Marie Piskur
20.02.2025, 05:00

Nach einem Vorstoß des Wiener Bildungsstadtrats Christoph Wiederkehr (Neos) flammt auch in Niederösterreich die Diskussion um mögliche Handyverbote an Schulen auf. Bundesweite Vorgaben zur Handynutzung an Schulen gibt es derzeit nicht. Vielmehr können Bildungseinrichtungen dies im Rahmen der Schulautonomie selbst regeln.

Indra Collini, Vorsitzende der Neos NÖ betonte in einer Aussendung, dass die Schulautonomie hier nicht als Vorwand missbraucht werden dürfe. "Wir Erwachsene wissen, wie schwierig es manchmal sein kann, die eigene Zeit am Handy zu begrenzen". Für Kinder sei das noch schwerer. Deshalb brauche es laut Collini klare Spielregeln in den Schulen.

Handykompetenz als gemeinsamer Nenner

Collini sieht die Landesregierung in der Pflicht, die Lehrkräfte zu unterstützen und wirft der zuständigen Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) fehlenden Mut zur Klarheit vor.

Die VPNÖ betont dazu in einer Stellungnahme, dass ein Nein zu unterrichtsferner Handy-Nutzung die Parteien in der Debatte eint. Es ist ein gemeinsamer Nenner, der bei der Thematik gefunden wurde. Das Land NÖ habe auch bereits vor Monaten die Initiative "Handykompetente Schule" ins Leben gerufen.

Verbot schließt Nutzung nicht aus

"Heute" sprach mit Ilka Wiegrefe vom Team-Präsent über das Thema. Team Präsent beschäftigt sich mit Gewaltprävention und Beziehungskultur. Jährlich werden an 350 Schulen rund 2.400 Lehrer und 9.600 Schülerinnen mit den Angeboten des Instituts betreut.

Laut Wiegrefe sei ein Handyverbot absolut notwendig. Dabei sei aber wichtig, wie es umgesetzt wird. "Ein Verbot schließt eine Nutzung im Unterricht nicht aus", betont sie. Dabei sei es notwendig, die Konzepte auf empathischer Basis gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen auszuarbeiten.

"Ich kenne Schulen, da werden die Geräte vor dem Unterricht in ein Kästchen gelegt. Wird es für den Unterricht gebraucht, kann es geholt werden", erzählt Wiegrefe. Sollte das Handy dann im Zuge des Unterrichts gebraucht werden, haben Schüler wie Lehrkräfte die Geräte griffbereit.

HandyFREIE Schule

Als weiteres Beispiel nennt Wiegrefe speziell das BG/BRG Klosterneuburg. Hier wird das Konzept einer Handyfreien Schule gelebt. "Im Vordergrund ist da nicht das Verbot, sondern der positive Nutzen, der daraus hervorgeht", so Wiegrefe.

Sobald die Jugendlichen die Schule betreten, wird das Handy ausgeschaltet. Bis 15.30 Uhr können die Schüler ihr Handy dann an einem frei gewählten Ort verwahren. Nur am eigenen Körper darf das Gerät nicht aufbewahrt werden. Hosentaschen sind also tabu.

Laut Wiegrefe gehe es auch schnell, sie an ein Schulleben ohne Smartphones zu gewöhnen. "Am Anfang ist es immer ungewohnt, etwas nicht nutzen zu können, was sonst immer da ist", erklärt sie. Schon nach wenigen Wochen seien die positiven Effekte aber deutlich nachweisbar.

Wiegrefe sieht jedenfalls viel Positives daran, wenn Handys in Schulen keine Rolle spielen. Sowohl soziale Kompetenzen als auch die körperliche Gesundheit der Kinder und Jugendlichen stehen auf dem Spiel, wenn Smartphones ständig genutzt werden.

"Es braucht hier jedenfalls noch ganz viel Aufklärung. Diese darf aber nicht von oben herab passieren, sondern muss auf Augenhöhe geschehen", betont Wiegrefe abschließend.

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