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Vatikan holt Geld zurück – nun Angst vor Weltuntergang

Die Institutionen des Heiligen Stuhls haben 30 Tage Zeit, ihr Vermögen an die Vatikanbank zu geben. Jetzt geht Angst vor dem Weltuntergang um.

Nikolaus Pichler
Die Institutionen des Vatikans sollen ihre Vermögenswerte an die Vatikanbank geben und haben dafür 30 Tage Zeit.
Die Institutionen des Vatikans sollen ihre Vermögenswerte an die Vatikanbank geben und haben dafür 30 Tage Zeit.
REUTERS

Papst Franziskus lässt nach zig Finanzskandalen sämtliche finanziellen Vermögenswerte des Heiligen Stuhls zur Vatikanbank IOR zurückführen. Die Institutionen haben bis 30 Tage Zeit, die Gelder und Wertschriften von bestehenden Konten zu überweisen. Damit sollen alle Finanzgeschäfte in die Hand der Vatikanbank.

Auf Tiktok geht nun die Angst um, dass der Grund für die Rückholaktion ein schlimmes bevorstehendes Ereignis sein könnte. So heisst es im Video von "Insidernewstv", dass der Vatikan das Vermögen zurückholt, weil er über geheime Informationen verfügt, wonach ein Börsen-Crash oder gar der dritte Weltkrieg droht. Weil die Bedrohung unmittelbar bevorstehe, gebe es auch nur eine Frist von 30 Tagen.

"Weiß der Vatikan etwas, wovon wir nichts wissen?", heißt es im Video der Plattform "Tradingfreaks".

Experte schätzt die Lage ein

Cash-Guru Alfred Herbert glaubt nicht an die Befürchtungen auf Tiktok. Eine 30-tägige Frist zur Rückführung sei international üblich und damit nichts Außergewöhnliches, sagt er zum eidgenössischen Portal "20 Minuten".

Dass der Vatikan die Wertschriften aber physisch zurückverlangt, hält er für seltsam. Denn das Risiko für die Wertschriften sei unverändert, sie lägen jetzt einfach bei der Vatikanbank. Einzig die Gefahr einer Sperrung oder Beschlagnahmung der Wertschriften sei damit entschärft.

"Papst will Kontrolle"

"Das Ganze ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar zu durchschauen", so Herbert. Er vermutet, dass Umschichtungen im kichlich-politischen Umfeld stattfinden. So verordnete der Papst bereits zuvor eine neue Investitionsstrategie ab September, bei der die Vatikanbank etwa nicht in Pornografie investieren darf (siehe Box). "Offensichtlich will der Papst alles direkter kontrollieren", so Herbert.

Auch Dominik Enste, Kirchenexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, hält die Annahme der Tiktoker für fraglich. Viele Akteure in der Finanzwelt befassten sich weit intensiver mit Krisen als der Vatikan. Deshalb fände er es ungewöhnlich, wenn der Vatikan dies besser vorsehen könnte. Zudem sei die Summe, die die Vatikanbank anlege, im Vergleich mit anderen Fonds, eher gering.

Neue kirchliche Finanzstrategie
Papst Franziskus will, dass nur noch die Vatikanbank die Finanzgeschäfte des Heiligen Stuhls in Höhe von rund zwei Milliarden Franken tätigt. Er verlangt dabei Transparenz und Hierarchie, um die Anforderungen der internationalen Geldwäschebekämpfung erfüllen zu können. Zudem will er die Investitionen an der Soziallehre der Kirche ausrichten: Verboten sind unter anderem Hochfrequenzhandel, Wetten auf Leerverkäufe, Investitionen in Pornografie, Prostitution, Glücksspiel und Waffen. Cristian von Angerer, Head of Investing und CIO des Schweizer Vermögensverwalters Inyova, findet es positiv, dass sich die Vatikanbank nach Skandalen einen besseren Überblick über das eigene Vermögen verschaffen will. Damit folge Papst Franziskus einem weltweiten Trend: Immer mehr Anlegerinnen und Anleger forderten mehr Transparenz und setzten auf nachhaltige Geldanlagen.

Droht Konkurs bei Vatikanbank?

Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz sagt: "Hätte die Katholische Kirche irgendwelche göttlichen Vorwarnungen, würde sie auftragsgemäß wohl eher für die Welt beten und sie auf das Schlimmste vorbereiten, als ihre Gelder zu verstecken."

Wegen der Skandale rund um die Vatikan-Vermögen sei eine Neuorientierung der Anlagestrategie sicher angebracht, so Kunz. Die große Rückholaktion sei aber erklärungsbedürftig und könnte eher ein Zeichen für einen drohenden Konkurs der Vatikanbank als einen drohenden Weltuntergang sein.

Beunruhigende Lage am Aktienmarkt

Die Lage an den Aktienmärkten ist aber ohnehin beunruhigend. "Alle wichtigen Signale sind auf Rot und seit Beginn des Ukraine-Kriegs ist die Lage noch schlimmer", sagt Finanzprofessor Marc Chesney zum Schweizer Potal "20 Minuten".

"Wir brauchen Frieden, viel weniger CO2-Ausstoß und die Verteidigung der Biodiversität, aber wir gehen leider in die andere Richtung", so Chesney. Das führe zu mehr Armut und Gesundheitsproblemen in Europa und weltweit.

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