Politik

Präsident schildert Schreckens-Szenario bei Angelobung

Am Mittwoch wurde die Angelobung von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig nachgeholt. Der Politiker wurde durch Covid außer Gefecht gesetzt.

Michael Rauhofer-Redl
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Am Mittwoch wurde Norbert Totschnig (r.) von Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Landwirtschaftsminister angelobt.
Am Mittwoch wurde Norbert Totschnig (r.) von Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Landwirtschaftsminister angelobt.
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Das Warten für Norbert Totschnig hatte am Mittwoch ein Ende. Eine Corona-Infektion hinderte den Neo-Minister daran, schon früher in Amt angelobt zu werden. Für den Formalakt am Mittwoch musste Totschnig allerdings einiges an Geduld aufbringen. Denn Bundespräsident Alexander Van der Bellen erklärte gleich zu Beginn seiner Ausführungen, vom gewöhnlichen Prozedere abweichen zu wollen. 

Es sei ihm ein Bedürfnis, dem Minister seine persönliche Meinung über die zwei großen Herausforderungen zum Amt mitzuteilen. Das erste große Thema sei der Krieg in der Ukraine – alle Informationen dazu im Liveticker>>. Hier gehe es um Geschehnisse, die Totschnig zwar nicht beeinflussen könne, die aber wichtig für sein Amt sind. Die Ukraine stehe vor dem Problem, Saatgut auszubreiten und in einem weiteren Schritt die Ernte einzufahren. Selbst wenn das gelinge, stehe die Frage nach dem Transport im Raum. 

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    Nach überstandener Corona-Infektion wurde Norbert Totschnig am Mittwoch (18. Mai 2022) von Bundespräsident Alexander Van der Bellen angelobt. 
    Nach überstandener Corona-Infektion wurde Norbert Totschnig am Mittwoch (18. Mai 2022) von Bundespräsident Alexander Van der Bellen angelobt.
    ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

    Globale Getreideknappheit droht

    Diese erfolge aus logistischen Gründen per Schiff. Nun gehe es darum, ob die Häfen im Schwarzen Meer frei bleiben. Mariupol sei "auf Jahre zerstört", so Van der Bellen, der seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass zumindest Odessa frei bleibe. Im Worst Case drohe ein globaler Getreidemangel. Die Auswirkungen würden allen voran Afrika betreffen, einen indirekten Einfluss gebe es aber auch auf die EU und in weiterer Folge Österreich.

    Die zweite große Herausforderung für Totschnig sieht Van der Bellen in der Klimakrise. Er gab vier Beispiele. Er sei vor einem oder zwei Jahren mit Vorgängerin Elisabeth Köstinger in Mürzsteg gewesen, dort habe man gesehen, dass der Wald auf lange Sicht "nicht überlebensfähig" sei. Als zweites Exempel nannte das Staatsoberhaupt einen Besuch bei Landeshauptmann Hans Peter Doskozil am Neusiedler See. Man habe mit freiem Auge sehen können, wo der Wasserstand ist, "nämlich da unten" erklärte Van der Bellen mit einer Handgeste in Richtung Kniekehle. 

    Mahnende Beispiele von Van der Bellen

    Mit seinem estnischen Amtskollegen habe er auch in der Wachau besorgniserregende Erkenntnisse gehabt. Ein Weinbauer habe ihm erklärt, dass sie Süd-West-Hänge, die früher als bestgeeignet angesehen wurden, mittlerweile ungünstige Voraussetzungen für den Weinanbau bieten würden. Es sei zu heiß, die Trauben liefen Gefahr noch während der Reife zu verbrennen. Süd-Ost-Hänge oder höhere Lagen seien günstiger, aber eine Frage von geografischen Gegebenheiten, die nicht immer gegeben seien. Auch in Van der Bellens Heimat, dem Kaunertal, seien die Folgen des Klimawandels schon jetzt nicht mehr zu leugnen.

    Erst nach diesen, selbst für Präsidenten-Verhältnisse, langen Ausführungen ging Van der Bellen zum verfassungsmäßigen Part über. Er enthob Elisabeth Köstinger des Amtes und gelobte Nachfolger Norbert Totschnig auf Vorschlag von Bundeskanzler Karl Nehammer an. "Ich gelobe", führte Totschnig mit Hand am Herzen aus. Nach den erfolgten Unterschriften, war es offiziell: Norbert Totschnig ist Bundesminister für Landwirtschaft, Tourismus und Regionen.

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