Geheimdienstoffizier sicher
US-Wahl: "Gibt in Russland mehrere Sextapes von Trump"
Der frühere MI6-Agent Christopher Steele spricht von mehreren möglichen Sex-Bändern von Donald Trump, die angeblich in russischer Hand sein sollen.
Seine Freunde können sich bezeichnenderweise kaum an ihre erste Begegnung mit Christopher Steele (60) erinnern. Er sei zurückhaltender als "Smiley", die Agentenfigur von John le Carré. "Er ist ein natürlicher Kandidat, um beruflich unauffällig zu sein", sagt einer von ihnen dem Magazin "New Yorker".
Steele arbeitete 22 Jahre für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6. Später geriet er mit seiner eigenen Informations-Firma in einen beispiellosen Skandal rund um die US-Wahlen. Das "Steele Dossier" von 2017 enthält unverifizierte Berichte anonymer Quellen.
Demnach unterstützte der Kreml Trump "seit mindestens fünf Jahren". Man habe ihn mit Immobiliendeals geködert und kompromittierendes Material gesammelt, etwa ein Video von 2013 mit urinierenden Prostituierten im Moskauer Ritz-Carlton Hotel, "Heute" berichtete. Trump bestreitet all das. Spätere Enthüllungen erhärteten allerdings Kontakte nach Russland. Im Interview mit dem "Heute"-Partnermedium "20 Minuten" spricht Steele nun über den brisante Verdacht.
Herr Steele, haben Sie die angebliche Aufnahme je gesehen, die Donald Trump und Prostituierte im Ritz Hotel in Moskau zeigen und in russischer Hand sein soll?
Nein. Aber wie allgemein bekannt ist, hatten wir im Jahr 2016 mehrere Quellenberichte darüber. Diesen Quellen zufolge hatten Mitarbeiter des russischen Sicherheitsdienstes das Band gesehen. Aber es liegt in der Natur der Sache, dass der Zugang zu den vorhandenen Bändern durch die russischen Sicherheitsdienste stark eingeschränkt und gesperrt würde. Fragen zur Existenz (oder nicht) und zum Verbleib solcher Tonbänder bleiben also offen und sind besorgniserregend.
Wie viele Sextapes von Trump aus Moskau soll es insgesamt geben?
Ich habe von verschiedenen Quellen, von denen wir einige für glaubwürdig halten, vernommen, dass es in Russland möglicherweise mehrere solcher Tonbänder gibt. Es gibt weitere Hinweise. In meinem Buch gebe ich zwei Beispiele von uns unabhängigen Berichten.
„Die Frage nach dem Verbleib der Aufnahmen ist ziemlich beunruhigend.“
Was können Sie uns zu Ihren Quellen sagen?
Wir arbeiten mit sogenannten Collectors. Diese Sammler unterhalten ein Kontaktnetzwerk in Russland oder anderswo. Sie reisen viel, befragen Menschen und sammeln Informationen, die sie uns dann übermitteln. Meistens liefert uns mehr als ein Netzwerk Berichte.
Rechnen Sie damit, dass diese Videos – sollten sie denn existieren – je auftauchen, respektive davon Gebrauch gemacht wird?
Nein, das erwarte ich nicht. Jedes Druckmittel, das man jemandem gegenüber hat, ist nur so gut, solange es nicht auftaucht. Wenn die Russen irgendeinen "Kompromat" zu Trump veröffentlichen würden, den sie möglicherweise besitzen, würden sie jeglichen Einfluss verlieren, den sie hatten. Es ist ja nicht das erste oder einzige Mal, dass dieses Thema auftaucht.
„Das ist wichtiger als jegliches 'Kompromat'.“
Wie meinen Sie das?
Es gibt etwa die Korrespondenz vom Oktober 2016, in der Trump-Anwalt Michael Cohen gewarnt wird, dass der "Fluss" der Trump-Bänder gestoppt sei, aber weiter unklar sei, "ob es noch mehr gibt". Das war noch bevor unser Dossier bekannt wurde. Der wichtigste Punkt ist: Das ist alles schon vor vielen Jahren passiert. Wladimir Putin hat viel investiert, damit Donald Trump wieder US-Präsident wird, mit dem er politische Ansätze und Ansichten über die Welt zu teilen scheint. Das ist meiner Meinung nach wichtiger als jegliches "Kompromat", das die Russen über Trump aus den vergangenen Jahren haben oder auch nicht.
Wer ist Christopher Steele?
Christopher Steele war von 1987 bis 2009 für den britischen Auslandsgeheimdienst tätig. Nachdem er diesen verlassen hatte, gründeten er und ein Freund die Informationsfirma Orbit.
2016 beauftragte ursprünglich ein republikanischer Grossopender Steele mit Nachforschungen zu Donald Trumps Verbindungen nach Russland. Später übernahmen die US-Demokraten den Auftrag. Das 35-seitige "Steele Dossier" stützt sich auf anonymiserte Quellen und ungefilterte, unverifizierte Informationen. Es war für den internenen Gebrauch gedacht.
2017 geriet es dennoch an die Öffentlichkeit. Donald Trump und sein Wahlkampfteam schäumten und bestritten jede Zusammenarbeit mit Russland. Nach einer folgenden Justiz- und regelrechten Rufmordkampagne tauchte Steele für längere Zeit unter. Jetzt meldet er sich erstmals mit seinem Buch "Ungefiltert", das diesen Herbst erschien.
Auf den Punkt gebracht
- Der frühere MI6-Agent Christopher Steele behauptet, dass es mehrere mögliche Sex-Bänder von Donald Trump gibt, die sich in russischer Hand befinden sollen
- Steele erklärt, dass diese Bänder, falls sie existieren, als Druckmittel genutzt werden könnten, aber es unwahrscheinlich ist, dass sie jemals veröffentlicht werden, da dies den russischen Einfluss auf Trump mindern würde