"Verdammter Albtraum"
US-Militärkader wegen Fox-News-Mann in Aufruhr
Das Pentagon steht seit der Nominierung von Pete Hegseth als Verteidigungsminister unter Schock.
Die Nominierung von Militärveteran und Fox-News-Moderator Pete Hegseth (44) lässt den Puls von hochrangigen Militärs offenbar rasen. "Lächerlich" und "ein verdammter Albtraum" sollen Reaktionen darauf gewesen sein, dass Hegseth, der bis auf eine erfolglose Bewerbung für einen Sitz im US-Senat für Minnesota keine politische Erfahrung hat, mit dem Pentagon eines der wichtigsten Ministerien der USA leiten könnte.
So berichtet es Jim Sciutto, der CNN-Chefanalyst für nationale Sicherheit. Sciutto telefonierte nach der Bekanntgabe der Nominierung mit einer Reihe von Militärbefehlshabern, die sowohl unter Donald Trump als auch unter Joe Biden dienten.
Ihre Kritik habe sich dabei nicht gegen Hegseth als Person gerichtet – niemand habe "etwas Negatives" über den TV-Moderator gesagt. Doch die Militärs sorgen sich, dass Trump mit seinen Sicherheitsnominierungen ein Team zusammenstelle, "um massive und nachhaltige Veränderungen in der US-Außenpolitik umzusetzen."
Nato-Bündnis "in erster Gefahr"?
US-Diplomaten in Europa und Asien gehen von einem Rückzug der US-Verpflichtungen und einer schwindenden Führungsrolle der USA aus (Bildstrecke). Dabei standen US-Verteidigungsverträge bereits in der ersten Trump-Amtszeit zur Diskussion.
Deswegen sieht John Bolton, Trumps ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater, die Nato "in ernster Gefahr". Trumps Aussage von diesem Februar – "Russland kann machen, was es will, mit Nato-Ländern, die nicht zahlen" – dürfe nicht unterschätzt werden.
"Dog-eats-dog"-Welt?
Gemeinhin scheint Einigkeit darüber zu herrschen, dass ein US-Rückzug in Europa höhere Militärausgaben nach sich zieht. Gegenüber Sciutto von CNN äußerten einige Insider auch die Sorge vor einem weltweiten Aufrüsten: Immer mehr Länder könnten versucht sein, Atomwaffen zu entwickeln, um nicht von der Sicherheit des US-Atomschirms abhängig zu sein.
Bereits ist bei CNN von einer "Dog-eats-dog"-Welt die Rede: Ein Zusammenbruch der von den USA geführten internationalen Ordnung könne in einer Welt münden, in der jeder jeden verschlingt.
Beabsichtigte Nervosität
Weniger dramatisch klingt der amerikanische Politologe Stephen Wertheim. Sein unlängst veröffentlichter Bericht kam zum Schluss, dass es für den Präsidenten sehr schwierig sein wird, große Veränderungen in der Außenpolitik vorzunehmen.
Allerdings geht auch er davon aus, dass wir "tatsächlich eine gewichtige Reduzierung der US-Truppen auf dem alten Kontinent erleben" werden. Auch der Nato-Bündnisfall könnte mit dem Artikel 5 neu interpretiert und formal an Bedingungen geknüpft werden. Dass derlei Aussichten Europa nervös machen, ist ihm zufolge "die Absicht".
"Bemerkenswerte geopolitische Veränderung"
Auch für die Experten des "Brookings Institute" ist klar: "Die Europäer müssen ernsthaft in ihre eigenen Verteidigungsfähigkeiten investieren."
Trumps Team müsse schwierige strategische Entscheidungen darüber treffen, wie es mit den nationalen Sicherheitsbedrohungen durch Russland, Iran, Nordkorea und gewalttätigen nicht-staatlichen Akteuren umgehe – immerhin stelle "die verstärkte Zusammenarbeit zwischen vielen dieser Länder, einschließlich China, eine bemerkenswerte geopolitische Veränderung" dar.
Nun seien "harte Kompromisse und durchdachte Konzepte für den Aufbau und den Einsatz des Militärs" gefragt, so die Washingtoner Denkfabrik. Ob eine Trump-Regierung mit den vorgesehenen Besetzungen wie dem unerfahrenen TV-Moderator Hegseth das meistert, wird sich zeigen. In seiner ersten Amtszeit hatte Trump sein Personal so schnell ausgewechselt wie kein amerikanischer Präsident vor ihm.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Im Pentagon herrscht Aufruhr wegen der Nominierung des Fox-News-Moderators Pete Hegseth als Verteidigungsminister
- Militärs, ehemalige Berater und Diplomaten rechnen mit großen Veränderungen in der US-Außenpolitik
- Die "America First"-Agenda werde geopolitische Folgen nach sich ziehen
- Zudem müssten die Europäer nun "ernsthaft in ihre eigenen Verteidigungsfähigkeiten investieren"