Österreich

Urlaub, Schuhe, Eis – Zu teuer für Alleinerziehende

Mehr als die Hälfte aller Kinder von Single-Eltern lebten 2022 in Armut und Ausgrenzung. Grundbedürfnisse und kleine Freuden sind für sie unleistbar.

Sandra Kartik
42 Prozent der Single-Eltern können sich keine Freizeit-Aktivitäten leisten.
42 Prozent der Single-Eltern können sich keine Freizeit-Aktivitäten leisten.
Getty Images (Symbol)

Jeden zweiten Tag eine warme Mahlzeit auf dem Teller zu haben, ist für viele Österreicher keine Selbstverständlichkeit mehr. Im letzten Quartal des Vorjahrs konnte sich das jede fünfte Alleinerzieherin nicht mehr leisten, berichtet der Verein FEM.A. 42 Prozent der Single-Mamas und -Papas können zudem keine Freizeitaktivitäten bezahlen.

Dass die Ausgrenzung dieser Familien in den letzten Jahren gestiegen ist, hat vor allem strukturelle Gründe: Nachwuchs ist sehr teuer – laut Kinderkosten-Analyse 2021 bei Alleinerziehenden fast doppelt so hoch sind wie in Paarfamilien. Hinzu kommt die fehlende finanzielle Unterstützung durch den Ex-Partner: Laut Unterhaltsbefragung 2021 bekommt nur jedes zweite Kind Zahlungen vom Unterhaltspflichtigen.

"Alleinerzieherinnen verzweifelt"

Ein weiterer Aspekt für die Armutsbedrohung ist der hohe Anteil von Alleinerzieherinnen, die in Mietwohnungen leben und von den explodierenden Kosten besonders betroffen sind. Durch fehlende Plätze in Kinderbildungs-Einrichtungen ist zudem höhere Erwerbstätigkeit für viele Single-Eltern nicht möglich.

"Wir sehen in der Praxis, dass Alleinerzieher*innen sich den Einkauf nicht mehr leisten können, und sich verzweifelt an uns wenden", sagt Andrea Czak, Gründerin von FEM.A. Seit Jahren fordert der Verein eine Unterhaltsgarantie. "Auch wenn manche Politiker*innen die hungernden Kinder nicht sehen, wir wissen, dass es sie gibt. Es ist eine gesellschaftliche Verantwortung, diese Kinder, die vom Unterhaltspflichtigen, meist dem Vater, im Stich gelassen werden, aus der Armut zu holen."

Kein Geld für Extra-Ausgaben

Konkret bedeutet das für die Alleinerzieher-Familien, dass sich 10 Prozent keine zwei Paar Schuhe leisten können, eines davon wetterfest. 32 Prozent haben kein Geld für Kleinigkeiten wie Eis oder einen Kinobesuch. Mindestens eine Woche pro Jahr auf Urlaub fahren, ist für 46 Prozent absolut nicht möglich.

23 Prozent können sich laut Statistik Austria nicht mindestens einmal im Monat mit Freunden oder Verwandten zum Essen oder Trinken treffen, egal ob daheim oder auswärts. Besonders schwer wird es bei unerwarteten Ausgaben von 1.300 Euro oder mehr, wenn etwa Reparaturen oder Nachzahlungen fällig sind. Für 53 Prozent der Alleinerzieher ist das finanziell nicht zu stemmen.

"Wenn Mütter ihre Kinder nicht mehr mit nährstoffreichen Lebensmitteln versorgen können, weil sie durch fehlenden Unterhalt und hohe Kosten verarmt sind, hat das schwerwiegende Folgen für die Gesellschaft. Die Kinder werden anfällig für Krankheiten und entwickeln sich schlechter. Die Existenzängste der Mütter erleben auch die Kinder als Stress, das kann sogar zu einem Trauma führen. Es besteht sofortiger Handlungsbedarf!", appelliert Czak.

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