Coronavirus

"Unwirksam" – 355 Ärzte wettern gegen Impfpflicht

Weil die Impfung unwirksam sei und Impfschäden vertuscht werden, feuern hunderte Ärzte einen offenen Brief an Ärztekammer-Präsident Szekeres.

Leo Stempfl
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355 Ärzte, darunter rund 100 Allgemeinmediziner, unterzeichneten den Brief.
355 Ärzte, darunter rund 100 Allgemeinmediziner, unterzeichneten den Brief.
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Im ursprünglichen Entwurf zum Impfpflicht-Gesetz war vorgesehen, dass auch Allgemeinmediziner Menschen davon befreien können. In Österreich gibt es aber zumindest 91 solcher Allgemeinmediziner, die die Impfung als "unwirksam" bezeichnen und dafür sogar namentlich in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten.

Grundlage ist ein offener Brief, der mit dem Titel "Ärztegruppe zerlegt 'Faktencheck' ihres Kammerpräsidenten Szekeres" am Dienstag ausgesendet wurde. 355 Ärzte sollen diesen unterzeichnet haben, insgesamt gibt es in Österreich 47.674. Wiederum 170 davon wollen aber anonym bleiben und hätten ihre Unterschrift notariell hinterlegt, weil sie "Verunglimpfungen durch den Kammerpräsidenten und den von Regierungsinseraten angefütterten Medien befürchten".

Autor ist gefeuerter Professor

Absender des sieben Seiten langen Briefs ist Andreas Sönnichsen, Dr. und Univ.-Prof. a.D. Sein Name ist in der Szene bereits ein Begriff. Schon Mitte Dezember listet er in einen Wut-Brief Gründe auf, die angeblich gegen Covid-Impfungen sprechen würden. Die MedUni Wien hat daraufhin das Dienstverhältnis mit dem vormaligen Leiter der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin beendet und ihn freigestellt. Auch soll er mehrmals gegen die hausinternen Corona-Regeln und entsprechende Weisungen verstoßen haben.

Corona-kritischer Professor von MedUni Wien gefeuert >>

Als Reaktion verbündete er sich mit der FPÖ und konstatierte im Rahmen einer Pressekonferenz den "größten Medizinskandal aller Zeiten" und stellte die bereits mehrfach widerlegte Falschbehauptung, dass auf den Intensivstationen überwiegend Geimpfte lägen, in den Raum.

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    Mitten während den Anti-Impfpflicht-Demos am 20. Jänner 2022 brach der Wettersturz mit einem blitzartigen Graupelschauer über Wien herein.
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    MFG-Verbindungen

    Sönnichsen ist auch im Beirat der MFG Salzburg aktiv und trat mit der Impfgegner-Partei wiederholt und gemeinsam gegen PCR-Tests, Maßnahmen, Masken und Impfungen auf. Seit Februar ist er außerdem Mitglied der Querdenken-Partei "die Basis", die in Deutschland gemeinsame Sache mit NPD und 3. Weg macht. Sein Name findet sich auch im Wikipedia-Artikel "Falschinformationen zur COVID-19-Pandemie".

    In der Aussendung steuert auch DDr. Christian Fiala Zitate bei. Er machte schon vor 20 Jahren mit der Leugnung von AIDS Schlagzeilen: Menschen in Afrika würden halt einfach sterben, weil sie arm sind, der Effekt von HIV sei überbewertet. Auf Veranstaltungen der Impf-Gegner Partei MFG behauptete er, die Impfung führe zu einer programmierten Autoimmunzerstörung von körpereigenen Zellen, die so lange weiter geführt wird, bis "... kann man sich selbst überlegen...". Das Coronavirus sei nur ein Vorwand, um das Volk zu unterdrücken

    355 Ärzte

    Laut Ärztekammer gab es 2020 insgesamt 47.674 Ärzte. Die 355 Unterzeichner machen also 0,7 Prozent aus. Ihr Brief enthält wenig neues, rückt aber diesmal die Omikron-Variante und die dagegen vermeintlich noch weniger wirksame Impfung in den Vordergrund.

    Ergebnisse klinischer Studien, die den Aussagen der Briefe widersprechen, werden etwa als "dem momentanen Kenntnisstand entsprechende Wahrscheinlichkeitsaussagen, die zu diskutieren sind" bezeichnet. Wenige Seiten später kritisiert man an der Gegenseite aber selbst "eine zunehmende Unsitte im wissenschaftlichen Bereich, dass keine wissenschaftlichen Studien mehr als Belege für Aussagen angeführt werden".

    "Impfung unwirksam"

    Vorfälle aus Norwegen werden herangezogen, um die "Unwirksamkeit der Corona-Impfungen hinsichtlich einer Infektion mit der Omikron-Variante" aufzuzeigen. Wichtig ist aber: Geboosterte sind zu 83 Prozent vor einem Krankenhausaufenthalt geschützt, auch noch nach längerer Zeit, hielten die GECKO-Experten erst vor wenigen Tagen fest. Dass das Risiko für eine Infektion nicht automatisch geringer ist, sollte selbstverständlich sein, denn die Impfung soll auch nur vor schweren Verläufen und insbesondere Todesfällen schützen – was sie mit einer Sicherheit von 99,2 Prozent macht, wie eine ebenfalls am Dienstag erschienene Analyse der Gesundheit Österreich GmbH zeigt.

    Vor allem für gesunde Menschen unter 65 Jahren würde die Impfung nichts nutzen, finden hingegen die Autoren des Briefs. Das Risiko für Nebenwirkungen würde wiederum massiv unterschätzt werden, hält man abschließend fest. Auch dem widerspricht eine Studie: Rund drei Viertel der leichten Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Fieber und Kopfweh würden sich durch die Erwartungshaltung eingebildet werden.

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