Blicke vom Strand auf Reaktor?

Unser Lieblings-Urlaubsland setzt wieder auf Atomkraft

Ein touristischer Alptraum wird wahr: In der Nähe beliebter Reiseziele der Österreicher könnten bald neue Kernkraftwerke die Urlaubsstimmung trüben.

Bernd Watzka
Unser Lieblings-Urlaubsland setzt wieder auf Atomkraft
Immer mehr Länder erwägen, zur Atomkraft zurückzukehren.
Getty Images (Symbolbild)

Für Venedig- oder Triest-Urlauber könnten sich künftig ungewohnte Anblicke ergeben: Bis Ende 2027 will Italien einen Plan fertigstellen, der die Nutzung der Kernenergie wieder zulässt, nachdem sie vor fast 40 Jahren verboten wurde. Das sagte Energieminister Gilberto Pichetto Fratin.

"Ergänzung" für erneuerbare Energien

"Italien ist bereit, zur Kernenergie zurückzukehren. Das ist eine wichtige Entscheidung, die die erneuerbaren Energien nicht ersetzen, sondern ergänzen wird", sagte Fratin. Ein Rahmengesetz zur Rückkehr zur Atomenergie soll von der Regierung noch bis Ende Jänner verabschiedet werden.

Mögliche Standorte für AKW

In Italien wurden bereits mehrere potenzielle Standorte diskutiert, unter den Kandidaten befinden sich Chioggia (ca. 30 km von Venedig entfernt), Monfalcone (in der Nähe von Triest), Caorso (zwischen Mailand und Bologna) und Trino Vercellese (im Piemont, ca. 50 km von Turin entfernt).

Kleine Reaktoren im Trend

Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte kürzlich erklärt, dass kleine modulare Reaktoren dazu beitragen könnten, Italiens umweltschädlichste Industriezweige, darunter die Stahl-, Glas- und Fliesenindustrie, zu dekarbonisieren.

Ausstieg nach Tschernobyl

Die Italiener hatten sich 1987 – ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl – in einem Referendum für den Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen. Die letzten Atomkraftwerke wurden 1990 stillgelegt.

95 Prozent der Bevölkerung dagegen

2009 hatte der damalige Regierungschef Silvio Berlusconi angekündigt, wieder in die Kernkraft einsteigen zu wollen, legte sein Vorhaben nach der Katastrophe von Fukushima aber auf Eis. 2011 sprachen sich rund 94,5 Prozent der Italiener in einem weiteren Referendum gegen den Bau neuer Atomkraftwerke aus.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Italien plant, bis Ende 2027 die Nutzung der Kernenergie wieder zuzulassen, was zu neuen Kernkraftwerken in der Nähe beliebter Reiseziele führen könnte.
    • Energieminister Gilberto Pichetto Fratin betont, dass die Kernenergie die erneuerbaren Energien ergänzen soll, während potenzielle Standorte wie Chioggia und Monfalcone bereits diskutiert werden.
    bw
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