Planet erstickt in Plastik
UNO-Pakt soll Flut an Kunststoffmüll endlich verringern
Bis 1. Dezember ringt die Weltgemeinschaft beim "Plastik-Gipfel" in Südkorea um einen Vertrag zur Eindämmung der globalen Plastikverschmutzung.
Die Zeit drängt: Die weltweite Kunststoffproduktion stieg seit 1950 um das 200-fache auf fast 460 Millionen Tonnen pro Jahr. Anfang der 2000er-Jahre lag die globale Plastikmenge noch bei rund 230 Millionen Tonnen.
Kunststoffmüll landet in Natur
Während die Kunststoffproduktion rasant steigt, kann das Recycling kaum Schritt halten. Bis 2015 wurden nur neun Prozent aller jemals produzierten Kunststoffabfälle recycelt. Die Folge: Jedes Jahr gelangen 20 Millionen Tonnen Plastik in die Natur, was für die Tierwelt schädlich und sogar tödlich ist.
Abkommen zur Müllreduzierung
Bis Ende 2024 soll nun ein internationales rechtsverbindliches Abkommen zur Reduzierung der weltweiten Plastikverschmutzung ausgehandelt werden. Die fünfte und voraussichtlich letzte Runde läuft derzeit bis Sonntag, 1. Dezember in Busan (Südkorea).
Plastik-Lebenszyklus betrachten
Festgelegt werden sollen Ziele entlang des gesamten Lebenszyklus von Plastik, von der Produktion bis zur Sammlung und Wiederverwertung. Die Chancen auf eine umfassende Einigung stehen allerdings laut Experten nicht sehr gut.
Ölindustrie versucht zu bremsen
Ölstaaten, aber auch China und Indien, wollen das Abkommen dagegen auf Müll und Recycling beschränkt wissen und lehnen die Einbeziehung der Produktion in das Abkommen ab. Wie bei den Weltklimakonferenzen tritt die fossile Industrie auch bei den Verhandlungen um ein Plastikabkommen vehement auf.
Petro-Industrie kämpft ums Plastik
Hintergrund der Aufregung unter den Petro-Staaten: Aufgrund der globalen Trendwende Richtung erneuerbare Energie verbleibt die Plastikerzeugung als letzter großer Hoffnungsträger der Öl- und Gasindustrie.
„Statt Scheinlösungen wie chemisches Recycling braucht es klare Vorgaben.“
Greenpeace pocht auf Reduktion
"Wir können uns kein halbherziges Plastikabkommen leisten", sagte Marc Dengler von Greenpeace Österreich, wo man eine Plastikreduktion um 75 Prozent bis 2040 fordert. "Statt Scheinlösungen wie chemisches Recycling braucht es klare Vorgaben."
Dazu gehörten "ein verbindlicher Reduktionspfad, Mehrwegquoten für Verpackungen und Verbote für vermeidbare Einwegplastikprodukte".
Recyclingquoten als beste Maßnahme
Die Einführung von Recyclingquoten ist auch nach Ansicht von Fachleuten die vielversprechendste Einzelmaßnahme im Kampf gegen den Plastikmüll. Um die EU-Ziele beim Recycling von Kunststoffverpackungen zu erreichen, tritt mit 1. Jänner auch in Österreich ein Plastikpfandsystem in Kraft.
Falsche Entsorgung könnte sich verdoppeln
Im Jahr 2020 wurden weltweit rund 425 Millionen Tonnen Plastikmüll erzeugt, von denen nicht einmal ein Viertel korrekt recycelt wurde. Etwa 62 Millionen Tonnen und damit 15 Prozent des gesamten Plastikmülls von damals werden heute als "falsch gehandhabt" eingestuft.
Dazu gehörte im Jahr 2020 etwa jeglicher Müll, der nie in den Entsorgungs-, Recycling- oder Verbrennungsanlagen ankam.
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Auf den Punkt gebracht
- Die Weltgemeinschaft verhandelt bis zum 1.Dezember in Südkorea über ein internationales Abkommen zur Reduzierung der globalen Plastikverschmutzung, da die Kunststoffproduktion seit 1950 um das 200-fache gestiegen ist.
- Trotz der Dringlichkeit und Forderungen von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace, die eine Reduktion um 75 Prozent bis 2040 fordern, stehen die Chancen auf eine umfassende Einigung aufgrund des Widerstands der Öl- und Gasindustrie schlecht.