Ukraine

Unfassbares Atom-Drama um AKW Saporischschja

In der Ukraine kündigt sich eine Tragödie an. Durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms gibt es kein Wasser mehr für die AKW-Kühlung.

Rene Findenig
Das Atomkraftwerk Saporischschja wird seit Kriegsbeginn von russischen Truppen besetzt. Nun soll es nicht mehr genug Kühlwasser geben.
Das Atomkraftwerk Saporischschja wird seit Kriegsbeginn von russischen Truppen besetzt. Nun soll es nicht mehr genug Kühlwasser geben.
REUTERS

Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms reicht das Wasser des Stausees nach ukrainischen Angaben nun nicht mehr aus, um die Reaktoren im Atomkraftwerk Saporischschja zu kühlen. Der Chef des ukrainischen Energieunternehmens Ukrhydroenergo, Igor Syrota, sagte am Donnerstag, der Wasserpegel sei unter eine kritische Marke gesunken. Die Wasserreservoirs reichten nun nicht mehr aus. Seit Kriegsbeginn wird das größte Atomkraftwerk der Ukraine von der russischen Armee besetzt – zwischenzeitlich gab es bereits Probleme mit der externen Stromversorgung.

Das größte Atomkraftwerk Europas im Gebiet Saporischschja ist im Zuge der russischen Invasion Anfang März 2022 unter Moskauer Kontrolle geraten. Artillerieduelle um das Kraftwerksgelände hatten im vergangenen Sommer Sorge vor einer Atomkatastrophe ausgelöst. Die sechs Blöcke mit einer Gesamtnettoleistung von 5.700 Megawatt sind deswegen heruntergefahren worden und werden nur noch gekühlt. Das Kraftwerk stellt eines der Ziele der seit langem erwarteten ukrainischen Gegenoffensive dar.

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    In der Nacht auf 6. Juni wurde der Dnipro-Staudammes am Wasserkraftwerk Kachowka in die Luft gesprengt – <a target="_blank" data-li-document-ref="100274935" href="https://www.heute.at/g/staudamm-bei-cherson-gesprengt-ukraine-droht-riesen-flutwelle-100274935"><em>"Heute"</em> berichtete</a>.
    In der Nacht auf 6. Juni wurde der Dnipro-Staudammes am Wasserkraftwerk Kachowka in die Luft gesprengt – "Heute" berichtete.

    Noch Tausende Menschen vor Ort

    Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien zeigte sich bereits in der Vergangenheit besorgt, dass ein Ausfall der Kühlsysteme zu einer Überhitzung der Brennstäbe und des Atommülls und damit zu einem nuklearen Unfall führen könnte. IAEA-Chef Rafael Grossi forderte mehrmals eine Vereinbarung zwischen Kiew und Moskau, das größte Kernkraftwerk Europas nicht anzugreifen und nicht als militärische Basis zu nutzen. "Das kann so nicht weitergehen", schrieb er unlängst. Vor dem Krieg arbeiteten etwa 11.000 Menschen in dem Komplex.

    Ende Mai hieß es nach Enerhoatom-Angaben, es seien noch 3.100 Angestellte mit ihren Familien in der Anlage. Weitere etwa 2.900 arbeiten in der nahegelegenen Stadt Enerhodar. Die russischen Truppen hindern die verbliebenen Angestellten daran, miteinander zu kommunizieren oder das Werksgelände zu verlassen, wie Enerhoatom via Telegram mitteilte. Auf diese Weise wollten sie verhindern, dass Kraftwerksmitarbeiter russische Stellungen auf dem weitläufigen Kraftwerksgelände an die ukrainischen Streitkräfte weitergeben.

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