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Uncharted: The Lost Legacy im Test – mit Herz
Chloe Frazer und Nadine Ross beerben Nathan Drake. Ob das frischen Wind ins Uncharted-Universum bringt? Heute Digital testet Uncharted: The Lost Legacy.
Die eigenständige Uncharted-Erweiterung für die PlayStation 4 spielt etwa ein Jahr nach den Ereignissen von Uncharted 4 rund um Nathan Drake. Die Hauptfigur ist die Diebin Chloe Frazer, die Fans aus Uncharted 2: Among Thieves und Uncharted 3: Drake's Deception in guter Erinnerung geblieben ist. In Indien macht sie sich auf die Suche nach dem unbezahlbaren Relikt "Ganeshas Stoßzahn" und darf dabei auf die Unterstützung der aus Uncharted 4: A Thief's End bekannten Söldnerin Nadine Ross setzen.
So viel, so abenteuerlich. Uncharted: The Lost Legacy hat es aber nicht leicht. Nicht, weil bisher Nathan Drake die Fäden zog und von Fans liebgewonnen wurde, sondern weil die bisherigen Uncharted-Teile einfach dermaßen gut waren, dass dies kaum getoppt werden kann. Schon gar nicht mit einer "neuen" Besetzung. Oder? Zumindest der Start, das Zusammenraufen von Chloe und Nadine, verläuft erst einmal holprig. Was seinen eigenen Charme mit sich bringt, denn die Handlung geht ins Herz.
Zehn Stunden begleitet man das Frauen-Powerteam auf ihrem Abenteuer, in dessen Mittelpunkt nur vermeintlich die actionreiche Handlung steht. Der wahre Star lauert im Hintergrund und wurde im Gegensatz zu den Vorgängern stärker herausgearbeitet: Die Chemie zwischen den Ladys, wenn sie erst einmal die Startschwierigkeiten überwunden haben. Weder Chloe noch Nadine sind "handzahm", müssen sich aber um eine gute Chemie bemühen. Das bringt einen stärkeren emotionalen Reiz in die Sache.
Altbekanntes und Neues
Klar ist aber auch, dass Klettern, Schießen, Laufen und Rätseln wieder an der Tagesordnung stehen. Im Kern bleibt das bekannte und supersolide Gameplay dabei gleich, neue Moves und Kniffe darf man sich nicht allzu viele erwarten. Den größten Unterschied bringt da noch der Kampf, der stärker Schleich-Elemente mit einbezieht. Feinde können aus einer Deckung heraus markiert und dann hinterrücks überfallen werden. Lässt man den Bewusstlosen verschwinden, schöpfen die Kameraden keinen Verdacht. Irritierend dabei: Der Spieler wird von Feinden zwar schnell gesehen, die KI-Begleiterin scheint aber für einige Gegner unsichtbar zu sein.
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Dazu zeigt sich auch die Umgebung durchdachter und abwechslungsreicher. Überall gibt es bei Gegner-Begegnungen entweder die Möglichkeit zum Frontalangriff samt Deckungen, oder eben Verstecke, aus denen ein leiser Überfall gestartet werden kann. Wobei die Brechstange in The Lost Legacy nicht empfehlenswert ist, denn der normale Schwierigkeitsgrad ist weitaus schwieriger, als es noch bei den Vorgängern der Fall war.
Auf in den Rollenwechsel
Etwas überrascht die Gestaltung der Damen. Man erinnere sich: Nadine trat in Uncharted 4 noch als ultraharte Kämpferin auf, in The Lost Legacy verunsichern sie zumindest in der Sprachausgabe aber Sprünge über Abgründe oder Begegnungen mit Feinden. Chloe wiederum, in Uncharted 2 und 3 Schatzsucherin mit Hang zur Emotionalität und am Start von Uncharted: The Lost Legacy komplett verzweifelt, gibt im Laufe des Titels die abgebrühte Heldin.
In punkto Gameplay macht die Anpassung der Charaktere aber durchaus Sinn. Steuert man Chloe, wäre es fatal, wenn die kampferprobte Nadine alle Gegner wegballern und der Spieler zum Zuschauer degradiert würde. Aber keine Sorge: Die Schwierigkeit zieht über die Spielstunden an und am Ende ist man dann über jeden Schlag und Schuss der weiblichen Begleiterin dankbar. Und bis dorthin hat man beide Frauen lieben gelernt.
Perfekte Gestaltung
Grafisch und erzählerisch findet man bei The Lost Legacy einmal mehr kein Haar in der Uncharted-Suppe. Zwar gibt es keine weltumspannenden Abenteuer mehr – die Handlung beschränkt sich auf die indische Wildnis mit all ihrer Schönheit und zeigt sich einmal mehr von der grafisch opulenten Seite. Zudem erfährt man über Fundstücke und Nachrichten sowie Gespräche Hunderte Ausrisse aus der indischen Geschichte und Mythologie. Die Erweiterung spannt einen actiongeladenen Bogen von einem legendären Schatz über einen Hautptbösewicht bis zu einem abenteuerlich-genussvollen Ende. Das Uncharted-Rezept geht wieder voll auf.
Darstellerisch begeistert zudem die Veränderung des Bewegungsablaufs. Chloe und Nadine können nicht wie Nathan und Sully auf Gegnermassen einprügeln, sondern bedienen sich flinkerer Tritte und Würfe, um die Feinde mittels Schnelligkeit zu schlagen. Neu ist auch, dass die Damen von Feinden gepackt werden können und sich erst freikämpfen müssen. Die neuen Bewegungsabläufe sind nicht nur gestalterisch sinnvoll, sondern macht das neue Uncharted auch unglaublich flüssig und dynamisch.
Fazit: Wenig Neues und doch ein frischer Anstrich
Uncharted bleibt auch in The Lost Legacy Uncharted. Es wird geschossen, gelaufen, gesprungen und geklettert und das in bildschönen zumeist linearen Umgebungen. Frustmomente oder Enttäuschungen, ob spielerisch oder storytechnisch, trifft man nicht. Als Spieler wird man vielleicht trotzdem Grund zum Klagen haben, nämlich nach Abspann und nur über die etwas kurzen zehn Stunden. Immerhin, ein schönes Kompliment, wenn man sich wünscht, dass ein Spiel noch weitergehen solle. Geht es zum Teil auch, denn nach der Kampagne warten noch alle Multiplayer-Modi aus Uncharted 4 mit neuen Inhalten und Survival-Koop.
Atemberaubend, bildschön, extrem flüssig: The Lost Legacy kommt ganz, ganz nah an das grandiose Spielerlebnis von Uncharted 4 heran. In einem Punkt ist The Lost Legacy gar dem Vater überlegen: der Emotionalität und der Herausarbeitung der Beziehung der zwei Power-Frauen. Wieder geht es mit Witz, markigen Sprüchen, aber auch sorgenvollen Momenten einher. Uncharted ist und bleibt die Messlatte der Adventure-Games - und bekommt mit den neuen Schleich- und Bewegungsmechaniken von The Lost Legacy einen frischen Anstrich spendiert. Zudem schließt man Chloe und Nadine beim Spielen ins Herz – und wünscht sich garantiert weitere Abenteuer mit den Power-Frauen. (rfi)