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Düsterer Klimabericht: "Noch große Aufgaben vor uns"

Alle drei Jahre analysiert das Umweltbundesamt den Zustand der Umwelt in Österreich. Der neuste Kontrollbericht zeigt Licht, aber auch viele Schatten.

Roman Palman
KIimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) im Rahmen der Präsentation der Energiesparkampagne am 12. September 2022.
KIimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) im Rahmen der Präsentation der Energiesparkampagne am 12. September 2022.
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Die Bilanz des 244 Seiten starken Umweltkontrollberichts in aller Kürze: Wichtige Maßnahmen zum Klimaschutz und in der Klimawandel-Anpassung, im Mobilitäts- und Energiebereich sowie in der Abfallvermeidung zeigen zwar Wirkung, in vielen Bereichen bleiben die Herausforderungen aber groß. Die Ergebnisse im Detail lassen aber tief blicken.

Mahnung zu rascher Energiewende

Die Treibhausgas-Emissionen steigen in Österreich nach einem kurzfristigen Rückgang durch die Corona-Pandemie 2021 wieder an. Um bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen, brauche es Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs, zum Ausbau erneuerbarer Energieträger und zum Ausstieg aus fossiler Energie in allen Sektoren, so die Experten.

"Der Klimawandel geht in Österreich rascher vor sich als im globalen Schnitt. Seine Folgen gefährden Gesundheit, schaden der Land- und Forstwirtschaft und belasten die Infrastruktur", warnt das Umweltbundesamt.
"Der Klimawandel geht in Österreich rascher vor sich als im globalen Schnitt. Seine Folgen gefährden Gesundheit, schaden der Land- und Forstwirtschaft und belasten die Infrastruktur", warnt das Umweltbundesamt.
ZAMG, Umweltbundesamt

Sie finden deutliche Worte zur Dringlichkeit der Thematik: "Da der Klimawandel in Österreich rascher vor sich geht als im globalen Mittel und jetzt schon große finanzielle Schäden verursacht, müssen auch Maßnahmen zur Klimawandelanpassung ausgeweitet werden, um die Folgen des Klimawandels zu mildern."

Emissionen-Treiber Individualverkehr

Eine gute Nachricht gibt es aber am Rande: Erfreulicherweise habe die allgemeine Luftqualität zugenommen. Die Stickoxid-Emissionen (NOx) haben im Zeitraum 2005 bis 2020 um 50 Prozent, die Emissionen von Schwefeldioxid (SO2) um 59 Prozent abgenommen, schreibt das Umweltbundesamt.

Der Anteil des Verkehrssektors an den Treibhausgas-Emissionen (ohne Emissionshandel) betrage derzeit fast 45 Prozent. Emissionsfreie Antriebe machten 2021 rund 13,9 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen aus. Die Anzahl der Fahrzeuge mit alternativem Antrieb steige zwar kontinuierlich, jedoch auch Verkehrsleistung und Motorisierungsgrad.

Erneuerbare: Viel Luft nach oben

Der Anteil erneuerbarer Energieträger steige und habe 2020 den Höchstwert von 36,5 Prozent erreicht. Beim Strom würden bereits 75 Prozent des Verbrauchs durch erneuerbare Energie abgedeckt. Deutliche Zuwächse seien bei Ökostrom und Photovoltaik von 3,3 Prozent im Jahr 2005 auf 11,3 Prozent im Jahr 2020 zu verzeichnen.

Doch auch hier gebe es ein deutliches ABER: Der gesamte Energieverbrauch liege trotz pandemiebedingtem Rückgang noch immer deutlich über den gesteckten Zielen.

"Für die rasch erforderliche Energiewende sind weitere Maßnahmen nötig. Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, die österreichische Wärmestrategie und der Fokus auf Energieraumplanung sind nächste wichtige Hebel für die Energiewende", urteilen die Analysten.

Ressourcen: Boden- und Biodiversitätsschutz

Österreichs Böden sind laut Umweltbundesamt unter anderem große Kohlenstoffspeicher und damit wichtige Faktoren im Umgang mit dem Klimawandel: Die tägliche Flächeninanspruchnahme habe sich trotz steigendem Nutzungsdruck in den letzten Jahren stabilisiert. Sie liege mit 11,5 Hektar pro Tag allerdings noch weit über den im österreichischen Regierungsprogramm angestrebten 2,5 Hektar täglich.

"Rasches und entschiedenes Gegenlenken ist demnach gefordert". Erste Schritte dazu würden Bund, Bundesländer, Städte und Gemeinden mit der Erarbeitung einer nationalen Bodenstrategie und dem Brachflächendialog setzen. Letzteres ist ein Programm um leerstehende Standorte wieder zu nutzen, das von einem Förderprogramm des Klimaschutzministeriums unterstützt wird.

Artenvielfalt stirbt

In Österreich stehen fast ein Drittel des Bundesgebietes unter Naturschutz, dennoch nimmt die Artenvielfalt in Österreich stark ab. Rund 72 Prozent der Tier- und Pflanzenarten und rund 80 Prozent der Lebensraumtypen weisen laut Umweltbundesamt "keinen günstigen Erhaltungszustand" auf. Verbauung und Zersiedelung würden zusammenhängende Lebensräume zerschneiden und Barrieren für die Wildtierwanderung schaffen.

"Zu den Gefährdungsursachen der Artenvielfalt zählen intensive Nutzung von Boden und natürlichen Ressourcen, Klimawandel, Umweltverschmutzung und invasive gebietsfremde Arten." Den Verlust an biologischer Vielfalt stoppen soll die "Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030+", die demnächst veröffentlicht wird.

Nachhaltige Produktion & Kreislaufwirtschaft

Der Einsatz von Energie und Rohstoffen in den wirtschaftlichen Kreisläufen sei nach wie vor zu hoch. Für die Verringerung des Ressourcenverbrauchs und die Erhöhung des Recyclinganteils seien große Umstellungen in den Produktionsprozessen und bei der Nutzung von Produkten notwendig.

Bei der Abfallvermeidung und -verwertung sei Österreich zwar unter den Besten Europas, bei der Reduktion der Ressourcennutzung gebe es allerdings dringenden Aufholbedarf. Eine Trendwende solle die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie bringen. Dadurch würden Altstoffe besser erfasst, Märkte für Sekundärrohstoffe gestärkt und die Zusammenarbeit über die gesamte globale Wertschöpfungskette hinweg verbessert. Erfreulich sei, dass der Einsatz der Biomasse in der industriellen Produktion von 2000 bis 2018 um ca. 12 Prozent gesteigert wurde.

Gewessler: "Noch große Aufgaben vor uns"

"Der Umweltkontrollbericht zeigt, dass noch große Aufgaben vor uns liegen. Wir müssen die CO2-Emissionen sowie unseren Energieverbrauch in den nächsten Jahren deutlich reduzieren, die Artenvielfalt wirkungsvoller schützen und den rasanten Bodenverbrauch in den Griff bekommen. Nur so stellen wir sicher, dass auch künftige Generationen ein gutes Leben haben", so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler dazu.

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    Gewesslers gesammelte Werke: Alle Energiespar-Tipps des Klimaschutzministeriums zum Durchklicken >>
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    Screenshot Facebook / Klimaschutzministerium

    "Das Gute ist: Die Lösungen für eine fossilfreie, umweltfreundliche und ressourcenschonende Zukunft in Österreich gibt es. Mit Maßnahmen wie dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, dem Klimaticket, dem Vorrang für den öffentlichen Verkehr sowie der Pfandlösung für Plastikflaschen und Dosen haben wir wichtige Etappenziele erreicht."

    Die letzten Jahre hätten gezeigt, dass gut umsetzbare, verbindliche Maßnahmen wirken und wesentlich zur Verbesserung der Umweltsituation in Österreich beitragen, betont auch Umweltbundesamt-Geschäftsführerin Monika Mörth. "Diesen Weg gilt es nun fortzusetzen: die Treibhausgas-Emissionen müssen gesenkt, der Ressourcenverbrauch reduziert und natürliche Lebensgrundlagen erhalten werden."

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      privat, iStock