Österreich
Umstrittenes Abdullah-Zentrum eröffnet heute
Am Montag eröffnet das König-Abdullah-Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog (KAICIID) in Wien. Die internationale Organisation ist der Verständigung der Religionen verschrieben. Das Zentrum ist allerdings umstritten, weil der Hauptsponsor Saudi-Arabien die freie Religionsausübung von Nicht-Muslimen unterdrückt.
Zu feierlichen Eröffnung des Zentrums in der Wiener Hofburg werden hochrangige Gäste erwartet: Neben UNO-Generalsekretär kommen auch die Außenminister der Gründerstaaten Österreich, Spanien, Saudi-Arabien und Vatikan (als Beobachter) sowie religiöse Würdenträger aus dem In- und Ausland.
Am Rande der Zeremonie soll es auch eine Protestaktion der Initiative Liberaler Muslime geben. Namensgebend für die Einrichtung ist der 87-jährige saudische König Abdullah, der als gesundheitlich angeschlagen gilt und nicht zu der Eröffnungsfeier erwartet wird.
Leiten wird das Abdullah-Zentrum der ehemalige saudische Vize-Bildungsminister Faisal bin Abdulrahman bin Muaammar, als Stellvertreterin steht ihm die Ex-Justizministerin (V) zur Seite.
Im Zentrum selbst sollen jedoch nicht das Sekretariat oder die Gründerstaaten die wichtigen Entscheidungen treffen, sondern das neunköpfige Gremium von Vertretern der Weltreligionen. In diesem sitzen je drei Vertreter christlicher und islamischer Glaubensrichtungen - darunter ein Emissär des Papstes und ein saudischer Wahhabit -, sowie Repräsentanten von Judentum, Buddhismus und Hinduismus. Weiters ist ein 100-köpfiges Beratergremium vorgesehen.
Das neue Zentrum wird künftig das Palais Sturany in der Wiener Innenstadt beziehen, die Renovierung war allerdings vor der Eröffnung noch nicht fertig. Für den laufenden Betrieb hat Saudi-Arabien für die ersten drei Jahre zehn bis 15 Millionen Euro an Spenden zugesichert. Politisch werde die Regierung in Riad aber keinen Einfluss nehmen, betonten Vertreter des Zentrums im Vorfeld. Österreich trägt durch Steuererleichterungen zu dem Zentrum bei.
Kritik
Seit der Unterzeichnung des Gründungsvertrages im Vorjahr gab es wiederholt scharfe Kritik an dem Zentrum. Im Nationalrat, wo der Vertrag mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und BZÖ beschlossen wurde, bemängelten die Grünen, es gehe Österreich um Wirtschaftskontakte mit den Golfstaaten und Saudi-Arabien um ein "Feigenblatt" für seine religiöse Intoleranz.
Die FPÖ warnte vor "Hetze" von wahhabitischen "Steinzeit-Moslems" und einer Untergrabung des österreichischen Sicherheitsinteresses. Auch Organisationen wie die Liberalen Muslime (ILMÖ) und Christian Solidarity International (CSI) sprachen sich mit Warnungen vor großem saudischen Einfluss gegen die Errichtung des Zentrums aus.
Hochdotierte Jobs für FP-Nahe?
Für Kontroversen sorgten auch Medienberichte über mögliche Personalia des Zentrums. So hieß es, nach der ehemaligen VP-Ministerin Bandion-Ortner hätten sich weitere Politiker der Volkspartei für Jobs beworben, darunter der Kanzler-Großneffe und Wiener Lokalpolitiker Markus Figl. Unter anderem seien noch vier mit monatlich bis zu 10.000 Euro dotierten Direktorenposten zu vergeben sein. Vonseiten des Zentrums wurden die Angaben nicht dementiert.
Der Anstoß für die Gründung des Zentrum soll ein Treffen von König Abdullah mit dem Papst im Jahr 2007 gewesen sein. Der erste solche Besuch eines saudischen Monarchen in Rom stieß einen Dialog zwischen der katholischen Kirche und dem wahhabitischen Islam an, heißt es von Theologen. Abdullah habe sich daraufhin zur Gründung des Zentrums entschlossen.