Vor der Landtagswahl im Herbst
Umfrage-Knaller – so steht das Match um die Steiermark
Im Herbst wählt die Steiermark einen neuen Landtag. Dabei bleibt aus jetziger Sicht kein Stein auf dem anderen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage.
Die steirische Landtagswahl im November bildet den Abschluss des Super-Wahljahrs 2024 in Österreich. Das Market-Institut hat für den "Standard" 781 steirischen Wahlberechtigten die Sonntagsfrage gestellt. Deren Ergebnis überrascht und deutet auf einen wahren Erdrutsch hin. So steht das Match um die grüne Mark derzeit:
Freiheitliche als klarer Wahlsieger
Klarer Wahlsieger wären die Freiheitlichen unter Ex-Verteidigungsminister Mario Kunasek. Sie kämen auf 26 %. Das wäre ein sattes Plus von 8,5 % und damit fast wieder der Stand von 2015. Damals hatte die FPÖ 26,8 % erreicht. Zur Erinnerung: 2019 war sie – nach dem Ibiza-Skandal – nur mehr auf 17,5 % gekommen und hatte rund neun Prozentpunkte verloren. Der Bundestrend, der die Freiheitlichen klar in Front sieht, macht also auch vor der Steiermark nicht Halt.
Platz zwei ginge mit 24 % an die SPÖ. Sie könnte gegenüber 2019 ein Prozentpunkt zulegen. Allerdings: Das Ergebnis von 2015 unter dem damaligen Landeshauptmann Franz Voves (29,3 % und Platz eins) bliebe für Spitzenkandidat Anton Lang unerreicht.
ÖVP droht bei Drexler-Debüt Debakel
Nur mehr Dritter wäre laut dieser Umfrage die ÖVP. Verluste sind zwar nach den 36,1 % im Jahr 2019 – am Höhepunkt des Hypes um den früheren Bundesparteichef Sebastian Kurz – zu erwarten. Dass die Volkspartei aber nur mehr auf 20 % käme und damit gleich 16,1 % verlieren würde, wäre ein echtes Debakel. Das sind natürlich auch keine guten Nachrichten für den wenig populären Landeshauptmann Christopher Drexler, der gleich bei seinem ersten Antritt von den Wählern abgestraft würde.
Die Ausgangslage vor der Steiermark-Wahl 2024
Im Herbst wählt die Steiermark einen neuen Landtag. 48 Mandate sind zu vergeben. Bei der bisher letzten Landtagswahl 2019 lag die ÖVP mit 36,1 % klar auf dem ersten Platz und erreichte 18 Mandate. Zweiter wurde die SPÖ mit 23 % und zwölf Mandaten. Die FPÖ kam nach Ibiza nur mehr auf 17,5 % und acht Sitze. Die Grünen schafften 12,1 % und damit sechs Sitze im Landtag. Die KPÖ lag mit 6 % knapp vor den Neos mit 5,4 % (je zwei Mandate). Die Wahlbeteiligung lag bei niedrigen 63,5 %.
Market-Politikforscher David Pfarrhofer spricht dementsprechend auch von "fundamentalen Veränderungen gegenüber der Wahl 2019". Denn auch hinter den drei größeren Parteien geht es spannend zu. Sehr stark abschneiden würde die KPÖ von Claudia Klimt-Weithaler mit immerhin 14 % – ein Plus von acht Prozentpunkten gegenüber 2019. Das heißt: Die Kommunisten können auch in der Steiermark von ihrem Aufwind etwa in Salzburg oder Graz profitieren. Platz fünf ginge an die Grünen von Spitzenkandidatin Sandra Krautwaschl mit 8%. Die Regierungsbeteiligung im Bund tut ihnen offenbar nicht besonders gut, wäre das doch ein Minus von 4,1 %. Nur Sechster wären demnach die Neos mit 7 %. Trostpflaster für Spitzenkandidat Niko Swatek: Das wäre ein Zugewinn von 1,6 %.
„Gegenüber der Wahl 2019 wären das fundamentale Veränderungen.“
Landeshauptmann-Direktwahl als knappes Rennen
Abgefragt wurde auch die – fiktive – Landeshauptmann-Direktwahl: Da käme Amtsinhaber Christopher Drexler auf 17 %, das ist genauso viel wie sein SPÖ-Kontrahent Anton Lang. 2019 lag der damalige ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer bei dieser Frage noch bei 30 %. Für den Market-Politikforscher der Beleg, dass dieser Landeshauptmann-Bonus bei Drexler nicht mehr vorhanden ist. Dritter bei der Direktwahl-Frage wäre Mario Kunasek mit 15 %.
Die Bilder des Tages
Eines zeigt sich bei dieser Umfrage: Im Mittelpunkt dieser Landtagswahl stehen laut Meinung der befragten Steirerinnen und Steirer eher die bundespolitischen Themen als die Landespolitik. 32 % glauben, dass die Bundespolitik dominieren wird, 24 % sehen die Landespolitik im Fokus. Bei der Landtagswahl 2019 war das noch umgekehrt. Davon profitieren könnte die FPÖ, wenn der Finanzskandal in der Grazer Stadtpartei samt Untreue-Ermittlungen und Vorwürfen der persönlichen Bereicherung möglichst wenig im Licht der Öffentlichkeit steht.
Mehr als jeder zweite Steirer hält FPÖ für korrupt
Daher ist die Frage nach der vermuteten Korruption in der Steiermark umso interessanter. Sie zeigt: Die Kunasek-FPÖ halten 56 % für eher korrupt und nur 14 % für eher sauber. Das sind die mit Abstand schlechtesten Werte. Sogar ein Fünftel der freiheitlichen Wähler sagt, dass die Partei korrupt sei. Platz zwei in der Korruptions-Tabelle belegt die ÖVP, gefolgt von den Grünen, den Neos und der SPÖ. Am wenigsten korrupt schätzen die Wähler die KPÖ mit 14 % ein. "Saubermann" ist die SPÖ. Sie halten 50 % für eher sauber. Platz zwei geht hier an die KPÖ, Platz drei an die Grünen, knapp vor den Neos.Vorletzter: die Landeshauptmann-Partei ÖVP.