Ukraine

Ukrainische Spezialeinheit rettet russische Soldaten

Russland wird vorgeworfen, den Kachowka-Damm gesprengt und dann Helfer bombardiert zu haben. Nun mussten Russen selbst gerettet werden.

Nach Dammbruch rettet ukrainische Spezialeinheit russische Soldaten.
Nach Dammbruch rettet ukrainische Spezialeinheit russische Soldaten.
20M/Twitter

Ein Video, das von den Ukrainern veröffentlicht wurde, zeigt, wie ukrainische Soldaten der 73. Marine-Spezialeinheit russische Soldaten aus dem Hochwasser retten. Sie waren wegen der durch die Explosion des Kachowka-Damms verursachten Überschwemmungen eingeschlossen. Bei den Russen soll es sich um Häftlinge handeln, wie dem Video zu entnehmen ist. Die Aufnahme kann nicht unabhängig verifiziert werden.

Motive

Die Überschwemmungen betreffen besonders die von Russland besetzte Region südlich des Dnipro, die als ein Hauptziel eines solchen möglichen Vormarsches der Ukrainer gilt. Spekuliert wird, dass der Vorfall ein russischer Sabotageakt sein könnte, um eine ukrainische Gegenoffensive auszubremsen. Moskau streitet das ab. Die Ukraine habe den Damm gezielt gesprengt, mit dem Ziel, die Wasserversorgung für die Krim zu unterbrechen. Die Wahrscheinlichkeit einer ukrainischen Beteiligung angesichts der vielen Nachteile für die Ukraine halten Experten indes für klein, ohne sie aber vollständig auszuschließen.

Vorteile

Auf diesem Abschnitt der 1.500 Kilometer langen Front ist die Luft vorerst draußen – zumal schweres Gerät und Panzer auf geflutetem Boden "für mindestens einen Monat" nicht eingesetzt werden könnten, so Maciej Matysiak, ehemaliger stellvertretender Leiter der polnischen militärischen Spionageabwehr. "Dies schafft eine sehr gute Verteidigungsposition für die Russen, die mit ukrainischen Offensivaktivitäten rechnen", zitiert ihn Reuters. "Bedenkt man, dass sich Russland in der strategischen Defensive und die Ukraine in der strategischen Offensive befinden, ist das kurzfristig auf jeden Fall ein Vorteil für Russland", sagt auch Ben Barry vom International Institute for Strategic Studies.

Bedeutung für Offensive

Unter Experten wurde nie davon ausgegangen, dass die ukrainische Armee ihre Großoffensive in der Region Cherson startet. Entsprechend könnte der Dammbruch "für die Ukraine eine Möglichkeit sein, die Russen abzulenken, während Kiew seine Gegenoffensive startet", sagt Marina Miron vom King’s College in London. Allerdings soll es bereits Berichte geben, wonach Kiew die Pläne für seine Offensive anpassen wird. Die Offensive hatte noch am Montag Fahrt aufgenommen: Erstmals sind an der Front laut übereinstimmenden ukrainischen und russischen Quellen auch westliche Panzer zum Einsatz gekommen, darunter ein deutscher Leopard sowie französische Spähpanzer AMX-10  für Aufklärungsaktionen und schnelle Vorstöße. Das dafür, dass die Ukraine aktuell die Front vor größeren Offensivoperationen noch sondiert.

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    In der Nacht auf 6. Juni wurde der Dnipro-Staudammes am Wasserkraftwerk Kachowka in die Luft gesprengt – <a target="_blank" data-li-document-ref="100274935" href="https://www.heute.at/g/staudamm-bei-cherson-gesprengt-ukraine-droht-riesen-flutwelle-100274935"><em>"Heute"</em> berichtete</a>.
    In der Nacht auf 6. Juni wurde der Dnipro-Staudammes am Wasserkraftwerk Kachowka in die Luft gesprengt – "Heute" berichtete.
    Vergangenheit

    Im Herbst 2022 hatten ukrainische Kräfte die Brücke über den Staudamm mit Präzisionsschlägen angegriffen und den russischen Nachschub gestört. Russische Truppen wiederum hatten bei Rückzügen mit kontrollierten Sprengungen weitere erhebliche Schäden angerichtet. Bald war die Brücke nicht mehr passierbar. Für besondere Beunruhigung sorgte, als die russischen Besatzer im November die Evakuierung Nowa Kachowkas ankündigten. Der ukrainische Oberstleutnant a. D. Oleksij Melnyk warnte letzten Oktober, dass russische Soldaten den eingenommenen Damm sprengen könnten. Solche Warnungen gab es gleichzeitig auch von russischer Seite.

    Dritte Ursache

    Nach der langen Regenzeit im Osten und Süden der Ukraine war der Füllstand des riesigen Dammsee so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr. Dazu soll die Wartung des Dammes seit der Einnahme durch die russischen Truppen im Jahre 2022 vernachlässigt worden sein.

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