Wien

Ukrainerin (36): "Russen nahmen meinen Schwager mit"

Kateryna (36) musste mit Sohn Damir vor den Bombenangriffen in der Heimat fliehen. "Horrorgeschichten" spielen sich in der Ukraine ab, berichtet sie.

Yvonne Mresch
Gemeinsam mit ihrem fünfjährigen Sohn Damir musste Kateryna (36) aus Berdjansk fliehen. Bei einer Schifffahrt an der Donau konnte die junge Familie den Alltag für kurze Zeit vergessen.
Gemeinsam mit ihrem fünfjährigen Sohn Damir musste Kateryna (36) aus Berdjansk fliehen. Bei einer Schifffahrt an der Donau konnte die junge Familie den Alltag für kurze Zeit vergessen.
Helmut Graf

"Sie flohen barfuß", berichtet die 36-jährige Ukrainerin Kateryna. "Die Menschen liefen einfach. Weg von den Bomben, weg von dem Krieg." Die junge Frau lebte in Berdjansk, befand sich jedoch zur Zeit des Kriegsbeginns in Dnipro, wo ihre Mutter auf der Intensivstation lag. Mit ihrem erst fünfjährigen Sohn Damir musste sie vor den Angriffen fliehen.

"Reich und Arm gab es nicht mehr"

Zwei Monate lang lebte die junge Familie in Polen, Kateryna half dort als Freiwillige anderen Geflüchteten. "Ich habe so viele Horrorgeschichten gehört", sagt sie mit brüchiger Stimme, ins Detail geht sie nicht, sagt nur eines: "Es gab kein Reich und Arm mehr, plötzlich sind alle gleich."

Schließlich entschloss sich die 36-Jährige, nach Österreich zu gehen, um dort Fuß zu fassen. In Wien fängt für die Mutter und ihren Damir ein neues Leben an – doch die Gedanken bleiben in der Heimat. "Wir sind hier herzlich und gastfreundlich empfangen worden. Aber meine Familie ist noch in der Ukraine, Damir vermisst seinen Vater."

"Soldaten nahmen meinen Schwager grundlos fest"

Die Geschichten, die sie indes aus der Ukraine hört, sind beängstigend: "Meine Schwester harrt mit ihrer Familie in Berdjansk aus. Vor drei Wochen kamen plötzlich russische Soldaten zu ihnen", erzählt Kateryna. "Sie haben einfach ihren Mann mitgenommen. Und das, obwohl er nichts mit dem Krieg zu tun hatte!"

Seit der Festnahme habe die Familie kein Lebenszeichen mehr erhalten: "Wir hoffen, dass er noch am Leben ist und es ihm gut geht. Wir haben keinen Kontakt mehr zu ihm. Meine Schwester versteckt sich mit ihren Kindern im Luftschutzkeller, sie gehen nur selten raus, wenn gerade keine Bomben über die Stadt fliegen."

Kateryna muss nun für ihre kleine Familie stark sein und in Wien Fuß fassen. Doch ihr größter Wunsch bleibt: "Dass dieser Horror bald ein Ende hat und wir in die Heimat zurückkehren können!"

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