Coronavirus
Übergewichtige sollen Corona-Impfung früher bekommen
Virologe Herwig Kollaritsch sprach in der "ZiB2" über die Impfstrategie in Österreich.
In Israel werden bereits Jugendliche geimpft. Auch Großbritannien legt jetzt bei der Impfstrategie zu, während es in Österreich nur sehr langsam vorangeht. 170.000 Corona-Schutzimpfungen wurden laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober in Österreich bisher durchgeführt.
Verzögerungen bei Lieferungen
Innerhalb der EU wächst nun die Kritik an den jeweiligen Regierungen, auch weil die beiden Impfstofflieferanten Pfizer/Biontech und AstraZeneca weniger Impfdosen als vereinbart liefern werden. EU-Ratspräsident Charles Michel versucht Druck zu machen. Um die Einhaltung der Verträge zu gewährleisten, könne die EU auch "juristische Mittel" nutzen, hieß es.
Herwig Kollaritsch, Virologe und Mitglied im nationalen Impfgremium, sprach in der "ZiB2" über die Strategie in Österreich. "Wir haben kein Bestellproblem, sondern ein Lieferproblem und dieses überschattet das Impfprogramm", so der Mediziner. "Das ist sehr, sehr frustrierend."
Vor Monaten hatte Kollaritsch den Impfplan der Regierung als unrealistisch bezeichnet. "Jetzt hängt alles davon ab, wie gut der Nachschub funktioniert", erklärte er.
Im nationalen Impfgremium wurden sieben Risikogruppen definiert. In der Impfstrategie der Regierung wurden davon nur drei berücksichtigt. "Hier gibt es natürlich Vereinfachungen. Die beiden Impfpläne widersprechen sich nicht. Jener vom Gremium priorisiert mehr nach medizinischen Kriterien", erläutert Kollaritsch.
Übergewicht als Risikofaktor für schwere Verläufe
Laut dem Impfgremium sollen Menschen mit einem Body-Mass-Index über 30 früher geimpft werden. Denn Übergewicht ist laut dem Virologen ein starker Risikofaktor für schwere Verläufe und Todesfälle. In Österreich gelten mehr als eine Million Menschen als adipös.
Von der Regierung wurde diese Gruppe nicht berücksichtig. "Es ist keine Frage, dass es hier andere Gruppen in der Priorisierung gibt, wenn es sich nicht ausgeht", meinte Kollaritsch in Bezug auf die logistischen Herausforderungen.
Auch äußerte er sich zu den "Bürgermeister-Impfungen". "Solche Einzelfälle wird es immer geben. Egal wie man es handhabt, wird es immer kritisiert werden. Impft man Politiker frühzeitig, heißt es, sie sind zu früh drangekommen. Wenn sie sich nicht impfen lassen, sagt jeder sie trauen sich nicht, weil sie Angst vor den Nebenwirkungen haben. Es ist also eine Gratwanderung. Das Personal, das täglich dort arbeitet, auch das Reinigungspersonal, ist natürlich zu priorisieren."
Was die Virus-Mutationen betrifft, meinte Kollaritsch: "Es ist klar, dass wir auf keiner Insel der Seligen wohnen. Die neuen Varianten sind infektiöser, dadurch kann das Infektionsgeschehen leichter aus dem Ruder laufen."