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"Überflüssig" – Hat GenZ keine Lust mehr auf Sexszenen?

Erotik kommt in unzähligen Serien und Filmen vor. Doch will das Publikum, besonders das jüngere, das überhaupt noch sehen? 

20 Minuten
Das erotische Filmmomente der Schlüssel zur Nähe mit dem Publikum sind, zeigt Regisseur Jan Grassmann in seinem Film "99 Moons".
Das erotische Filmmomente der Schlüssel zur Nähe mit dem Publikum sind, zeigt Regisseur Jan Grassmann in seinem Film "99 Moons".
Filmcoopi/20min

Sexszenen in Filmen: erotisch, unnötig oder sogar übergriffig? Im Netz hat unter anderem ein Tweet der US-Bloggerin Brittany Martinez eine Diskussion über Nackt- und Sexszenen in Filmen und Serien ausgelöst. "Ich hasse Nacktheit in TV-Shows. Nichts ist peinlicher, als das Gefühl zu haben, in einen Raum zu treten, in dem eine Gruppe von Leuten Sex hat. Es treibt niemals die Story voran und ist einfach unangenehm, ob man es jetzt mit Eltern, Freund oder Freundinnen schaut", so Martinez. In den Kommentaren zum Tweet findet die Influencerin viel Zuspruch.

Zensurdebatte

So schreibt beispielsweise Talkshow-Radiomoderatorin Apryl Marie: "Ich spule bei solchen Szenen immer vor. Ich finde sie einfach überflüssig. Ich habe so viele Szenen von 'Bridgerton' vorgespult, nur um zu merken, dass ich dadurch einen wichtigen Handlungsstrang verpasst habe." Laut dem Portal "Newsweek" scheint vor allem die Generation Z Mühe mit erotischen Darstellungen in Filmen zu haben, was in Hollywood eine Zensurdebatte ausgelöste hat.

Onlyfans-Model Zahrira Kelly-Cabrera meinte dazu, dass das Problem nicht die Szenen an sich sind, sondern eher die Umstände, unter denen sie manchmal gefilmt werden. "Sexszenen sollten nur von Darstellenden gemacht werden, die sie wirklich machen wollen." So erzählte Schauspielerin Mackenzie Davis gegenüber "Entertainment Weekly", dass sie einst mit einer Sexszene überrumpelt wurde, die gar nicht im Skript stand. Sie habe dann ihren Mut zusammengenommen und gesagt, dass sie das nicht machen werde.

Regisseur klärt auf

Heute sind die Vorgaben für intime Dreharbeiten genau geregelt, wie der Schweizer Filmregisseur Jan Gassmann gegenüber 20 Minuten sagt. Alle Personen, die bei einem solchen Film zu sehen sind, erarbeiten ein Protokoll, in dem erfasst wird, wie viel sie von sich zeigen möchten. Eine Intimitätskoordinatorin bespricht vorab mit den Darstellenden und dem Regisseur die genauen Abläufe und Bewegungen, die in den Szenen vorkommen sollen.

Mehr Schutz für Darsteller

"Früher war es noch öfters so, dass die Regie die Schauspielerinnen und Schauspieler anwies, spontan und intuitiv zu interagieren. Man hat viel von der Verantwortung auf sie übertragen. Die Industrie hat diesbezüglich aber einen sehr großen Sprung gemacht und setzt sich heute mehr für den Schutz der Darstellerinnen und Darsteller ein. Die Me-Too-Bewegung war sicher einer der Auslöser dafür", so Gassmann.

Warum die Generation Z irgendwie keine Lust auf erotische Momente im Film zu haben scheint, erklärt sich der 39-Jährige so: "Nackte Haut und Pornos sind heute so allgegenwärtig, bei Pornografie ist man aber maximal distanziert zu den Darstellenden. Vielleicht fühlen sich einige den Filmcharakteren einfach zu nahe, haben das Gefühl, sie intim zu kennen, und wenn dann eine Sexszene kommt, denkt man sich: 'Ich will das nicht sehen'", so der Regisseur weiter.

Wichtiges Mittel

Für Gassmann sind Sexszenen jedoch ein wichtiges Mittel, um Nähe zu den Figuren zu schaffen und ihre Charaktere herauszuarbeiten. "Die Szene muss aber auch dramaturgisch relevant sein. Auch ich bin dagegen, eine Sexszene im Skript zu haben, nur damit eine da ist."

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